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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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der Hüter des Wassers, angeleitet
hatte. Und der Curator Aquarum hatte stets darauf bestanden, dass die Wasserleitungen so angelegt wurden, dass sie leicht inspiziert und repariert werden konnten: Damit Blockaden rasch beseitigt wurden, erhielten sie in regelmäßigen Abständen Öffnungen, die normalerweise abgedeckt waren. In dem von Tunneln und Gängen durchzogenen Erdreich unter den Straßen Roms durchschnitten moderne Versorgungstunnels regelmäßig die Röhren und Schächte alter Aquädukte, auch der unter Trajan erbauten Wasserleitungen.
    Belknap sah wieder auf seinen Kompass und auf eine Art Schrittzähler, der seine horizontale Fortbewegung maß. Mithilfe dieser beiden Geräte bestimmte er seinen Standort. Er wurde jetzt von einem verschlossenen Gitter aufgehalten, dem er in den Paralleltunnel auswich, in dem Gas- und Wasserleitungen verliefen. Hier war die Luft abgestanden wie Spülwasser, dick von Moder und Schimmel und jahrhundertealtem langsamem Pilzwuchs. Während der Kabeltunnel in etwa gleich bleibender Tiefe unter der Straßendecke verlief, begann der Boden des höhlenartigen Raumes, den er jetzt betreten hatte, schon bald abzufallen, sodass jeder Schritt ihn tiefer unter die Erde führte. Auch die Luft schien dichter und schwefelhaltiger zu werden, je tiefer er kam.
    Der höhlenartige Tunnel glich hier mit seiner bröckeligen Decke und dem mit Geröll bedeckten Boden nach so vielen Jahrhunderten mehr einer natürlichen geologischen Formation als einem Gebilde von Menschenhand. Die Engstellen wechselten sich mit weiten Passagen ab. Um sein Ziel zu erreichen, musste Belknap in diesem unterirdischen Labyrinth viele komplizierte Umwege machen und manchmal auch umkehren, wenn er in eine Sackgasse geriet. Einige dieser Gänge hatte vermutlich seit Jahrhunderten kein menschlicher Fuß mehr betreten.
    Ein unwillkommener Gedanke drängte sich ihm auf: Falls er den Kompass oder seine Stablampe verlor, konnte er sich leicht hoffnungslos verirren und als vermoderndes Skelett enden, auf
das der nächste tollkühne Erforscher dieses Labyrinths in späteren Jahrhunderten stoßen würde.
    Unter seinem Schutzhelm, wie ihn Bauarbeiter tragen, war sein Haar schweißnass; er musste haltmachen und sich sein Halstuch zusammengerollt um die Stirn binden, damit ihm der Schweiß nicht in die Augen lief. Endlich war er nach seinen Berechnungen fast genau unter der Villa angelangt – aber fünfzehn Meter tief darunter, was etwa der Tiefe eines Präriebrunnens entsprach.
    Der Wasserablauf im Keller, den er auf den Umbauplänen für die Villa gesehen hatte, brachte ihn auf seine Idee. Solche Abläufe schienen in Villen, die über jetzt unbenutzten römischen Wasserleitungen erbaut waren, häufig zu sein. Tatsächlich boten sie die einfachste Möglichkeit, ein Überfluten von Kellern bei schweren Regenfällen zu verhindern. Zu diesem Zweck wurde ein senkrechter Schacht ins Erdreich getrieben, bis er auf ein Teilstück eines römischen Aquädukts traf.
    Jetzt drückte Belknap den Schieberegler seiner Stablampe ganz nach vorn, um die höchste Lichtstärke einzustellen. Nach einigen Minuten Suche entdeckte er einen Erdhaufen auf dem Tunnelboden, der mit Flechten bewachsen war. Darüber – hoch darüber und nur durch sein kleines digitales Fernglas zu erkennen – ein eisernes Gitter. Er klappte die Zinken des ausgestoßenen Wurfankers zusammen, richtete das Abschussrohr senkrecht nach oben und betätigte den Abzug. Mit Pressluft und einem dumpfen Plop! schossen der Anker und die an ihm befestigte Strickleiter aus dünnen Kunststoffleinen in die Höhe. Ein metallisches Klirren signalisierte, dass der Anker gefasst hatte. Ein kräftiger Ruck an der Strickleiter, die sich dabei entfaltete, bestätigte ihm, dass der Anker hielt. Die Strickleiter sah dünn und nicht sehr belastbar aus, aber dieser Eindruck täuschte. Die dünnen Leinen waren aus Mikrofasern geflochten und trugen ein Mehrfaches seines Körpergewichts. Er begann hinaufzusteigen. Die waagrechten Seilsprossen hatten einen Abstand von dreißig Zentimetern, und als er das
erste Drittel hinter sich hatte, wäre jeder Ausrutscher bereits tödlich gewesen. Natürlich konnte alles vergebens sein, wenn jemand, der sich im Keller aufhielt, den Anker entdeckte. Aber das war doch sehr unwahrscheinlich. Ein Wachmann würde der Form halber einen Blick in den Keller werfen – tatsächlich vertraute Belknap darauf –, aber sich mit einer oder zwei flüchtigen Inspektionen pro

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