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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Lieferantenzufahrt, die hinter den gigantischen Vergnügungsstätten entlang der Küstenstraße verlief.
    Belknap verließ sich auf seine »amtliche« Erscheinung mit frisch gebügeltem leichtem Anzug und blütenweißem Oberhemd. Beim Betreten des Verteilzentrums war ihm sofort klar, dass es nicht auf den Empfang von Besuchern eingerichtet war. Hier gab es keine Empfangsdame; ihr Platz hinter der Theke war leer. Stattdessen führte ein rutschfester Laminatboden, wie er in Ausbeuterklitschen ohne schwere Maschinen verlegt war, in einen Saal, in dem Arbeiter Postsendungen sortierten und in Drahtkörbe warfen. Sie schienen auf den ersten Blick Filipinos zu sein, und
Belknap brauchte nur wenige Sekunden, um den Manager zu erkennen. Es war der fette Kerl, offenbar ein Einheimischer, der mit einem Schreibbrett auf einem Knie und einer unangezündeten Zigarre zwischen seinen Wurstfingern auf einem Hocker in einer Saalecke thronte. Die Fingernägel des Dicken glänzten im Licht der Leuchtstofflampen; sie waren poliert, vielleicht sogar farblos lackiert. Protzige Ringe schnürten seine Finger ab, erinnerten an die engen Halsbänder der abgerichteten Kormorane chinesischer Fischer.
    Belknap legte es darauf an, seinen ungewöhnlichen Auftritt zu seinem Vorteil zu nutzen. Mit seinem Handy am Ohr beendete er ein fiktives, amtlich klingendes Gespräch: »Ganz recht, Inspektor. Wir wissen Ihre Unterstützung zu schätzen. Bitte grüßen Sie den stellvertretenden Gouverneur von uns. Wir erwarten hier keine Schwierigkeiten. Bye.« Dann winkte er den dicklichen, mit Ringen geschmückten Araber mit herrischer Geste zu sich heran. Er würde den gebieterischen Amerikaner spielen: einen US-Agenten, der erwartete, dass alle Ausländer vor ihm kuschten, weil seine extraterritorialen Privilegien durch Hunderte von obskuren Verträgen und bilateralen Abkommen garantiert waren.
    Der Manager kam mit einem Blick, in dem sich Unterwürfigkeit und Verärgerung mischten, herübergeschlurft.
    »Ich bin Agent Belknap«, stellte der Amerikaner sich vor. Er übergab dem Mann seinen Führerschein aus Virginia so feierlich, als übergebe er ihm die Schlüssel der Stadt.
    Der Araber tat so, als lese er ihn, bevor er ihn zurückgab. »Ich verstehe«, sagte er und bemühte sich, verantwortungsbewusst und effizient auszusehen.
    »Ich komme von der DEA, wie Sie gesehen haben«, fuhr Belknap fort. »In Zusammenarbeit mit den hiesigen Behörden.«
    »Ja, natürlich.« Der Manager überlegte noch immer, ob er einen Vorgesetzten anrufen und herüberbitten sollte, das sah Belknap ihm an.
    »Postfach eins-vierzehn-siebzehn«, sagte Belknap im Tonfall eines Mannes, der keine Zeit zu vergeuden hat. »Sagen Sie mir, wo es sich befindet.« Seine Miene war streng, das Verlangen wurde ohne das Wort »bitte«, ohne Entschuldigung, ohne die geringste Konzession an Höflichkeit vorgetragen. Allein durch sein herrisches Auftreten würde es über jeden Verdacht erhaben sein. Er redete dem Mann nicht gut zu, appellierte nicht an seine Diskretion, wie’s jemand getan hätte, der Informationen zu erlangen versuchte, die ihm nicht zustanden. Nichts suggerierte dem Araber, er könnte berechtigt sein, die Auskunft zu verweigern. Belknap forderte im Gegenteil etwas ein, das ihm aufgrund seiner Dienststellung zustand. Das linderte die sorgenvolle Unsicherheit des Managers: Er konnte keine falsche Entscheidung treffen, weil er zu gar keiner Entscheidung aufgefordert worden war.
    »Ah«, sagte der Manager wie jemand, dem eine leichte Frage gestellt wird, wo er eine schwierige erwartet hat. »Das ist das Hotel Palace. Ungefähr zwei Kilometer nach dem Al-Chalaji-Kreisel.« Er machte eine fließende Bewegung mit den Händen, und Belknap erkannte, dass er die markante Silhouette des Hotels nachbildete: eine Art Wal aus Glas mit einem zentralen Turm, der einer Wasserhose glich.
    »Genau das wollte ich wissen«, sagte Belknap. Der Manager sah ihn fast dankbar an: War das alles?
    Während Belknap zu seinem Taxi zurückging, sah er den Manager aus der Tür des Gebäudes spähen. Das beige Fahrzeug schien ihn zu überraschen; er hatte offenbar einen Dienstwagen erwartet. Trotzdem war es unwahrscheinlich, dass er mit jemandem über diesen Besuch sprechen würde. Hatte er tatsächlich einem Unbefugten Auskunft erteilt, war es besser, wenn niemand davon erfuhr.
    »Jetzt zum Wild Wadi Waterpark?«, fragte der Fahrer hoffnungsvoll.
    »Jetzt zum Hotel Palace«, antwortete Belknap.
    »Gute Idee«,

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