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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Körperveränderungen
spezialisiert waren. Andrea sah zur Tür hinüber, signalisierte damit unbewusst ihre Ungeduld. Sie hatte davon gesprochen, Menschenleben zu retten, und Hank fiel nur dieser banale Schund ein?
    »Bloß etwas, über das du mal nachdenken solltest«, sagte Sidgwick in gespielt lässigem Tonfall, bevor er das Gespräch beendete.
    »Ja, natürlich«, sagte sie automatisch.
    Kapierte niemand, was sie wirklich wollte? Trotzdem verbot sie sich, ihre Empörung zu äußern. Sie wollte auf keinen Fall als Snob erscheinen. Ihr war wichtig, dass alle sie weiter für die alte Andrea hielten, die der plötzliche Reichtum nicht verändert hatte.
    Doch die bin ich nicht mehr, überlegte sie sich. Das ist die Wahrheit. Ich habe mich verändert.
    Ja, es wurde Zeit, sich nichts mehr vorzumachen. Alles war jetzt anders.
    Sie hatte kaum aufgelegt, als ihr Telefon schon wieder klingelte.
    »Miss Bancroft?«, fragte der Anrufer mit leicht rauchig-heiserer Stimme.
    »Ja«, sagte sie und empfand augenblicklich starkes Unbehagen.
    »Ich rufe vom Sicherheitsdienst der Bancroft-Stiftung an. Wollte mich nur vergewissern, dass Sie sich über die Details des Verschwiegenheitsgebots im Klaren sind.«
    »Ja, natürlich.« Ein alberner, paranoider Gedanke drängte sich ihr auf: als ob sie’s wüssten. Als hätten sie gehört, dass Andrea vertrauliche Dinge ausplauderte, und wollten sie zur Rechenschaft ziehen.
    »Und es gibt weitere Sicherheits- und Geheimhaltungsbestimmungen, die Sie kennen müssen. Wir schicken gleich jemanden zu Ihnen hinüber, wenn’s recht ist.«
    »Klar doch«, sagte Andrea leicht eingeschüchtert. Sie legte den Hörer auf und merkte, dass sie die Arme um ihren Oberkörper schlang, wie um sich zu wärmen.
    Im Hinterkopf begann ein beunruhigender kleiner Verdacht zu keimen, deshalb zwang sie sich dazu, an andere Dinge zu denken. Sie ertappte sich dabei, dass sie wieder mal wie im Traum durch ihr kleines Haus ging – oder vielmehr schlurfte. Willkommen in deinem neuen Leben , sagte sie sich sarkastisch.
    Aber sie würde nicht allein leben. Das war das Entscheidende. Sie würde Bestandteil eines unglaublichen Projekts sein, das wirklich groß, wirklich bedeutend sein würde. Merlin hatte es ihr versprochen: wofür du willst .
    Welches Projekt verdiente Unterstützung? Es gab so viel zu tun. Wasser und Wasserreinigung waren für viele ebenso lebenswichtige Fragen wie Aids, Malaria oder Unterernährung für andere. Es gab die Probleme wie Klimaerwärmung und gefährdete Tierarten. Es gab so viele Herausforderungen, so viele Unbekannte, so viele nur teilweise bekannte Dinge. Wie ließ sich das Geld am wirksamsten einsetzen – mit dem größten Knalleffekt pro Dollar? Das war schwierig, ehrlich, verdammt schwierig. Weil man im Prinzip alles durchrechnen und fünf Züge vorausplanen musste, wie Paul Bancroft ihr erklärt hatte. Zwanzig Millionen waren für manche Projekte zu üppig, für andere nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Während sie nacheinander über verschiedene Szenarien nachdachte, merkte sie, dass ihre Hochachtung für das von Paul Bancroft Geleistete stetig wuchs.
    Dann klingelte es an der Haustür, und ihre Gedanken lösten sich wie Rauchringe auf. Draußen stand ein Mann, den sie nicht kannte: ein Mann, dessen gut geschnittener Maßanzug nicht verdecken konnte, wie muskelbepackt er war. Andrea fand, er sehe wie eine Kreuzung aus einem Banker und … einem Rausschmeißer aus.
    »Ich komme von der Brancroft-Stiftung«, sagte der Mann.
    Das war keine Überraschung.
    »Sie haben den Wunsch geäußert, verschiedene Unterlagen zu erhalten«, fuhr er fort.
    Sie sah, dass er einen Aktenkoffer in der Hand hielt, und erinnerte sich an ihren Wunsch vom Vortag. Allerdings hätte sie eher einen Kurierdienst- oder UPS-Fahrer erwartet. »Oh, natürlich«, sagte sie. »Kommen Sie bitte herein.«
    »Und es gibt verschiedene Sicherheitsaspekte zu besprechen. Ich hoffe, dass jemand angerufen hat, um Ihnen meinen Besuch anzukündigen.« Sein stahlgraues Haar war messerscharf gescheitelt. Das breite Gesicht darunter wies keine besonderen Kennzeichen auf. Er befand sich an einem unbestimmbaren Punkt in mittleren Jahren; sie hätte nicht einmal das Jahrzehnt sicher angeben können.
    »Jemand hat angerufen, yeah«, bestätigte Andrea.
    Er trat an ihr vorbei über die Schwelle. Dabei bewegte er sich wie eine Dschungelkatze; unter dem teuren Anzugstoff schienen Muskeln zu spielen. Er öffnete seinen Aktenkoffer

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