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Die Backlash-Mission

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von Trendors verschrobenen Wertvorstellungen. Der
Präfekt hatte sich nicht damit begnügt, die Rebellen, die in seine Gewalt gerieten, zu verhören
und hinrichten zu lassen, sondern hatte auch darauf bestanden, alle ihre Kinder einer
Loyalitätskonditionierung zu unterziehen. Damit nahm er den Rebellen das Letzte weg, das ihnen
noch geblieben war.
Marcovicz sah noch immer das Gesicht seines Vaters an dem Morgen vor sich, an dem die
Konditionierung seines Sohnes abgeschlossen war - sein Entsetzen, als Trendor ihm mit makabrer
Befriedigung erklärte, was mit seinem fünfjährigen Sohn geschehen war. Marcovicz hatte seinen
Vater damals zum letzten Mal gesehen, bevor dieser hingerichtet wurde, und hatte seither nachts
oft wach gelegen und versucht, eine bessere Erinnerung an ihn zu finden, an die er sich klammern
konnte. Er hatte auch lange Zeit versucht, Trendor zu hassen, obwohl er wusste, wie aussichtslos
es war. Verstandesmäßig fand er genügend Gründe für einen solchen Hass, aber die Gefühle, durch
die solche Überlegungen in Handlungen umgesetzt wurden, fehlten einfach. Und er konnte sie auch
nicht heraufbeschwören.
Noch länger hatte er dazu gebraucht, sich mit der Tatsache abzufinden, dass nicht er an dieser
Unfähigkeit schuld war; das galt auch für die Tatsache, dass er nicht imstande war, sich wegen
dieser Schwäche zu hassen.
Seitlich von ihm bewegte sich etwas zwischen den Blättern.
Versuchte jemand, sich an ihm vorbeizuschleichen? Marcovicz holte tief Luft und redete sich ein,
dass er nichts gehört hatte. Er musste nur dabei bleiben, dann war der Eindringling an ihm
vorbei, und Trendor war tot.
Er drehte sich unvermittelt um, legte den Laser an, und der mit der Waffe verbundene
Infrarotscheinwerfer machte die Bewegung mit. Marcovicz betätigte einen Schalter an seinem
Gewehr, und die Landschaft vor ihm wurde taghell erleuchtet.
Mitten in seinem Gesichtsfeld suchte ein Eichhörnchen nach Nüssen; es bemerkte weder das
unsichtbare Licht noch die drohende Waffe.
Marcovicz grinste erleichtert und belustigt und schaltete den Scheinwerfer ab. Augenblicklich
setzten die Anrufe von den übrigen Wächtern ein, die das Licht gesehen hatten. Marcovicz
beruhigte sie, und kurz darauf herrschte in dem Gebiet wieder wachsame Stille. Für Leute, die
nicht glauben, dass jemand kommt, reagieren sie ganz schön nervös, dachte er
ironisch.
Doch in diesem Job überlebte man nur, wenn man nervös reagierte.
Also würde auch Marcovicz weiterhin nervös reagieren. Trotz aller Schattenseiten war das Leben
immer noch lebenswert, und außerdem wäre es eine Schande, wenn er sich in einer so herrlichen
Nacht umbringen ließ.
Er schickte einen letzten Blick zu den Sternen empor und setzte seine Runde fort.

Lathe sah sich in dem behaglichen Wohnzimmer um.
»Ich hoffe, dass dieser Raum sicherer ist als der letzte, in dem wir miteinander reden
wollten.«
Bernhard versuchte gar nicht erst zu lächeln. »Er ist sicher.« Sein Blick wanderte zu Caine.
»Noch ein Angehöriger Ihres Teams?«
»Allen Caine«, stellte ihn Lathe vor. »Leiter eines eigenen Einsatzteams, das zurzeit unter
meinem Befehl steht.« Es hatte keinen Sinn, gerade jetzt Haarspalterei zu treiben, und außerdem
musste Bernhard ja nicht alle Einzelheiten erfahren. »Haben Sie die Liste für mich?«
»Sie ist nicht sehr lang.« Bernhard unterbrach sich, und auf sein Gesicht trat ein seltsamer
Ausdruck. »Sie haben es tatsächlich geschafft, den Sicherheitsdienst zur Weißglut zu
bringen.«
»Das war immer schon eine Stärke der Blackcollars«, entgegnete Lathe sanft. »Ist diese plötzliche
Erkenntnis auf eine neue Aktion zurückzuführen, oder erfahren Sie immer so spät von den
Tagesereignissen?«
»Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht so leichtfertig Witze reißen.« Bernhard zeigte auf Caine.
»Vor allem, wenn Sie Zivilisten mitschleppen.«
Caine bewegte sich, schwieg jedoch auf Lathes Handzeichen hin. Der Comsquare war darauf gefasst
gewesen, dass Bernhard Caines fehlenden Drachenkopfring bemerken würde, doch seine Reaktion war
merkwürdig heftig. »Er hat die komplette Ausbildung bekommen und weiß, was er tut«, erklärte er
daher.
»Als ob ihm das etwas nützen würde.« Bernhard stieß die Luft zischend aus, warf Kanai einen Blick
zu und zog ein Kuvert aus der Tasche. »Da haben Sie Ihre Liste. Es stehen fünf Namen darauf, und
alle Genannten stehen im Rang eines Majors oder darunter. Es tut mir leid, aber mehr

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