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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Augen hat.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Genesis. Du denkst, Jared Rinehart könnte Genesis sein.« Sie wandte sich ihm zu. »Vielleicht denkt Rinehart das umgekehrt von dir.«
    Der Klinkerbau des Comfort Inn unweit des Washingtoner Kongresszentrums in der Thirteenth Street hatte die vertraute
grün-gelbe Markise über dem Eingang. Belknap verlangte ein Zimmer nach hinten hinaus. Mit Einzelbetten. Das Zimmer war klein und düster; beide Fenster führten auf Mauern hinaus. Genau darauf kam es ihm an. Auch hier bedeutete Anonymität Sicherheit. Sie aßen in einem Schnellrestaurant zu Abend, und bevor sie zurückfuhren, ging Andrea noch in einen Kopiershop mit Internetzugang. Die Entscheidung, sich ein Zimmer zu teilen, war nicht besprochen worden; das hatte sich einfach so ergeben. Beide wollten nicht voneinander getrennt werden – nicht nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten.
    Belknap spürte, dass Andrea etwas auf der Seele brannte, und beobachtete sie weiter, suchte nach den Haarrissen eines verzögerten Traumas.
    »Möchtest du über Rosendale reden?«, fragte er schließlich, nachdem beide sich die Zähne geputzt hatten. Sie sollte wissen, dass diese Tür offen stand, auch wenn er sie nicht ermutigte, sie zu benützen.
    »Einerseits … ist dort was passiert«, antwortete sie zögernd. »Andererseits habe ich dort etwas erfahren.«
    »Ha«, sagte er einfach.
    »Ich möchte dir erzählen, was ich erfahren habe.«
    »Und ich würde es gern hören.«
    Andrea nickte rasch. Er sah ihr an, mit welcher Anstrengung sie sich sammelte. »Also, in meinem Beruf als Investmentanalystin gibt’s etwas, das wir das Rohdaten-Stadium bezeichnen. In dem befinde ich mich jetzt.«
    Sogar im gelblichen Schein der billigen Lampen war sie schön. »Was meinst du, soll ich auf die laminierte Titelseite und die Spiralbindung warten?«
    Andrea lächelte halb, aber ihr Blick blieb ernst. »Ich sehe nach einem bestimmten Schema geleistete Zahlungen. In aller Welt. Jeweils zu einem Zeitpunkt, der Wahlmanipulation nahelegt.« Sie war jetzt konzentriert, sprach mit wachsendem Selbstbewusstsein.
    »Wahlbeeinflussung, durch die genehme Kandidaten ins Amt gebracht werden?«
    »Nur durch Indizien zu beweisen, aber das gehört mit dazu, glaube ich. Offenbar kann man das Schicksal der Partido por la Democracia nicht in den Händen gewöhnlicher Bürger lassen.«
    »Langsam, Andrea. Bitte Schritt für Schritt.«
    »Bei der Entdeckung einer Serie von Kurssicherungsgeschäften fing ich an, mich zu wundern. Auf Einzelheiten kommt’s dabei nicht an. Bedeutsam ist, dass die Bancroft-Stiftung Millionen von Dollar auf Bankkonten in aller Welt überwiesen hat. Nach Griechenland, auf die Philippinen, nach Nepal, sogar nach Ghana. Nun, wie sich nachweisen lässt, waren die Jahre und Orte kein Zufall. Jede dieser Überweisungen ist mit einem politischen Umschwung zusammengetroffen.
    Im Jahr 1956 wurden einige Millionen Dollar in Finnmark umgewechselt – und wenig später hatte Finnland einen neuen Staatspräsidenten. Übrigens nur mit knappem Vorsprung. Der Kandidat siegt mit nur zwei Wahlmännerstimmen mehr, bleibt dann aber ein Vierteljahrhundert lang an der Macht. Aus den Yen-Transfers scheint hervorzugehen, dass die japanische Liberaldemokratische Partei zu den großen Nutznießern der Stiftung gehört hat. In Japan haben alle möglichen Kommunal- und Bezirkswahlen eine Konsolidierung im Abgeordnetenhaus bewirkt – anscheinend immer mit Stiftungsmitteln gefördert. Oder nehmen wir Chile, wo der Wahlsieger im Jahr 1964 Eduardo Frei Montalvo geheißen hat. Zufällig hatte die Bancroft-Stiftung im selben Jahr eine starke Position in chilenischen Pesos aufgebaut.«
    »Und woher weißt du das alles?«
    »Vor allem gibt es Hinweise auf viele Kurssicherungsgeschäfte, weil die Stiftung, die damals noch nicht entfernt so reich war wie heute, viele Millionen Dollar in fremde Währungen tauschen musste. So hat’s im Jahr 1969 einen riesigen Umtausch in ghanaische Cedi gegeben. Ich habe in den Jahresberichten der
Stiftung nachgesehen, aber im betreffenden Jahr kein Großprojekt in Ghana gefunden. Andererseits wurde damals Kofi A. Busia, Vorsitzender der Fortschrittspartei, zum Ministerpräsidenten vereidigt. Ich möchte wetten, dass Paul Bancroft diesem Kerl nicht widerstehen konnte.«
    Belknap zog die Augenbrauen hoch. »Wieso nicht?«
    »Wegen seiner Biografie. Busia hatte in Oxford promoviert, war Soziologieprofessor an der holländischen

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