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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Nacht begnügen.
    Das Stahlgitter erwies es sich als recht massiv – bestimmt achtzig bis hundert Kilo schwer und durch sein Eigengewicht an seinem Platz gehalten –, und die Strickleiter bot ihm nicht so viel Halt, dass er es hochstemmen konnte. Belknap spürte, wie seine Magennerven sich verkrampften. So weit gekommen zu sein … nur noch eine Handbreit vom Ziel entfernt …
    Belknap suchte verzweifelt die Auskleidung des Schachts ab, wo er in den Abfluss im Kellerboden überging. Die ersten Meter waren mit genieteten Ringen aus starkem Zinkblech verkleidet. Mit seinem Brecheisen stemmte er das Blech auf den gegenüberliegenden Seiten so heraus, dass zwei schmale Tritte entstanden. Jetzt konnte er mit gespreizten Beinen im Schacht stehen und versuchen, das Gitter hochzustemmen. Aber der Winkel war unnatürlich, in dem er seine Kraft einsetzte: Seine Ellbogen befanden sich über Schulterhöhe, als er zu drücken begann. Das massive Gitter bewegte sich nicht.
    Sein Herz begann zu jagen – weniger vor Anstrengung, sondern aus Frustration, aus einem Gefühl der Enttäuschung, die er nicht unmerklich zu Verzweiflung werden lassen durfte. Er dachte an Jared Rinehart, der irgendwo von Handlangern des Ansari-Netzwerks gefangen gehalten wurde und ihrer Willkür hilflos ausgeliefert war. Man sucht sich einen Freund sorgfältig aus, hatte Jared einmal gesagt. Und dann lässt man ihn niemals im Stich. Jared hatte Wort gehalten. Würde sein Freund Todd das ebenfalls tun?
    Belknap kannte viele, die ihr Leben daheim oder im Einsatz wegen Nichtigkeiten verloren hatten. Mac »the Mountain« Marin
überlebte Dutzende von höchst riskanten Unternehmen, nur um zu Hause an einem Aneurysma, einer winzigen Ader in seinem Gehirn zu sterben. Mickey Dummett – ein Mann, dessen Oberkörper von vier Einschusswunden entstellt gewesen war – gab den Geist auf einer Landstraße auf, weil ein Kombifahrer ihm trotz eines Stoppschilds die Vorfahrt genommen hatte. Alice Zahavi war bei einem Unternehmen erschossen worden, das von Anfang an so miserabel geplant gewesen war, dass es keinen taktischen oder operativen Wert gehabt hätte, selbst wenn alles geklappt hätte. Das waren gute Männer und Frauen, denen das Schicksal sinnlose, verächtliche Tode bestimmt hatte. Sie hatten einfach schlechte Karten gehabt. Belknap atmete tief durch. Sein Leben zu opfern, um einen Mann wie Jared Rinehart zu retten – das hätte Edelmut bewiesen. In einem Zeitalter, in dem Heldentum allmählich ausstarb, konnte er sich schlimmere Tode als diesen vorstellen  – und kaum bessere.
    Jetzt stemmte Belknap sich mit allen Fasern seines Körpers nach oben und brachte dabei eine Kraft auf, die nicht aus ihm selbst kam, sondern ihm zuzufliegen schien.
    Das Gitter bewegte sich.
    Hoch, höher und weg. Er schob die massive Stahlscheibe zur Seite, eben weit genug, um eine Hand durch den Spalt zwängen zu können, und setzte dann beide Hände ein. Hartes Metall rutschte über glatten Beton: leiser, als er befürchtet hatte.
    Und so gelangte er vierzig Minuten nachdem er den Enel-Servicewagen geparkt hatte, in genau das Haus, aus dem er in verzweifelter Angst geflüchtet war: in die Villa, die eigens nach dem luxuriösen – und gänzlich perversen – Geschmack des inzwischen verstorbenen Chalil Ansari umgebaut worden war.
    Nun kam der Teil, der Belknap immer als der schwerste erschien.
    Das Warten.

KATONAH, NEW YORK
    Die Projektleiter begannen, ihre Tätigkeitsberichte zu erstatten. Andrea konzentrierte sich zunächst darauf, gelassen und selbstbewusst zu wirken. Aber schon nach kurzer Zeit war sie von den Präsentationen völlig gefesselt. Eigentlich hätten sie ermüdend langweilig sein sollen, aber Andrea kam nicht aus dem Staunen darüber heraus, wie weit gespannt die Aktivitäten der Stiftung waren. Trinkwasser- und Impfprogramme in der Dritten Welt, Kurse für Analphabeten in den Appalachen, Bekämpfung der Kinderlähmung in Asien und Afrika, Programme zur besseren Ernährung der Menschen in allen weniger entwickelten Weltregionen.
    Jeder der Verantwortlichen berichtete ausführlich über die Projekte, die sie oder er beaufsichtigte: Kosten, Zahl der Betreuten, Perspektiven, Wirtschaftlichkeit. Ihre Sprache war nüchtern, schlicht, unaffektiert. Und trotzdem waren ihre Themen sehr bemerkenswert  – ein Projekt nach dem anderen, das das Leben von Zehntausenden verändern würde. In einem Fall ging es um den Bau von Bewässerungskanälen in verarmten

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