Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
man zur nächsten … Diskothek kommt?« Er begann glucksend
zu lachen, ein Sinnbild liederlicher Ausschweifung, und grinste anzüglich zu einem Mädchen von ungefähr dreizehn Jahren hinüber, das schweigend in einer Ecke kauerte. »Dir würde eine Nacht in der Diskothek gefallen, nicht wahr, meine Rosenknospe?« , gurrte er. Dann wandte er sich wieder an Belknap. »Sie haben bestimmt schon von arabischer Gastfreundschaft gehört. Für die sind wir in aller Welt berühmt. Ich muss Sie mit Leckerbissen überhäufen und so tun, als machte mir das Spaß. Aber … nun ja, ich bin neugierig.«
»Ich arbeite im US-Außenministerium. Mein Gebiet sind Recherchen, könnte man sagen.«
In dem breiigen Gesicht des Mannes zeigte sich ein kleiner Tic. »Ein Spion. Wundervoll. Das große Spiel. Genau wie früher bei den Ottomanen.« Der selbst ernannte Prinz nahm einen weiteren Schluck aus seiner silbernen Teetasse. Belknap stand dicht genug vor ihm, um Alkohol riechen zu können – Scotch, anscheinend sehr guter Scotch. Der Prinz war offenbar betrunken. Er sprach nicht undeutlich; stattdessen sprach er jedes Wort mit der emphatischen Präzision eines Mannes aus, der entschlossen ist, sehr deutlich zu sprechen – und verriet sich dadurch nicht weniger.
»Vor Kurzem ist eine junge Italienerin in Ihren Besitz gekommen«, sagte Belknap.
»Tut mir leid, aber ich weiß nicht, von wem Sie reden.«
»Sie hat bei einer Begleitagentur gearbeitet, die Ihnen gehört.«
»Beim Barte des Propheten, Sie schockieren mich bis ins Herz, Sie treffen mich bis ins Mark, Sie erschüttern mich in den Grundfesten, Sie lassen mich frösteln und …«
»Stellen Sie meine Geduld nicht auf die Probe«, unterbrach Belknap ihn mit leiser, drohender Stimme.
»Hol’s der Teufel, wenn Sie eine italienische puta suchen, haben Sie sich vergebens herbemüht. Aber ich kann Ihnen andere Befriedigungen bieten. Das kann ich, und das will ich. Was ist Ihr
Fall? Worauf stehen Sie? Wollen Sie … ja, meine kleine Rosenknospe?« Er deutete auf das in der Ecke kauernde Mädchen. »Sie können sie haben. Nicht für immer . Aber sagen wir mal, Sie können sie für eine Probefahrt haben – eine Probefahrt ins Paradies!«
»Sie widern mich an«, sagte Belknap.
»Oh, ich bitte tausendmal um Verzeihung. Ich verstehe. Sie sind anders gestrickt. Sie sind vom anderen Ufer. Das brauchen Sie mir nicht zu erklären. Wissen Sie, ich war in Eton, wo Analverkehr praktisch ein Schulsport war. Ich kann’s selbst kaum glauben, aber …«
»Glauben Sie lieber das, Sie Hundesohn«, knurrte Belknap so leise, dass nur Almani ihn verstehen konnte. »Wenn Sie nicht sofort auspacken, reiße ich Ihnen den Arm aus.«
»Ah, Sie stehen auf harte Sachen!« Unter seinem verbindlichen Tonfall lauerte höhnischer Spott. »Auch damit können wir dienen. Was immer Ihre Fackel entzündet! Was immer Ihre Batterie auflädt! Wenn Sie jetzt einfach umkehren und nach Dubai zurückfahren, kann ich Ihnen genau das bieten, was …«
»Mit einem einzigen Anruf kann ich ein paar Hubschrauber anfordern, die Sie und Ihr Gefolge an einen verdammt finsteren Ort bringen, den Sie vielleicht nie mehr verlassen werden. Mit einem einzigen Anruf kann ich …«
»Pah!« Der mit Schmuck behängte Omaner kippte den restlichen Inhalt seiner Silberteetasse hinterher und atmete geräuschvoll aus. »Wissen Sie was? Sie sind der Typ, den Dr. Spooner einen geistreichen Menschen genannt hätte.«
»Ich habe Sie gewarnt!«
»Die junge Italienerin … was soll mit ihr gewesen sein? Nur eine Gefälligkeit, sonst nichts. Ohnehin nicht mein Typ, das verrate ich Ihnen kostenlos. Jemand wollte sie aus dem Weg geschafft haben.«
»Jemand aus Chalil Ansaris Umfeld.«
Dem Omaner schien plötzlich unbehaglich zumute zu sein.
Mit einer schwammigen Handbewegung und ein paar gutturalen arabischen Worten schickte er seine Leute hinaus – auch die beiden finster dreinblickenden Leibwächter, die rechts und links neben ihm gestanden hatten und deren chandjars keineswegs nur Zierdolche zu sein schienen. Lediglich das stumm in seiner Ecke kauernde Mädchen blieb zurück.
»Vorsicht, wenn andere mithören!«, knurrte Almani.
»Wer?«, fragte Belknap streng. »Wem haben Sie diesen Gefallen erwiesen?«
»Chalil Ansari ist tot«, sagte der andere mürrisch. Seine Stimme klang jetzt misstrauisch; ein Mann wie er schickte seine Leibwächter nicht aus einer Laune heraus weg. Offenbar überwog seine Angst vor unerwünschten
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