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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Ich höre seine dumpfen Schritte im Gras, als er losrennt. Gallo kann nicht sehr weit hinter ihm sein.
    Ich stehe auf, ziehe die Waffe aus meinem Hosenbund und starre die Mauer an, als könnte ich hindurchsehen. Gillian berührt meinen Rücken. »Ist er …?«
    Ein dritter Schuß unterbricht sie. Dann dröhnt ein vierter. Mein Herz krampft sich zusammen, und ich kann nur auf die Mauer blicken. Unwillkürlich halte ich den Atem an, schließe die Augen und versuche Schritte auszumachen. In der Ferne höre ich ein schwaches Trampeln. Lieber Gott, hoffentlich ist das Charlie!
    Ich will über die Mauer schauen, aber Gillian zerrt mich in die andere Richtung. »Wir müssen sofort hier weg«, sagt sie und reißt mich zurück. Als ich mich nicht bewege, sagt sie: »Bitte, Oliver …«
    »Ich lasse ihn nicht im Stich!«
    »Hör zu. Wenn du deinen Kopf da oben sehen läßt, kannst du dir auch gleich eine Zielscheibe auf die Stirn malen. Charlie wird es schaffen. Er ist zehnmal so schnell wie Gallo.«
    Ein fünfter Schuß schlägt ganz in unserer Nähe ein. Wir zucken zusammen und ducken uns.
    »Wie weit ist es bis zu deinem Wagen?«
    »Komm mit.« Sie nimmt mich an der Hand, und wir laufen über den offenen Hof zurück. Als wir an den Schiebetüren von Gillians Schlafzimmer vorbeikommen, zuckt DeSanctis Hand heraus. Er erwischt Gillians schwarze Locken.
    »Fertig für die zweite Runde?« knurrt der Agent. Er sieht immer noch reichlich benommen aus. Die rechte Seite seines Gesichts ist blutverschmiert.
    Gillian wirbelt herum und rammt ihm ihr Knie in den Unterleib. Er sinkt mit einem leisen Stöhnen zusammen, und ich haue ihm sicherheitshalber noch den Knauf der Pistole auf den Kopf. Wir laufen weiter zum anderen Ende des Hinterhofs. Die Mauer sieht aus wie das Spiegelbild der Wand, über die Charlie vor ein paar Sekunden geklettert ist. Doch dann sehe ich nach links und bemerke das schwarze Metalltor, das in der Wand eingelassen ist. An dem Gitter ist eine Karte in einem versiegelten Plastikbeutel befestigt. Nicht verschließen: Notausgang hat jemand draufgekritzelt.
    Gillian packt das Gitter und reißt die Tür auf. Mit einem metallischen Klang schlägt sie hinter uns zu, und wir stehen auf dem Parkplatz eines niedrigen Wohnkomplexes. Kaum sind wir auf der Straße, biegen wir scharf nach links ab.
    »Hierher!« Sie springt in ihren blauen Käfer, den sie unter einem Baum geparkt hat.
    Sie startet den Wagen, während ich mich nach DeSanctis umsehe. »Los …!«
    »Wo entlang?«
    »Geradeaus. Wir finden ihn.«
    Die Reifen quietschen, und wir halten die Köpfe gesenkt, falls wir Gallo begegnen sollten. Aber als wir das Ende des Blocks erreichen und an die Ecke kommen, zu der Charlie gelaufen ist, ist niemand zu sehen. Kein Gallo, kein Charlie, niemand. In der Ferne hören wir schwaches Sirenengeheul. Eine Schießerei ruft natürlich die Polizei auf den Plan.
    »Oliver, wir sollten wirklich …«
    »Halt weiter Ausschau«, sage ich und suche jede Gasse hinter jedem Haus ab, an dem wir vorbeifahren. »Er muß hier irgendwo sein.« Doch während Gillian langsam den Block entlangfährt, ist nichts zu sehen als leere Auffahrten, schäbige Rasenflächen und ein paar schwankende Palmen. Die Sirenen hinter uns werden lauter.
    Wenn ich auf der Flucht wäre, würde ich am nächsten Stoppschild rechts abbiegen. »Nach links«, sage ich zu Gillian. Ich kenne meinen Bruder. Doch als wir um die Ecke biegen, finden wir nur einen alten Mann mit wettergegerbter Haut. Er sitzt auf der Stufe seines Hauses und schält mit seinem Taschenmesser eine Grapefruit.
    Ich kurble das Fenster herunter und verstecke die Waffe. »Haben Sie hier jemanden vorbeilaufen sehen?«
    Er sieht mich an, als spräche ich …
    »Spanisch«, erklärt Gillian.
    »Haben Sie veras un muchacho?«
    Er reagiert immer noch nicht, sondern schält seine Grapefruit weiter. Die Sirenen sind beinahe direkt hinter uns.
    Gillian starrt in den Rückspiegel. Sie weiß, daß es ganz schön knapp wird. Sie braucht eine Entscheidung. »Oliver …«
    »Sekunde noch«, erwidere ich. »Por favor … es muy importante. Es mi hermano!«
    Er blickt nicht mal hoch.
    »Oliver, bitte …!«
    Hinter uns quietschen Reifen um die Kurve.
    »Los … weg hier!«
    Sie tritt das Gaspedal herunter, und die Räder drehen erneut kurz durch. Eine scharfe Biegung nach rechts, und unsere rücksichtlose Überschreitung des Tempolimits verwandelt das Viertel in einen rosagrünen Schleier. Ich starre aus dem Fenster

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