Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Metalldetektor gegangen. Sie können mich nach Waffen abtasten, wenn Sie wollen.«
Im Blick des anderen glitzerte Bereitschaft zur Konfrontation. »Aber Sie sind beim Betreten des Gebäudes nirgends registriert worden«, stellte er nachdrücklich fest.
»Wär’s Ihnen lieber, wenn’s anders wäre?«
Sutton hielt seinem Blick lange stand. »Schwer zu sagen.«
»Ist der Senator bereit, mit mir zu sprechen?«
»Das kann ich nicht beurteilen.«
»Ihre Entscheidung steht noch nicht fest, meinen Sie.«
»Ja«, bestätigte der korpulente Stabschef. Der Blick seiner blassen Augen war hellwach. »Genau das meine ich.«
»Sollten Sie der Ansicht sein, dass wir nichts miteinander zu besprechen haben, brauchen Sie’s nur zu sagen. Dann sehen Sie mich nie wieder. Aber das wäre ein schwerer Fehler.«
Wieder eine längere Pause. »Okay, Sie kommen mit. Wir können in meinem Büro miteinander reden.« Mit lauterer Stimme sagte er: »Tatsächlich verstehen viele Leute die Haltung des Senators zu Agrarsubventionen falsch. Ich nehme gern die Gelegenheit wahr, sie Ihnen zu erläutern.«
Das biometrische System zur Gesichtserkennung im Hart Senate Office Building war ohne viel Tamtam, sogar ohne offizielle Ankündigung installiert worden. Es befand sich noch in der Erprobung, obwohl es bei den bisherigen Tests neunzig Prozent Treffer erzielt hatte. Die mit einem Rechner im Gebäude und einer auswärtigen Datenbank verbundenen Überwachungskameras arbeiteten mit einem Mehrfach-Algorithmus. Bei niedriger Auflösung registrierte jede Kamera rasch das Auftauchen eines kopfförmigen Objekts, wonach die Kamera auf hohe Auflösung umschaltete. Solange ein Gesicht dem Objektiv mindestens in einem Winkel von fünfunddreißig Grad zugekehrt war, wurde es automatisch verändert: gedreht und auf einheitliche Größe gebracht, damit es mit den gespeicherten Gesichtern verglichen werden konnte. Das bearbeitete Videobild wurde in einen 84-Byte-Code umgewandelt – in einen nummerischen Gesichtsabdruck, der sechzehn Kennzeichen berücksichtigte – und mit Hunderttausenden von gespeicherten Datensätzen verglichen.
Das Erkennungssystem konnte alle zehn Sekunden zehn Millionen Gesichter vergleichen, wobei jedem Vergleich ein bestimmter Zahlenwert zugeordnet wurde. War dieser Wert hoch
genug, wurde eine vorläufige Übereinstimmung festgestellt, und die Überwachungskamera schaltete auf höchste Auflösung um. Blieb es bei der vermuteten Kongruenz, wurde das Personal einer auswärtigen Überwachungszentrale alarmiert. Erst dann verglichen Menschen die beiden Bilder miteinander und ersetzten die mathematische Analyse von Gesichtskennzeichen durch altmodisches menschliches Urteilsvermögen.
Genau das passierte jetzt: Auswerter spielten die Videoaufnahmen ab und verglichen sie mit dem vorliegenden Vergleichsbild. Das Ergebnis stand außer Zweifel. Der Computer ließ sich durch Brillen und falsche oder abrasierte Bärte nicht täuschen; die Gesichtsindizes, die er analysierte, waren praktisch unveränderlich: Schädel, Nasenform, Augenhöhlen. Der Kinnwinkel, der Augenabstand – solche Kennzeichen ließen sich durch Haartönung oder Brillen nicht verändern.
»Sie stimmen überein«, sagte ein schmerbäuchiger Auswerter, der den größten Teil seiner Arbeitszeit in einem verdunkelten Raum verbrachte und Chips mampfte: mit rhythmischen Tütezu-Mund-Bewegungen, die manchmal fast ohne Unterbrechung stundenlang anhielten. Er trug Cargo Pants, aus denen ein Hawaiihemd hing.
»Dann klickst du dieses rote Kästchen an, und damit hat sich die Sache.«
»Alle werden benachrichtigt?«
»Dann wird benachrichtigt, wer benachrichtigt werden muss. Hängt von dem Kerl ab. Also, manchmal ist’s ein Fall fürs Sicherheitspersonal und die Washingtoner Cops. Aber manchmal ist’s jemand, den CIA oder FBI nur überwachen wollen – zum Beispiel ein Ausländer, der davon aber nichts merken soll. Sie entscheiden selbst, wie sie verfahren sollen. Das ist nicht unser Bier.«
»Einfach das rote Kästchen anklicken.« Er ließ ein Häufchen Fritos in die Tüte zurückfallen und starrte auf den Bildschirm.
»Einfach das rote Kästchen anklicken. Fühlt sich gut an, was? Klick – und schon läuft alles von selbst ab.«
Der Mann in dem Stratus-Coupé trank seinen Kaffee aus, dann nahm er den Pappbecher leicht in beide Hände. Der Becher mit zwei Henkeln erinnerte vage an eine Amphora. In nachgemachter griechischer Schrift war blau gedruckt zu
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