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Die Bank im Park

Die Bank im Park

Titel: Die Bank im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ungeduldig tänzeln. »Und du? Wie kamst du aus dem Haus?«
    »Ich floh, als man die Keller durchsuchte.«
    »Hier hast du Geld!« Der Dicke warf dem Diener einen Beutel zu. »Es reicht für dich ein halbes Jahr. Bis dahin sieht's in Frankreich wieder anders aus. Und nun – verschwinde! Ein halbes Jahr bist du gestorben, verstehst du!«
    Mit weiten Sätzen sprang das Pferd des Präfekten davon, während der Diener auch auf seinen Gaul kletterte und in Richtung Ménilmontant entfloh. Mit harten Schlägen trieb der Lakai sein Tier zur höchsten Eile an, umritt die Wachen an der Mauer und versuchte, im Bogen an das Stadttor von Vincennes heranzukommen. Doch Paris war schon von der Garde und anderen königstreuen Einheiten ganz rasch abgeriegelt worden, und überall, wo der vor Angst zitternde Lakai den Durchbruch wagen wollte, stieß er auf gekreuzte Hellebarden.
    Auch der Präfekt, der über Batignolles nach Clichy zu entfleuchen strebte, sah von den Speeren seiner eigenen Polizei den Weg versperrt. Fluchend riß er sein Pferd herum und trieb es in die Stadt zurück, um im dunklen Hafenviertel an den Quais einen Unterschlupf zu finden. Erschöpft und zitternd, ein gebrochener Mann, fettwabbelnd und vom Schweiß durchnäßt, als sei er gerade aus dem Bad gestiegen, fiel er im Keller eines kleinen Lagerschuppens neben einem Bordell auf ein Pritschenlager und hieb vor Wut und in stammelnder Verzweiflung mit beiden Fäusten gegen seine kalte, nasse, fleischige breite Stirn.
    Am heutigen Place des Buttes Chaumont schoß eine Streife der Gardisten zur gleichen Stunde mit den Armbrüsten einen irrenden Reiter aus dem Sattel eines an den Flanken blutenden Gaules und entdeckte in den Taschen des Toten einen Beutel Gold, der mit dem allgemein bekannten Wappen des Polizeipräfekten bestickt war.
    Als eine helle Sommersonne aufging und alle Blüten öffnete, stand ein General vor dem Dauphin und sagte: »Paris ist unter Kontrolle, es herrscht Ruhe. Die Verschwörer sind festgesetzt oder getötet. Lediglich der Polizeipräfekt hält sich noch versteckt.« Und mit erhobener Stimme fügte er hinzu: »Aber wir werden ihn finden, und wenn wir das letzte Haus der Stadt durchsuchen müssen! Das schwöre ich Euch, Königliche Hoheit!«
    Zufrieden nickte der Dauphin und trat an eines der hohen Fenster, im Garten jubilierte der morgendliche Chor der Vögel, ein Gärtner lief durch das taubenetzte Gras. Wie eine Feuerkugel schwamm die Sonne im Dunst des angebrochenen Tages, und zwischen hohen Pappeln blinkten schwach die Dächer von Paris.

VII
    Noch vor diesen ganzen Ereignissen, noch während der dicke, schwitzende, aus dem Mund riechende Polizeipräfekt in der Stallung seines Hauses Sattelsitz und den Putz der Hufe und des Felles seines Pferdes überprüft und dem bangenden Reitknecht einen ernsten, aber nicht mit Tadel erfüllten Blick zugeworfen hatte, näherte sich vom Jardin d'Acclimatation eine Kavalkade dem verträumten, einsamen Neuilly und sprengte vor das Haus der Brokatstickerin Jeanette, die bei dem Hufegeklapper an den Wagen dachte, der sie nach Rouen bringen sollte. Eilig raffte sie daher die gepackten Bündel zusammen, um sie vor die Tür zu tragen. Entsetzt sah sie den Marquis de Bréguérac, den Kommandanten der Garde, und seine Begleitoffiziere aus den Sätteln springen. Ohne zu zögern, stellte sie sich als lebende Barriere in die Tür.
    »Wohnt hier der Dichter Chartier?« fragte lächelnd der große Marquis die kleine Stickerin und lüftete sogar den Federhut ein wenig, wovon Jeanette, aber noch mehr die Begleitung in Erstaunen versetzt wurde. »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich mit dem Poeten sprechen ließest.«
    »Alain ist krank«, erwiderte Jeanette, ohne die Tür freizugeben. »Er hat vor wenigen Stunden wieder einen Blutsturz erlitten. Jetzt ist er schwach und schläft.«
    »Wolltest du ihn verlassen?« fragte der Marquis, einen Blick auf die armseligen Gepäckstücke werfend. »Wenn Chartier so krank ist, muß er gepflegt werden.«
    Ein Vorwurf war das, und die Augen des Marquis blickten scharf der verweinten, wie im Fieber zitternden Jeanette ins Gesicht.
    »Ich komme in des Dauphins Auftrag«, sagte er. »Gib den Weg frei.«
    »Ihr wollt ihn morden!« schrie das Mädchen auf und wich keinen Schritt, ja, stieß den auf sie zukommenden Marquis mit der starken Kraft weiblicher Verzweiflung zurück. »Ihr wollt ihn töten, weil die Dauphine ihn im Park geküßt hat! Ich weiß es, alle wissen es, nur er

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