Die Badlands 2
er von der Treppe aus verkündet hatte, dass Lycoris und er heiraten würden. Zwar konnten sie jedes Jahr nur wenige Tage zusammen sein, aber ihre Ehe gewann schon bald einen legendären Ruf. Am zehnten und zwanzigsten Jahrestag waren Sammlungen ihrer Briefe veröffentlicht worden. Evek entsann sich an goldene Momente, kostbar und durch seine Gedichte konserviert. Die Geburt seiner Söhne überstrahlte alles andere. Seit sein jüngster Sohn dem Maquis zum Opfer gefallen war, hatte er keine einzige Zeile mehr geschrieben…
»Oh, entschuldigen Sie…«
Gul Evek drehte den Kopf, während seine Gedanken auch weiterhin Bildern der Vergangenheit galten. Ein hoch gewachsener Mann in roter Starfleet-Uniform stand verlegen auf der Treppe, nachdem er über mehrere Stufen hinweggesprungen war.
»Es tut mir Leid«, sagte er. »Ich habe Sie nicht gesehen. Es lag mir fern, Sie zu stören.«
Er brachte die restlichen Stufen langsamer hinter sich und trat zum Fenster. »Ihr Schiff ist eine echte Schönheit.«
»Ja, das stimmt«, murmelte Gul Evek.
Der Mann deutete auf sich selbst. »Ich bin Tom Paris.«
Seine Untergebenen wären nicht so tollkühn gewesen, sich auf diese Weise an Evek zu wenden. Sie hätten erst um Sprecherlaubnis bitten und einen guten Grund vorweisen müssen.
Der Gul musterte den jungen Mann. Er trug eine Uniform, ja, aber es fehlten Insignien und Rangabzeichen.
»Sie sind kein Besatzungsmitglied der Voyager«, stellte Evek fest.
»Ist das so deutlich zu erkennen?«, fragte Paris.
»Ja.«
Paris lachte kurz, aber es klang humorlos. Abrupt nahm er Platz und versuchte nicht mehr, den Cardassianer in ein Gespräch zu verwickeln.
Eine Zeit lang sahen sie beide aus dem Fenster, beobachteten die vorbeiziehenden Sterne und das Glühen des Kraftfelds, das die Vetar umgab.
Dann seufzte Paris. »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich wusste nicht, dass ich damit den Rest meines Lebens ruinieren würde.«
Gul Evek nickte langsam. »Ich teile diese Erfahrung.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Ich habe gehofft, mich reinwaschen zu können.« Evek dachte an die vergangenen Wochen zurück, die sie mit einer vergeblichen Suche nach der Selva verbracht hatten. Er brauchte eine Möglichkeit, die Schuld dort abzuladen, wo sie hingehörte. Wenn Seska nicht vor Gericht gestellt werden konnte, würde sich die Anklage auf Eveks Befehl konzentrieren, den Hinterhalt vorzubereiten. »Ich habe so sehr gehofft…«
Paris zeigte Interesse. »Sie konnten die Dinge nicht in Ordnung bringen? Ich habe mich gefragt, ob so etwas möglich ist…«
»Nein. Meine militärische Karriere ist zu Ende. Und etwas anderes gibt es nicht.« Von Unbehagen geprägte Stille folgte.
Nach einer Weile erhob sich Gul Evek. »Ich gehe jetzt.«
Er sah noch einmal zur Vetar. Eine wundervolle Zeit lag hinter ihm; leider ließ sie sich nicht zurückholen.
Dann kehrte er der Vergangenheit den Rücken und ging die Treppe hoch, um sich der unausweichlichen Konsequenz zu stellen.
X.
Paris lehnte sich zurück, nachdem der Cardassianer den Beobachtungsraum verlassen hatte. Ihr Gespräch schien nicht beendet, nur unterbrochen zu sein. Er gewann den Eindruck, dass es viele wichtige Dinge gab, die nicht ausgesprochen worden waren.
Er blickte zur Vetar und runzelte die Stirn. Warum konnte er so zungenfertig sein, wenn es um unwichtige Dinge ging – und so ausgesprochen ungeschickt, wenn eine Konversation wirklich von Bedeutung war? Er wusste nicht einmal, mit wem er sich unterhalten hatte. Nur eins stand fest: Es musste ein Offizier gewesen sein.
Als er aufstand, berührte seine Hand ein Objekt auf dem Kissen neben ihm. Ein kleines isolineares Speichermodul lag dort. Es war rund, anders als der übliche Typ, und das Gehäuse wies ein cardassianisches Symbol auf.
Es lag dort, wo der Cardassianer gesessen hatte – vermutlich gehörte es ihm. Vielleicht war es ihm versehentlich aus der Tasche gerutscht.
Paris fühlte sich versucht, auf die gespeicherten Daten zuzugreifen, aber das hätte ihn in erhebliche Schwierigkeiten bringen können.
Sollte er das Speichermodul Captain Janeway geben, damit sie es dem rechtmäßigen Eigentümer zukommen ließ? Nun, eine seltsame Art von Empathie verband ihn mit dem Cardassianer, und er hätte das Gespräch mit ihm gern fortgesetzt.
Er nahm das stabförmige Modul und ging zum Wandschirm, der mit dem Bordcomputer verbunden war. Dort hob er das Objekt und forderte eine Übersicht cardassianischer Insignien an. Er verglich das
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