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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Selbstmord machen können, von den einen haben wir es vorher immer deutlich ablesen können, von den andern nicht, aber wir haben uns selten getäuscht. Wenn einer aufeinmal in einem Schwächezustand der furchtbaren Last seiner Innenwelt wie seiner Umwelt, weil er das Gleichgewicht dieser beiden ihn fortwährend bedrückenden Gewichte verloren hatte, nicht mehr standhalten konnte, und dann plötzlich, von einem bestimmten Zeitpunkt an, alles in ihm und an ihm auf Selbstmord deutete, sein Entschluß, Selbstmord zu machen, an seinem ganzen Wesen zu bemerken und bald mit erschreckender Deutlichkeit abzulesen gewesen war, waren wir immer vorbereitet gewesen auf das uns nicht überraschende Fürchterliche als Tatsache, auf den jetzt konsequent vollzogenen Selbstmord unseres Mitschülers und Leidensgefährten, während der Direktor mit seinen Gehilfen niemals und auch nicht in einem einzigen Falle auf eine solche ja immer auch äußerlich lange Zeit sich entwickelnde und zu beobachtende Phase der
Vorbereitung zum Selbstmord
aufmerksam geworden und dadurch von dem Selbstmord des Selbstmörders als Zögling naturgemäß immer vor den Kopf gestoßen war oder vorgegeben hatte, von dem Selbstmord des Selbstmörders als Zögling vor den Kopf gestoßen zu sein, er hatte sich jedesmal entsetzt, gleichzeitig sich von dem doch nichts als Unglücklichen als betrügerischem Unverschämten hintergangen gezeigt und war in seiner uns alle abstoßenden Reaktion auf den Selbstmord des Zöglings immer unbarmherzig gewesen, kalt und nazistisch-egoistisch Anklage erhebend gegen einen Schuldigen, der naturgemäß in jedem Falle immer unschuldig ist, denn den Selbstmörder trifft keine Schuld, die Schuld trifft die Umwelt, hier also immer die katholisch-nazistische Umwelt des Selbstmörders, die diesen von ihr zum Selbstmord getriebenen und gezwungenen Menschen erdrückt hat, er mag aus was für einem Grunde oder aus was für Hunderten und Tausenden von Gründen Selbstmord begangen oder besser
gemacht
haben, und in einem Internat oder in einer Erziehungsanstalt, deren tatsächliche offizielle Bezeichnung ja
Nationalsozialistisches Schülerheim
gewesen war, und eben in einer solchen wie der in der Schrannengasse, die jeden Feinnervigen naturgemäß in allem zum Selbstmord verleiten und verführen und
zu einem hohen Prozentsatz tatsächlich zum Selbstmord führen mußte
, ist ununterbrochen alles ein Grund zum Selbstmord gewesen. Die Tatsachen sind immer erschreckende, und wir dürfen sie nicht mit unserer krankhaft in jedem ununterbrochen arbeitenden und wohlgenährten Angst vor diesen Tatsachen zudecken und die ganze Naturgeschichte als Menschengeschichte dadurch verfälschen und diese ganze Geschichte als eine immer von uns verfälschte Geschichte weitergeben, weil es Gewohnheit ist, die Geschichte zu verfälschen und als verfälschte Geschichte weiterzugeben, wo wir doch wissen, daß die ganze Geschichte nur eine verfälschte und immer nur als verfälschte Geschichte weitergegeben worden ist. Daß er in das Internat hereingekommen ist zum Zwecke seiner Zerstörung, ja Vernichtung, nicht zur behutsamen Geistes- und Empfindungs- und Gefühlsentwicklung, wie ihm beteuert und dann immer und immer wieder vorgemacht worden war, unablässig und mit dem Nachdruck der sich im Grunde dieser unverschämtesten und heimtückischesten und verbrecherischesten aller Erzieherlügen vollkommen bewußten Erziehungsberechtigten, war ihm, dem bis dahin gutgläubigen Zögling, bald klar gewesen, und er hatte vor allem seinen Großvater als seinen Erziehungsberechtigten (sein Vormund war in das Militär, in die sogenannte deutsche Wehrmacht und den ganzen Krieg auf dem sogenannten jugoslawischen Balkan eingezogen gewesen) nicht verstehen können, heute weiß ich, daß mein Großvater keine andere Wahl hatte, als mich in das Internat in der Schrannengasse und also als Vorbereitung auf das Gymnasium in die Andräschule als Hauptschule zu geben, wenn er nicht haben wollte, daß ich aus jeder Art von Mittelschulbildung und also in Konsequenz später Hochschulbildung ausgeschlossen sein sollte, aber auch nur an Flucht zu denken, war sinnlos gewesen, wo die einzige Fluchtmöglichkeit nur die in den Selbstmord gewesen war, und so haben es viele vorgezogen, ihre vom nationalsozialistischen Totalitarismus (und von dieser diesen Totalitarismus wenn auch nicht in allem verherrlichenden, ja anhimmelnden, so doch immer mit Nachdruck fördernden Stadt, die dem jungen hilflosen

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