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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bevor seine Karriere richtig in Gang gekommen war. Trotzdem blieben bestimmte Aspekte bei allen Aufnahmen gleich. Zum Beispiel begann der Kopfhörer zu jucken, oft nach etwa zwanzig Minuten. Er nahm ihn ab, setzte ihn wieder auf. Jack Rawls, sein Produzent, spielte ein paar weitere Bassnoten.
    »Zu schwer, Mann«, sagte Lukas. »Noch immer zu schwer.«
    »Du willst nicht, dass er wegfliegt«, protestierte Rawls mild. »Dieser Song, der ist wie ’ne Picknickdecke im Sturm. Die musst du mit irgendwas beschweren. Zum Beispiel mit ’nem Curlingstein.«
    »Yeah, aber du hast einen Felsblock draufgewälzt. Das ist einfach zu viel. Kapiert?« Dies war nicht die glitzernde Seite des Geschäfts. Die Luft im Tonstudio war abgestanden – »muffig« hätte Rawls gesagt –, weil keine mechanische Lüftung geräuschlos arbeitete. Rawls saß vor einer Gruppe von Synthesizern. Heutzutage verschwamm die Grenze zwischen Produzenten und Instrumentalisten, und der ehemalige Keyboarder Rawls übernahm beide Rollen gleichzeitig. Lukas wollte einen atmosphärisch dichten Hintergrund erzielen – ein rhythmisches Grundmuster. Während ihres Studiums an der Ipswich Art School hatten Lukas und Rawls mit Tonbandgeräten als Instrumenten experimentiert. Allein das Rauschen eines unbespielten Bandes konnte ein starkes Geräuschelement sein. So etwas in dieser Art schwebte Lukas jetzt vor.
    »Warum probieren wir nicht beides aus?«, schlug Rawls in dem liebenswürdigen Tonfall vor, der stets bedeutete, dass er entschlossen war, sich durchzusetzen.
    »Warum nimmst du dich nicht ’nen Tick zurück?«, fragte Lukas und bedachte ihn mit seinem berühmten strahlenden Lächeln. Diesmal nicht, Jack .
    Dies war sein erstes Album seit zwei Jahren, und Lukas achtete pingelig auf jede Kleinigkeit. Das war er den Leuten schuldig. Seinen Fans. Lukas hasste das Wort »Fans«, aber es existierte nun einmal. Wie sollte man die Leute, die nicht nur seine Alben, sondern auch die Singles kauften, sonst nennen? Die untereinander Tonbänder, sogenannte basement tapes , tauschten? Die seine Musik besser kannten, als Lukas sie kannte?
    Vor der Glasscheibe führte seine Assistentin eine wilde Pantomime auf: Telefon!
    Lukas machte eine wegwerfende Handbewegung. Er hatte ausdrücklich gesagt, er sei für niemanden zu erreichen. Er arbeitete . Seine Afrikatour würde in knapp zwei Wochen beginnen, daher blieb ihm nicht viel Zeit im Tonstudio. Er musste die geplanten Aufnahmetermine bestmöglich nutzen.
    Jetzt kam die Assistentin mit dem Telefon in der Hand zurück, hielt es hoch und zeigte darauf. Wichtiger Anruf, sagte sie mit stummen Mundbewegungen
    Lukas nahm seinen Kopfhörer ab, stand auf und ging über den Flur in das improvisierte Büro, das er sich eingerichtet hatte.
    »Sie haben Ja gesagt!« Ari Sanders, sein Agent, krähte förmlich.
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Achtzig Prozent der Einnahmen. Madison Square Garden. Du fragst dich: Wie hat Ari Sanders das bloß geschafft? Ja, das tust du. Nun, vergiss es. Kein Magier verrät seine Tricks!«
    »Ich bin ein Schotte, der langsam begreift, Ari. Mir muss man alles langsam und ausführlich erklären. Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Okay, okay, dir kann ich nichts abschlagen. Wir haben erfahren, dass der Garden die Hip-Hop-Gala wegen Versicherungsproblemen absagen musste. Kannst du dir das vorstellen? Plötzlich
gähnt in ihrem Terminplan ein riesiges Loch. Ein Freitagabend, an dem der Garden dunkel bleibt, kannst du dir das vorstellen? Das ist der Augenblick, in dem dein treuer Knappe einen bewaffneten Raubüberfall verübt. Am helllichten Tag. Ich erkläre dem Manager: Es gibt nur einen Kerl, mit dem das Haus in vier Tagen ausverkauft ist, und das ist mein Kerl. Hab ich recht? Man braucht nur im Radio mit ’nem Überraschungskonzert von Lukas zu werben. Also macht der Ganeff sich praktisch in die Hose. Er will dieses Konzert. Es wird Schlagzeilen machen, stimmt’s?«
    »Bloß weiß ich nichts davon«, sagte Lukas warnend.
    »Oh, aber ich musste ihm so zusetzen. Ich sage: Lukas ist sehr, sehr lange nicht mehr live in Amerika aufgetreten. Aber wenn sie ihn aus seiner gottverdammten selbst verordneten Abstinenz reißen wollen, müssen Sie ihm einen finanziellen Anreiz bieten. Achtzig Prozent der Einnahmen. Das habe ich gesagt. Darauf fängt der Hundesohn zu jammern an, dass sie noch nie mehr als fünfzig Prozent gegeben haben, und so weiter und so fort. Ich sage: Schön, dann brauchen wir

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