Die Bank
sie nicht von Five Points kommen.«
»Ich glaube immer noch, daß dies Leute sind, denen dein Vater vertraut hat«, meint Charlie. »Es ist wie mit dieser Schweigepflichtsvereinbarung. Man verwahrt keine Dinge sicher auf, die einen in Schwierigkeiten bringen könnten, sondern man versteckt das, was man beschützen will.«
Der Wagen hält vor einer Ampel, und Gillian nickt Charlie im Rückspiegel zu. Auch sie erkennt eine gute Theorie, wenn sie eine hört. »Wenn diese Leute ihm nun bei seiner eigentlichen Idee geholfen haben?«
»Oder wenn er sich ihnen anvertraut hat?« wirft Charlie ein.
»Wie lautet noch der Name dieser Computerspielefirma, bei der er nach Disney gearbeitet hat?« Plötzlich bin ich aufgeregt.
»Neowerks. Ich glaube, sie sitzen in der Broward …«
»Ich habe die Adresse auf einem alten Zahlschein gesehen«, unterbricht Charlie sie. »Im Aktenschrank.« Ein vielsagendes Schweigen senkt sich über uns.
Gillian biegt schwungvoll in die Tenth Street ab und hält mit einem Ruck vor ihrem Haus.
»Wie weit sind wir von der Broward entfernt?« fragt Charlie.
»Höchstens vierzig Minuten«, erwidert Gillian.
»Ich hänge mich ans Telefon und beschaffe uns einen Termin«, sage ich, reiße die Tür auf und helfe Charlie, aus dem Rücksitz hochzukommen. Gillian bleibt sitzen.
»Kommst du nicht mit?« will ich wissen.
»Ich sollte mich eigentlich kurz davon überzeugen, daß ich noch einen Job habe. Ich bin in zehn Minuten wieder da.« Sie wirft mir die Hausschlüssel zu, winkt und ist weg.
»Ach, wie ich sie vermisse!« sagt Charlie. Er schwingt die Schlüssel, stürmt über den zementierten Weg zur Haustür, schließt auf und eilt durch die Tür. Im Haus stürzt er sich sofort auf den Aktenschrank. Ich schlage die Tür hinter mir zu und gehe ans Telefon. Da hören wir, wie die Haustür hinter uns abgeschlossen wird, und drehen uns um. Im selben Moment fällt mir auf, daß alle Jalousien heruntergelassen sind. Im Haus ist es ganz dunkel. Dann hören wir ein Klicken aus der Ecke, und eine Lampe im Wohnzimmer flammt auf. Mir stockt der Atem.
»Schön dich zu sehen, Oliver«, sagt Gallo. Er sitzt auf der Couch. »Jetzt kommt der Teil, der weh tut …«
Ein Schatten löst sich von der Tür und stürzt sich auf uns. Charlie wirbelt herum und versucht wegzulaufen, aber es ist zu spät. Eine Hand zuckt auf ihn zu. Gallo ist hinter mir aufgetaucht und schlingt seinen Arm um meinen Hals. Als letztes sehe ich, wie DeSanctis’ Faust im Gesicht meines Bruders landet.
54. Kapitel
»Willkommen im Miami Airport. Was kann ich für Sie tun?«
»Hallo, ich soll hier einen Wagen abholen«, sagte Joey zu der kleinen Blondine hinter dem Tresen von National Car Rental. »Auf den Namen Gallo.«
»Gallo …«, wiederholte die Frau, während sie den Namen in den Computer eintippt. »Unter Gallo habe ich nichts …«
»Vermutlich hat er ihn auf den Namen DeSanctis bestellt.« Joey zog ihren Bluff weiter durch. Die Schalter der anderen Mietwagenfirmen erstreckten sich durch den ganzen Terminal, aber nachdem Joey die Rolltreppe verlassen hatte, ging sie sofort zu National. Wenn es um Regierungsrabatte ging, gab es nur drei Mietwagenfirmen, die das Büro des Secret Service als »Bevorzugte Lieferanten« auflistete. National stand ganz oben auf der Liste.
»Fündig geworden?« fragte Joey.
Die Mietwagenangestellte betrachtete verwirrt ihren Bildschirm. »Es tut mir leid, aber hier steht, daß schon jemand den Wagen abgeholt hat.«
»Diese diensteifrigen Mistkerle!« Joey lachte. »Ich wußte, daß sie die erste Maschine nehmen würden. Sie tun alles, um den Bösewicht zu erwischen.« Sie klappte ihre Brieftasche auf, beugte sich vor und flüsterte: »United States Secret Service.« Sie ließ die goldene Marke aufblitzen, sorgte allerdings dafür, daß die Worte Fairfax Country Police von ihren Fingerspitzen verdeckt wurden. Joey hatte im Laufe der Jahre im Dienst herausgefunden, daß eine Dienstmarke mehr war als nur eine Dienstmarke. Vor allem, wenn es die Dienstmarke ihres Vaters war. »Wir sollten uns in Miami treffen und … Darf ich Ihr Telefon benutzen?« fragte sie. »Ich versuche, sie über Handy zu erreichen.«
Die Angestellte reichte den Hörer über den Tresen und tippte die Nummer ein, die Joey ihr gab. Im Hörer hörte Joey ihre eigene Mailbox anspringen. Mit besorgter Miene sah sie die Angestellte an. »Ich erreiche nur ihre Mailbox …«
»Ist … es dringend?«
»Haben Sie eine Ahnung,
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