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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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werde ich alle ausheben und von ihrem Posten vertreiben. Es liegt zum großen Teil an ihnen, dass die Verbrecher so ungestört plündern und morden können.«
    »Ohne Zusammenarbeit mit den deutschen Staaten ist das unmöglich!«, sagte Diepenbach.
    Anton Keil lachte: »Wir werden es schaffen!« Er nahm eine neue Zigarre. »Erkundige dich bei allen Gefangenen nach einem Anführer, den man ›Fetzer‹ nennt. Vielleicht kann ihn jemand beschreiben. Die drei Häftlinge werden den Mund nicht aufmachen. Wir haben fast nichts in der Hand gegen sie.«
    »Sie hatten gefälschte Papiere bei sich«, warf der Sekretär ein.
    Anton Keil machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wer hat denn schon echte, gültige Papiere? Erst das Passgesetz wird das andern. Mach den dreien zur Auflage, aus dem Departement zu verschwinden, und lass sie laufen. Ihre Beschreibung haben wir ja in die Kartei aufgenommen.«
    Kurz vor Weihnachten 1798 kamen die Hehler Itzig Reckenich und sein Bruder Salmchen in die Herberge des Belz. Sie berichteten den Räuberoffizieren von dem Reichtum des Viehhändlers in Steimel, das gerade noch im französisch besetzten Gebiet lag. Die Bande bestimmte Hammerich, der sich in der Gegend auskannte, zum Anführer des Überfalls. Mathias und Johann wurden zu Unterführern gewählt.
    Am nächsten Abend waren sie vollzählig am Treffpunkt. Sie zogen zum Haus des Viehhändlers. Es wurden Wachen aufgestellt und das Schloss der Kirchentür verstopft. Dann zündeten sie die Fackeln an und zerschmetterten mit dem Sturmbalken die Haustür des Viehhändlers. Unter lautem Geschrei stürmten die Männer ins Haus, aber die Tür zur Stube war fest verrammelt. Sie widerstand den Stößen des Rammbaums.
    »Wir brechen ein Loch in die Wand!«, rief Mathias ungeduldig.
    Zweimal donnerte der Balken gegen die Lehmwand, bis ein radgroßes Loch entstanden war. Die Männer johlten. Mathias drängte sich an die Öffnung. »Für mich ist das Loch groß genug. Ich klettere durch und mach die Tür von innen auf.« Kaum war er bis zum Rumpf in der Stube, als viele Hände ihn fassten und ganz in das Zimmer rissen. Mit dicken Knüppeln schlugen sie auf ihn ein. Am Kopf getroffen, sank Mathias zu Boden. Vier Männer traten ihn mit Stiefeln in den Leib und ins Gesicht, er verlor das Bewusstsein.
    Johann sah durch das Loch, was mit seinem Freund geschah. »Reißt die ganze Wand ein! Reißt sie ein!«, schrie er.
    Kaum war der Spalt so groß, dass ein Mann hindurchgehen konnte, stürzte sich der Straßburger laut schreiend mit gezücktem Säbel in die Wohnstube. Er stach einen der Bewohner nieder. In diesem Moment fiel die ganze Tür mit dem Rahmen ins Zimmer. Die nachfolgenden Gefährten überwältigten die Männer, fesselten und knebelten sie. Mathias war wieder bei Bewusstsein. Er hatte eine klaffende Wunde auf der Stirn, Blut quoll ihm aus dem Mund. Johann fasste ihn unter den Achseln und schleppte ihn ins Freie. Die Banditen plünderten. Der Lärm weckte das Dorf. Johann stützte den Verwundeten und ging langsam mit ihm in den nahen Wald.
    Sobald Kisten und Schränke durchsucht waren, folgte ihnen die restlichen Bande. Jetzt erst hatten die Dorfbewohner den Mut, dem Viehhändler mit Fackeln und Gewehren zu Hilfe zu kommen.
    Mathias wurde von den Gefährten auf einem großen, weitverzweigten Ast getragen. Die Bande erreichte ungesehen nach einem weiten Umweg ihren Unterschlupf in Neuwied. Zweihundertfünfzig Golddukaten und etwas Silber hatten sie erbeutet.
    Mathias musste zwei Monate in der Kammer seiner Frau liegen. Johann saß oft an seinem Bett. Die beiden übten mit Schlössern.
    Christine versorgte ihren Mann. Aber es war ihr langweilig. Erst als Mathias schon auf dem Weg der Besserung war, machte es ihr Freude, ihn ständig in der Nähe zu haben.
    Es dauerte noch lange, bis Mathias wieder die Treppe der Herberge ohne Schmerzen hinunter- oder heraufsteigen konnte. Er war jetzt einundzwanzig Jahre alt.
    Erst im März 1799 ging er wieder bei einem Raubüberfall mit.
    Bis dahin hatte er in dem Zwischenzimmer des Belz die Unternehmungen der Bande geplant und vorbereitet. Er hatte die Männer in Wachposten, Stürmer und Plünderer eingeteilt. Er hatte Kugeln gegossen und nach den Überfällen sorgfältig die selten gewordenen Pistolen und Gewehre gereinigt. Belz konnte keine neuen Waffen mehr besorgen. Weder die französischen Besatzer noch die Stadtsoldaten wagten es, weiter mit Waffen Geschäfte zu machen. Die Bestimmungen wurden zu streng

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