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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Metern Breite auf einem wackelig aussehenden Holzsteg stand. Er stellte seine Stablampe auf mittlere Lichtstärke und bewegte ihren Strahl, um die Umgebung in Augenschein zu nehmen. Die Wände des betonierten Tunnels bedeckten feuchtes Kondenswasser. Kabel, die meisten gut bleistiftdick, überzogen die Wände mit bunten Längsstreifen in Schwarz, Orange, Rot, Gelb und Blau. Fünfzig Jahre alte Telefonkabel hingen neben Koaxialkabeln aus den Siebzigerjahren und modernen Glasfaserkabeln, die Telefongesellschaften wie Enel und ACEA verlegt hatten. Den
meisten Leuten, die einen Enel-Wagen fuhren und eine Enel-Uniform trugen, hätten ihre Farben etwas gesagt, vermutete Belknap. Er würde eine Ausnahme verkörpern müssen.
    An der Decke sammelten sich Wassertropfen, wurden schwerer und fielen in unregelmäßigen Intervallen herab. Belknap sah auf einen kleinen Leuchtkompass. Die Villa lag ungefähr zweihundert Meter vor ihm. Er legte den größten Teil dieser Strecke mühelos im Tunnel für Versorgungsleitungen zurück, der parallel zur Straße verlief.
    Ein guter Mann ist nicht aufzuhalten, überlegte er sich. Oder ein böser.
    Will Garrisons Drohungen und Proteste ließen Belknap völlig kalt. War er in der Vergangenheit manchmal zu weit gegangen? Ohne Zweifel. Belknap war nicht der Typ, der an der Fußgängerampel auf WALK wartete, bevor er die Straße überquerte. Von Aktenkram verstand er nicht allzu viel. Der Bogen des Universums ist weit, aber in Richtung Gerechtigkeit gekrümmt, hatte ein Prophet einst gesagt, und Belknap hoffte, dass das stimmte. Dauerte das jedoch zu lange, war er gern bereit, ihn zu biegen.
    Er war kein introspektiver Mensch, hegte aber auch keine Illusionen, was ihn selbst betraf. Kein Zweifel, er konnte reizbar, hitzköpfig, sogar brutal sein. Es gab – seltene – Augenblicke, in denen sein Zorn das Bewusstsein ausschaltete, und in solchen Momenten erlebte er das Gefühl von Besessenheit. Höher als jede andere Eigenschaft schätzte er Treue: Sie war die treibende Kraft in seinem Leben. Er konnte sich nichts Verächtlicheres als Untreue vorstellen – nur war das keine Frage der Vorstellung. Dieses Bewusstsein war ihm angeboren, steckte in jeder Faser seines ganzen Wesens.
    An der Stelle, wo der Tunnel, der Straße folgend, eine Kurve beschrieb, klaffte in dem Holzsteg eine einen Meter breite Lücke. Belknap bemerkte sie eben noch rechtzeitig und überwand sie mit einem Sprung. Sein Werkzeug – Brecheisen und Wurfanker –
schlug schmerzhaft gegen seinen Oberschenkel. Obwohl das kompakte Abschussrohr für den Wurfanker aus leichten Polymeren bestand, war es sperrig, und der dreizinkige Wurfanker rutschte immer wieder aus den Klettbändern, die ihn halten sollten.
    Obwohl Garrison scheinbar logische Argumente wie Nebelkerzen verschossen hatte, spürte Belknap instinktiv, dass es einen Zusammenhang zwischen Ansaris Ermordung und Jared Rineharts Verschwinden gab. Trotzdem war er nicht nur auf seine Instinkte angewiesen. Belknaps Freunde in Consular Operations  – seine wahren Freunde – würden ihn nicht im Stich lassen, nur weil Garrison ihm einen Anschiss verpasst hatte. Einen von ihnen bedrängte er und hatte von ein paar höchst aufschlussreichen Geheimmeldungen erfahren. Sie wurden »nicht näher bezeichneten Kanälen« zugeschrieben – streng geheimen Quellen  –, und der befreundete Analytiker hatte Belknap gewarnt, das Bild sei noch undeutlich wie ein erst halb entwickeltes Negativ. Erste Erkenntnisse ließen jedoch darauf schließen, dass Rineharts Entführer im Auftrag oder als Partner einer anderen, weit mächtigeren Organisation handelten. Hinter den Drahtziehern standen wiederum Drahtzieher. Auch die Ermordung Chalil Ansaris passte in dieses Schema: die unauffällige Übernahme eines Netzwerks durch ein anderes, noch mächtigeres.
    Inzwischen musste er in der Nähe der Villa sein. Aber der Tunnel, dem er folgte, konnte ihn nicht hineinbringen; auf den letzten Metern waren die Kabel in einem PVC-Rohr mit nur wenigen Zentimetern Durchmesser verlegt. Auch die Wasser- und Abwasserrohre waren nicht viel dicker. Aber beim nochmaligen Studium der Umbaupläne und durch Vergleiche mit den Lageplänen römischer Bauten hatte Belknap erkannt, dass es einen weiteren Zugang gab. Die Instandhaltung der 370 Kilometer langen römischen Wasserleitungen – von denen nur fünfzig Kilometer oberirdisch verliefen – hatte eine Legion von Arbeitern erfordert, die der Curator Aquarum,

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