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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Wüste und einige Gegenden mit nur sehr wenig Verkehr führen. Wenn Bas ihn belog … Aber der Kleine schien die Risiken so gut zu verstehen, wie er den Lohn kannte, der ihm winkte. Und seine Erzählung enthielt Einzelheiten, die auf erschreckende Weise logisch klangen.
    »Nehmen Sie mich mit«, bat der Junge flehentlich, »dann bringe ich Sie zu ihm.«
     
    In der Zentrale der SoftSystems Corporation in Portland – einem weitläufigen Campus aus Klinkersteinen und Thermopanescheiben, den der Architekturkritiker der New York Times als »Portland-Postmoderne« bezeichnet hatte – gab es nie Grund, sich über den Kaffee zu beschweren. William Culp, ihr Gründer und Vorstandsvorsitzender, behauptete im Scherz gern, ein Programmierer sei eine Maschine zur Umwandlung von Kaffee in Programmbefehle. In der großen Silicon-Valley-Tradition standen in allen Büros hochwertige Kaffeemaschinen, die eine teure Spezialmischung verarbeiteten. Trotzdem war William Culps eigener Kaffee … nun, der erste unter gleichen. Sorten wie Kona oder Peaberry aus Tansania waren so weit in Ordnung, aber er hatte Geschmack an Kopi-Luwak-Bohnen gefunden. Sie kosteten
sechshundert Dollar das Pfund, und die jährliche Ernte – ausschließlich von der indonesischen Insel Sulawesi – betrug nur etwa fünfhundert Pfund. Den größten Teil davon sicherten sich japanische Kaffeekenner. Aber Culp hatte für regelmäßige Lieferungen gesorgt.
    Was war so speziell an der Sorte Kopi Luwak? Das erklärte Culp jedem bereitwillig. Die Bohnen waren von einem auf Bäumen lebenden Beuteltier gefressen worden, das immer nur die reifsten Kaffeekirschen fraß und sie unverdaut wieder ausschied: noch in ihren klebrigen Schalen, aber durch die Verdauungsenzyme des Tiers subtil verändert. Die Einheimischen sammelten den Beuteltiermist und wuschen die Kaffeebohnen vorsichtig wie Nuggets heraus. Das Ergebnis war der raffinierteste Kaffee der Welt – schwer, aromatisch, vollmundig, mit Karamellgeschmack und einer Andeutung von etwas, das man nur als »dschungelhaft« bezeichnen konnte.
    In diesem Augenblick genoss er eine frisch zubereitete Tasse Kopi Luwak.
    Sein Geschäftsführer Bob Donnelly, ein Mann mit den breiten Schultern eines ehemaligen College-Footballspielers, beobachtete ihn amüsiert. Er trug ein hellblaues Sporthemd mit offenem Kragen und hochgekrempelten Ärmeln. SoftSystems gestattete allgemein legere Kleidung – sah man jemanden mit einer Krawatte, war er unweigerlich ein Besucher – und hatte sich die im Silicon Valley übliche Zwanglosigkeit bewahrt. »Na, trinkst du wieder deinen Kackeccino?«, fragte er ironisch. Die beiden saßen in dem kleinen Besprechungsraum, der sich an Culps Büro anschloss.
    »Du weißt gar nicht, was du versäumst.« Culp grinste. »Was mir nur recht sein kann.«
    Donnelly gehörte nicht zu den »Old Boys«, wie sie sich gern nannten – er war keiner der sechs Jungs aus dem Marin County, die vor Jahrzehnten mit alten Atari-Computern herumgespielt und den Prototyp der Maus erfunden hatten. Patentierbar
war nicht die Maus als »Peripheriegerät« gewesen, sondern die Software, mit der sie in die Benutzeroberfläche integriert werden konnte. In den folgenden Jahren enthielt fast jede verkaufte Software geistiges Eigentum, das Culp und seine Freunde zum Patent angemeldet hatten. SoftSystems wurde groß. Culp hatte seinen Eltern ein größeres Aktienpaket geschenkt, das sie für schönes Geld verkauften, als der Kurs über hundert erreichte. Im Stillen verachtete Culp sie wegen ihrer Ängstlichkeit in Bezug auf finanzielle Risiken. Die Aktie würde ihren Wert in nur fünf weiteren Jahren verdreifachen und Culp vor seinem fünfunddreißigsten Geburtstag zum Milliardär machen.
    Im Lauf der Jahre waren die meisten anderen Mitgründer jedoch ausgeschieden, um sich selbst zu verwirklichen. Manche hatten eigene Firmen aufgebaut; andere verbrachten ihre Zeit mit teuren Spielsachen: mit schnellen Jachten und Privatjets. Allein Culp hatte Kurs gehalten. Er ersetzte die Old Boys durch BWL-Typen, und wenn man von einem nur knapp vermiedenen Kartellverfahren absah, war SoftSystems seither von einem Erfolg zum anderen geeilt.
    »Also, was meinst du, sollen wir Prismatic kaufen?«, erkundigte sich Donnelly.
    »Glaubst du, dass wir die Firma in die Gewinnzone führen können?«
    Donnelly fuhr sich mit einer Hand durch seine kurzen rötlichen Borsten und schüttelte den Kopf. »Ein typischer Kandidat für A und Z.« A & Z war

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