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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schaden können. Aber ansonsten stand er in dem Ruf, ein moderater Pragmatiker zu sein. Er war vielleicht etwas zu umtriebig, oft zu vorschnellen Konzessionen bereit, um seine Gesetzesvorlagen durchzubringen. Aber in einer gesetzgebenden Körperschaft, die zunehmend polarisiert wurde, galt er als eine Art Staatsmann. Und es gab keine Hinweise auf ungehörige, unerklärliche Reichtümer, die Kirk in seiner Zeit als Senator angesammelt hatte.
    Belknap hatte sich schließlich dafür entschieden, seinem Instinkt zu vertrauen. Der Mann war kein Schurke, kein Verbrecher. Er war, was er zu sein schien. Das anzunehmen war ein Glücksspiel, aber dieses Risiko wollte er auf sich nehmen. Hätte es außerdem eine gewalttätige Lösung gegeben, um an die Kirk-Kommission heranzukommen, hätte längst jemand darauf zurückgegriffen.
    Daher hatte Todd Belknap beschlossen, das Einzige zu tun, das nur er tun konnte: die Wahrheit zu sagen. Er würde wieder einmal den Vordereingang benützen.
    Jetzt beugte Philip Sutton sich über seinen unaufgeräumten Schreibtisch. »Was Sie bisher erzählt haben, lässt sich alles nachprüfen. Sie haben gesagt, man habe versucht, Sie vor die Tür zu setzen. Offiziell sind Sie in unbezahltem Urlaub. Das Datum Ihrer Anwerbung, die Zahl Ihrer Dienstjahre – alles genau zutreffend.«
    »Das hat seinen Grund«, sagte Belknap. »Eine Art Manipulation, könnte man sagen. Ich rechne mir aus, dass Sie mir ein bisschen trauen werden, wenn ich Ihnen ganz ehrlich die Wahrheit sage.«
    Über Suttons Gesicht mit den Hängebacken zog ein schwaches Lächeln. »Ehrlichkeit? Ich bin in der Politik. Das ist ein schäbiger, gemeiner Trick, auf den wir nur selten zurückgreifen.«
    »Not kennt kein Gebot«, sagte Belknap. »Sind Sie bei Ihren Recherchen auch auf einen Hinweis auf eine ›verwaltungsmäßige Rückführung‹ gestoßen?«
    Der Gesichtsausdruck des Stabschefs war Antwort genug.
    »Sie wissen, was das bedeutet, nicht wahr?«
    »Ich kann’s mir denken. Gehört das mit zu Ihrer Strategie der absoluten Offenheit?«
    »Aber sicher. Und auch, dass ich diese Strategie eingestehe.«
    Sutton legte seine professionelle Jovialität ab; seine Augen bohrten sich in Belknaps. »Erzählen Sie mir von Genesis.«
    »Das tue ich gern – mit Erlaubnis des Senators«, antwortete Belknap listig.
    Sutton stand auf und ging den Flur entlang davon. Für einen Mann seines Umfangs bewegte er sich erstaunlich leichtfüßig. Er kam rasch zurück und machte Belknap ein Zeichen, mitzukommen. »Der Senator möchte Sie sprechen.«
    Am Ende des kurzen Korridors mit schmalen Büros lag Bennett Kirks Arbeitszimmer. Der große Raum stand voll dunkler, wuchtiger Möbel, die der Senator vermutlich von seinen Vorgängern übernommen hatte. Wandhohe dünne Vorhänge ließen nur gedämpftes Sonnenlicht ein.
    Senator Bennett Kirk – groß und schlaksig, mit seiner unverkennbaren silbernen Mähne – stand schon, als der Besucher eintrat, und schätzte ihn mit der Raschheit und dem Scharfblick eines gewieften Politikers ein. Belknap glaubte zu spüren, wie Kirks graue Augen sein Gesicht absuchten: sondierend, taxierend, urteilend. Eine Spur von Nachgeben war ebenso wahrzunehmen wie die Andeutung eines beifälligen Lächelns. Kirks Händedruck war fest, aber nicht übertrieben herzlich.
    »Freut mich, dass Sie Zeit für mich haben, Senator«, sagte Belknap. Aus der Nähe glaubte er in den distinguierten Zügen des Älteren beinahe etwas Ausgezehrtes zu erkennen – nicht so sehr Müdigkeit, als die Anstrengung, Müdigkeit zu verbergen.
    »Was haben Sie mir zu erzählen, Mr. Belknap?«, fragte Kirk, als sie Platz genommen hatten. »Ich bin ganz Ohr. Na ja, natürlich auch reichlich Mund.«
    Belknap lächelte. Trotz des Ernsts seiner Mission erlag er unwillkürlich dem schlichten Charme dieses Mannes. »Machen wir uns nichts vor, Senator. Mein Sesam-öffne-dich war ›Genesis‹. Dieses Zauberwort hat mich hergebracht.«
    »Tut mir leid, aber ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Sie reden.«
    »Schluss mit der Zeitvergeudung!«, knurrte Belknap. »Ich bin nicht hier, um Rommé zu spielen.«
    Kirks Blick war wachsam. »Dann legen Sie Ihre Karten auf den Tisch.«
    »Also gut. Ich habe Grund zu der Annahme, dass jemand mit dem Decknamen Genesis eine Gefahr für die Welt bedeutet. Genesis  – wer auch immer sich hinter diesem Namen verbirgt – bedroht auch Sie unmittelbar. Und andere Leute. Sie müssen aufpassen, damit Sie von Genesis nicht

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