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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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das Culp scheißegal gewesen. Aber er herrschte hier über ein Imperium: Das brachte Verantwortung mit sich. Und seine Feinde waren mächtig und klug und unerbittlich. Culp hatte schon viel Geld dafür ausgegeben, um sie aufspüren zu lassen, aber das einzige Ergebnis waren ein paar Hackerangriffe auf die Homepage von SoftSystems gewesen, die dadurch lahmgelegt worden war.
    Die Leute glaubten, er sei der Herrscher über sein Reich. Unsinn! Er war ein gottverdammtes Opfer . Worüber herrschte er wirklich? Er sah zu Millie Lodge hinüber, die seinen Blick von ihrem Schreibtisch aus erwiderte: Millie, die viele seiner Geheimnisse kannte und bedingungslos zu ihm hielt. Aber dieses gottverdammte süßliche Parfüm, das sie immer trug! Er hatte sie längst darauf ansprechen wollen, aber das hatte sich nie ergeben  – er hatte nie gewusst, wie er das Thema beiläufig anschneiden sollte, ohne sie zutiefst zu kränken, und nach so vielen Jahren wäre es einfach zu peinlich gewesen, davon anzufangen. Na bitte! William Culp, ein Gefangener ihres Maiglöckchendufts von Jean Tatou oder was zum Teufel das war.
    Aber vielleicht … vielleicht steckte Millie hinter dieser Erpressung? Er sah erneut zu ihr hinüber und versuchte, sie sich als potenzielle Verschwörerin vorzustellen. Doch das war nicht schlüssig; dazu war sie einfach nicht gerissen genug. Er kochte insgeheim weiter.
    Hier sitze ich, William Culp, Nummer drei der Forbes Four Hundred, und diese Scheißkerle haben mich in der Hand! Wo bleibt da die Gerechtigkeit?
    »Die europäische Kartellbehörde würde Ihre geplante Übernahme von Logiciel Lille bestimmt anders sehen«, fuhr die Höllenstimme
fort, »wenn sie den Entwurf der Vermarktungsstrategie zugespielt bekäme, mit der Sie …«
    »Sagen Sie mir einfach, was Sie von mir wollen, verdammt noch mal«, sagte Culp verbittert und resigniert. Das war das Knurren eines in die Enge getriebenen Tieres. »Sagen Sie’s mir einfach!« Er nahm noch einen Schluck von dem jetzt lauwarmen Kaffee und verzog das Gesicht. Dieser Geschmack war richtig widerlich. Wem wollte er damit etwas vormachen? Das Zeug schmeckte wie Scheiße.

OMAN
    Der Horizont war durch Felsspitzen und Einschnitte und einzelne verkümmerte Akazien gegliedert. Nach Norden hin war in der Ferne die halb von Wolken verdeckte gezackte Kammlinie des Hajargebirges zu sehen. Das Asphaltband der Straße war oft mit rötlichem Sand bedeckt, sodass es sich kaum von der Wüste auf beiden Seiten unterschied. Jetzt führte die Straße über einen felsigen Pass und in ein enges grünes Tal hinunter. Entlang der Schlucht wuchsen Palmen und Oleander aus dem kümmerlichen Gras.
    Von Zeit zu Zeit gestattete Belknap sich, von der Schönheit dieser Landschaft hingerissen zu sein, sich von ihrer majestätischen Kargheit ablenken zu lassen. Aber dann kehrten seine Gedanken wieder zu Jared Rinehart zurück.
    Er ließ einen Mann im Stich – dieses Gefühl drängte sich ihm immer wieder auf –, der ihn nie im Stich gelassen hatte. Einen Mann, der ihm nicht nur mehr als einmal das Leben gerettet, sondern sich bei verschiedenen Gelegenheiten eingemischt hatte, um ihn vor Schaden zu bewahren. Belknap erinnerte sich, wie Jared ihn einmal gewarnt hatte, dass eine Frau, mit der er sich angefreundet hatte – eine aus Bulgarien stammende Ärztin, die im
Walter Reed Hospital arbeitete –, verdächtigt werde, ein Maulwurf zu sein, und vom FBI heimlich überwacht. Für Belknap war ihr Dossier, das Reinhart ihm zeigte, verheerend gewesen. Aber wie verheerend wären die Auswirkungen erst gewesen, wenn er die Wahrheit nicht erfahren hätte? Das FBI hielt im Inland angestellte Ermittlungen im Allgemeinen vor anderen Diensten geheim. Belknaps eigene Karriere wäre beendet gewesen  – wegen seiner Sorglosigkeit vielleicht zu Recht. Das hatte Rinehart nicht zugelassen. Trotz eigener Arbeitsüberlastung hatte er stets ein Auge auf Belknap, war ebenso sein Schutzengel wie sein Freund gewesen. Ein alter Freund Belknaps war bei einem Verkehrsunfall umgekommen, und Rinehart war eigens nach Vermont gereist, um an der Beerdigung teilzunehmen, Belknap beizustehen und ihm zu zeigen, dass er mit ihm trauerte. Rinehart hatte darauf bestanden, ihm die traurige Nachricht vom Tod einer Freundin Belknaps bei einem Unternehmen in Belfast zu überbringen. Er wusste noch gut, wie er gekämpft hatte, um die Fassung zu bewahren und nicht zu weinen – bis er aufgeblickt und gesehen hatte, dass auch Rinehart

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