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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Landstrichen, um wieder Ackerbau zu ermöglichen, wo nur ein Leben am Rande des Existenzminimums möglich war. Einige Fotos auf einem Wandmonitor bewiesen den Erfolg: Die Wüste wurde tatsächlich wieder zum Blühen gebracht.
    Wie die Rockefeller-Stiftung unterhielt Bancroft in aller Welt Büros. Sie achtete dabei auf strikte Kostenkontrolle. Die Vortragenden sprachen wieder und wieder ganz geschäftsmäßig von »Renditen«, nach Andreas Meinung eine erfrischend klare Sichtweise für eine gemeinnützige Wohltätigkeitsorganisation – vor allem, weil »Rendite« in diesem Fall gelinderte Not und gerettete Leben bedeutete.
    Vielleicht hätte sie das nicht überraschen sollen, sagte sie sich, wenn sie an den Mann dachte, der hinter der Stiftung stand.
    Paul Bancroft. Das war ein Name, der Beklommenheit und Ehrfurcht weckte. Dr. Bancroft hatte die Öffentlichkeit immer gemieden: Galadiners im Smoking oder Schlagzeilen in den Gesellschaftsnachrichten blieben bei ihm aus. Nicht völlig unterdrücken ließ sich jedoch sein unglaublich vielseitiges Genie. Andrea erinnerte sich noch gut an das vorletzte Studienjahr, in dem sie einen Grundkurs Wirtschaft belegt hatte. Sie musste eine als Bancrofts Theorem bezeichnete Formel beherrschen – und sie stellte erstaunt fest, dass sein Erfinder tatsächlich ihr Cousin war. Dr. Paul Bancroft war noch keine dreißig gewesen, als er wichtige Beiträge zur Spieltheorie und ihre Anwendung auf die Moralphilosophie veröffentlichte. Die Stiftung jedoch verdankte ihre Entstehung praktischeren Fertigkeiten: einer Reihe von brillanten Investitionen und Spekulationen, die ein großes Familienvermögen zu einem riesigen Stiftungskapital anwachsen ließen und die bis dahin nur mittelgroße Stiftung in eine weltumspannende Wohltätigkeitsorganisation verwandelte.
    Die Dreiuhrpräsentation kam von einem Mann namens Randall Heywood: ein rotes, lederhäutiges Gesicht, das auf zu viele Jahre unter der Tropensonne schließen ließ, dazu ein Rundschädel mit kurz geschnittenem dunklem Haarkranz. Sein Fachgebiet war die Tropenmedizin, und er leitete ein Projekt, das die Erforschung der Malaria und die Entwicklung von Malariamitteln förderte. Neunzig Millionen Dollar würden als Anschubfinanzierung an eine Forschergruppe im Howell Medical Institute gehen, weitere neunzig an eine Gruppe an der Johns Hopkins. Heywood sprach kurz über »Molekularziele«, Impfpläne, die besonderen Herausforderungen der Malariabekämpfung, die Unzulänglichkeit der gegenwärtig in Entwicklung befindlichen Malariamittel. Über die eine Million Toten, die Plasmodia falciparum, der aggressivste Malariaparasit, jährlich forderte.
    Eine Million Tote. Eine statistische Zahl? Eine Abstraktion? Oder eine Tragödie.
    Heywood sprach mit leise rumpelndem Bass. Er hatte etwas Bedecktes an sich. Eine Gewitterwolke im Morgengrauen, dachte Andrea. »Die bisherigen Ergebnisse … nun, wir sehen bisher keinen Durchbruch. Niemand will zu viel versprechen. Auf dem gesamten Gebiet hat’s immer wieder große Erwartungen und enttäuschte Hoffnungen gegeben. Aber daran wird sich so schnell nichts ändern.« Sein Blick glitt über den langen Tisch hinweg, forderte zu Fragen auf.
    Andrea stellte ihre Teetasse leise klirrend ab – Spode auf Spode, höflicher als ein Räuspern, fand sie. »Entschuldigung – ich bin hier noch neu –, aber wir haben zuvor gehört, dass die Stiftung Bereiche sucht, die vom Markt vernachlässigt werden.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause.
    »Und Impfstoffe sind ein gutes Beispiel«, sagte Heywood weise nickend. »Der Wert einer Impfung ist größer als ihr Wert für einen einzelnen Menschen, denn meine Schutzimpfung nützt auch Ihnen. Ich kann keine Krankheitskeime weiterverbreiten, und die Gesellschaft muss natürlich nicht die Kosten meiner Krankheitstage, meines Fehlens in der Schule, meines Krankenhausaufenthalts tragen. Jeder Fachmann wird Ihnen bestätigen, dass ihr Wert für die Gemeinschaft bis zu zwanzigmal höher ist als das, was der Einzelne dafür zahlen müsste. Deshalb haben Staaten immer wieder direkt in Impfaktionen investiert, die letztlich ebenso zum Gemeinwohl beitragen wie Abwasserreinigung, sauberes Trinkwasser und was sonst noch alles. In diesem Fall ist die Krankheit jedoch in den ärmsten Staaten der Welt, wo die nötigen Ressourcen einfach fehlen, am weitesten verbreitet. Staaten wie Uganda, Botswana oder Sambia haben einen Gesundheitsetat, der ungefähr fünfzehn Dollar pro

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