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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ihr Privatcode für »aufkaufen und zumachen«. Stießen ihre Analysten auf eine Firma, die SoftSystems mit innovativer Technologie Konkurrenz machen konnte, kauften sie die betreffende Firma – und ihre Patente – manchmal auf, damit sie vom Markt verschwand. Die Programme von SoftSystems auf den überlegenen Algorithmus umzustellen, wäre zu kostspielig gewesen. Oft war »befriedigend« alles, was die Kunden wirklich verlangten.
    »Hast du die Kosten schon mal durchgerechnet?« Culp nahm einen weiteren Schluck von dem würzigen Gebräu. Mit seiner Nickelbrille, deren Stärke sich seit dem College kaum verändert hatte, und seinem dichten braunen Haarschopf, der sich kaum gelichtet hatte, sah er wie ein in die Jahre gekommener Schuljunge aus. Aus der Nähe waren jedoch Fältchen um seine Augen zu sehen, und wenn er die Augenbrauen hochzog, dauerte es eine Zeit lang, bis seine Stirnfalten sich wieder glätteten. Tatsächlich war er selbst als Junge niemals jungenhaft gewesen. Schon als Jugendlicher hatte er wie ein Mann mittleren Alters gewirkt, deshalb war es nur passend, dass er in mittleren Jahren etwas jugendlich Unreifes an sich hatte. Ihn amüsierte manchmal, dass Leute, die angeblich auf vertrautem Fuß mit ihm standen, ihn »Bill« nannten; Leute, die ihn wirklich kannten, wussten recht gut, dass er stets nur »William« war. Nicht Bill, nicht Will, nicht Billy, nicht Willy. William. Zwei Silben, die durch die Andeutung einer dritten getrennt waren.
    »Hab die Zahlen hier«, sagte Donnelly. Er hatte das Zahlenwerk auf eine einzige Seite eingedampft. Culp bestand darauf, dass ihm vorgelegte Zusammenfassungen wirklich prägnant waren.
    »Dieser Vorschlag gefällt mir«, sagte Culp. »Ein Aktientausch – glaubst du, dass sie sich darauf einlassen?«
    »Uns stehen beide Wege offen. In Aktien bieten wir einen höheren Kaufpreis, aber wenn sie Bargeld wollen … null Problemo. Und ich kenne die Investoren, die hinter Prismatic stehen – Billy Hoffman, Lou Parini, solche Leute. Die wollen rasch Kasse machen. Notfalls drängen sie den Vorstand gegen seinen Willen zum Abschluss.«
    »Entschuldigen Sie vielmals.« Das war Millie Lodge, eine von Culps persönlichen Assistentinnen. »Ein dringender Anruf.«
    »Stellen Sie ihn durch«, sagte Culp geistesabwesend.
    Aber Millie schüttelte wortlos den Kopf – eine knappe Bewegung, bei der Culps Magennerven sich verkrampften.
    Er ging mit dem Kaffee in sein Büro hinüber und nahm den Hörer ab. »Culp«, meldete er sich mit plötzlich heiserer Stimme.
    Die Stimme am anderen Ende klang widerwärtig vertraut: ein unheimliches, elektronisch verändertes Flüstern. Es war krächzend und rau und herzlos und seltsam eindringlich. Wie ein Insekt klingen würde, wenn es sprechen könnte, dachte er manchmal.
    »Zeit, den Zehnten zu bezahlen«, sagte die Stimme.
    Culp stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Aus Erfahrung wusste er, dass sich unmöglich ermitteln ließ, woher dieser VoIP-Anruf kam. Er konnte aus der Etage unter ihm oder einer sibirischen Bauernkate kommen; das ließ sich einfach nicht feststellen.
    »Noch mehr Geld für diese gottverdammten Wilden?«, fragte Culp mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Uns liegen ein Schriftstück vom siebzehnten Oktober, einige E-Mails vom Nachmittag dieses Tages, ein weiteres internes Dokument vom einundzwanzigsten Oktober und eine vertrauliche Mitteilung an die Firma Rexell Computing vor. Sollen wir Kopien davon an die Börsenaufsicht SEC schicken? Außerdem haben wir Unterlagen über die Gründung der Offshore-Firma WLD Enterprises, die …«
    »Stopp«, krächzte Culp. »Sie haben mich überzeugt.« Jeglicher Ansatz von Rebellion oder Widerstand war im Keim erstickt. Jedes dieser Schriftstücke konnte bei Börsenaufsicht und Justizministerium ein neuerliches Kartellverfahren auslösen, dessen Abwehr Hunderte von Millionen kosten und das Unternehmen jahrelang vom Kapitalmarkt aussperren würde. Dabei bestand sogar die Gefahr, dass das Unternehmen zerschlagen und in Teilen verkauft werden musste – eine wirkliche Katastrophe, weil die Teile weit weniger wert waren als das Ganze. Alle diese Konsequenzen brauchte ihm niemand zu erläutern. Sie lagen auf der Hand.
    Deshalb hatte er sich bereits gezwungen gesehen, über den William and Jennifer Culp Charitable Trust hohe Beträge zur Bekämpfung von Tropenkrankheiten zu spenden. Wäre der gesamte gottverdammte afrikanische Kontinent eines Tages einfach im Meer versunken, wäre

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