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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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und übergab ihr einen kleinen Stapel Klarsichtordner. »Haben Sie noch irgendwelche Fragen zu den bei der Stiftung eingeführten Verfahren? Sind sie Ihnen erläutert worden?«
    »Danke, mir ist alles ausführlich erklärt worden.«
    »Das hört man gern«, sagte er. »Haben Sie einen Shredder?«
    »Für Gartenabfälle, meinen Sie?«
    Der Mann lächelte nicht. »Wir können Ihnen einen Aktenvernichter mit Kreuzschnitt stellen, wie ihn das Verteidigungsministerium benützt. Andernfalls müssen wir darauf bestehen, dass diese Unterlagen und etwaige Fotokopien davon an das Büro der Stiftung zurückgegeben werden.«
    »Okay.«
    »Das ist eben Vorschrift. Sie sind noch neu, deshalb soll ich Sie an die Geheimhaltungsbestimmungen erinnern, denen auch Sie unterliegen.«
    »Hören Sie, ich war in der Finanzbranche, ich kenne mich mit Vertraulichkeit aus.«
    Sein Blick schien sie prüfend zu mustern. »Dann wissen Sie also, dass Sie Angelegenheiten der Stiftung auf keinen Fall mit Außenstehenden besprechen dürfen.«
    »Richtig«, sagte Andrea nervös.
    »Leicht zu vergessen.« Das sagte der Mann mit einem Blinzeln, aber ihr erschien es irgendwie nicht wie ein freundliches Blinzeln. »Wichtig, das nicht zu tun.« Er machte sich wieder auf den Weg zur Tür.
    »Danke. Ich werd daran denken.« Andrea versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber ihr war der Besucher unheimlich. War es wirklich denkbar, dass die Stiftung sie überwachen ließ? Dass sie von ihrem Telefongespräch mit Hank wusste? War ihr Haus etwa voller Wanzen?
    Unsinn. Alles Unsinn, versicherte sie sich selbst – paranoide Fantasien eines aus dem Gleichgewicht gebrachten Verstands. Doch die Art, wie der Mann sie betrachtete, bedeutete etwas: die Spur eines Lächelns, eine gewisse neugierige Vertraulichkeit? Nein, das waren wieder Wahnvorstellungen.
    Andrea wollte ihn gerade fragen, ob sie sich schon einmal begegnet seien, als er ihr eine knappe Erklärung gab, während er auf die Veranda vor der Haustür trat. »Sie sehen Ihrer Mutter sehr ähnlich.«
    Dieser Satz jagte ihr nochmals einen kalten Schauder über den Rücken. Sie dankte ihm höflich-formell für seinen Besuch. »Entschuldigung, aber ich habe Ihren Namen vergessen«, sagte sie, um ihm ein Stichwort zu geben.
    »Den habe ich nicht gesagt«, antwortete er ausdruckslos. Er wandte sich ab und ging zu seiner Limousine, die mit laufendem Motor wartete.
    Das Telefon klingelte erneut.
    Cindy Lewalsky, Maklerin bei der Immobilienfirma Cooper
Brandt Group, erwiderte einen Anruf, den Andrea schon fast vergessen hatte.
    »Sie interessieren sich also für den Kauf einer Wohnung in Manhattan?«, fragte die Frau. Sie hatte eine Whiskeystimme: geschäftsmäßig, aber freundlich.
    »Richtig«, sagte Andrea. Sie hatte immer von einem Loft in New York geträumt, und jetzt konnte sie sich eines leisten, verdammt noch mal, weil zwölf Millionen Dollar zu zwei Prozent auf ihrem Sparkonto lagen. Sie wollte nicht vornehm tun, aber die Leute wussten ohnehin Bescheid, und sie hatte nicht die Absicht, sich zu kasteien, indem sie »bescheiden« blieb – das wäre die schlimmste Affektiertheit überhaupt gewesen. Sie konnte das Geld für ein Apartment in der großen Stadt bar auf den Tisch legen, sich etwas Hübsches leisten. Etwas sehr Hübsches.
    Cindy Lewalski übernahm Andreas Grunddaten in ein neues Kundenkonto auf ihrem Bildschirm, ließ sich die anvisierte Preisspanne nennen und hielt fest, welche Voraussetzungen erfüllt sein mussten – Größe, Lage und so weiter. Dabei verifizierte sie auch die Schreibweise von Andreas Familiennamen. »Sie sind nicht zufällig eine dieser Bancrofts?«, fragte sie.
    Andrea antwortete, ohne im Geringsten zu zögern. »Stimmt genau«, sagte sie.

WEST END, LONDON
    Für die Welt war er Lukas. Diesen Einzelnamen hatte der in Edinburgh geborene Rockstar seit seiner ersten Zeit in der Band G7 benützt; auch das erste der vier Platin-Alben, die er seit Beginn seiner Solokarriere aufgenommen hatte, trug nur diesen Titel. Mit Beginn seiner großen Erfolge erhielten viele Babys den Namen Lukas. Wirkliche Fans wussten, dass er eigentlich Hugh Burney hieß, aber dieses Wissen war nie Allgemeingut geworden.
Lukas war die wahre Identität. Jedermann sah ihn nur noch als Lukas, sogar er selbst.
    Das glänzende Tonstudio in einer ehemaligen Mädchenschule in der Gosfield Street war auf dem neuesten technischen Stand – ganz anders als die Bruchbuden, in denen er Songs aufgenommen hatte,

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