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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Seine Stimme ist trocken und unbeteiligt. »Das ist für Sie …«
    Ich nehme das Papier und falte es hastig auf. Es stehen drei Worte darauf. Sie sind mit einem schwarzen Stift geschrieben worden. »Warte auf mich.« Keine Unterschrift.
    Die Blockschrift erinnert mich an die meines Bruders, aber sie wirkt etwas merkwürdig. Als wenn jemand versucht hätte, sie nachzumachen.
    Ich sehe über die Schulter. Der Mann mit der Sonnenbrille ist verschwunden.
    »Wer hat Ihnen das gegeben?« frage ich den Schwarzen.
    »Das darf ich nicht verraten«, erwidert er. »Er hat gesagt, es würde die Überraschung verderben.«
    »Er? Wer ist er?« frage ich hastig.
    Der Flughafenangestellte dreht sich um und geht weg. »Fröhliche Weihnachten.«
    Plötzlich klingelt es laut. Ein Alarm! Eine Sekunde später setzt sich das Förderband surrend in Bewegung. Unser Gepäck ist endlich da.
    Ich atme tief durch und starre den Flughafenangestellten an, der seinen Gepäckwagen direkt neben das Band rollt. Um ihn herum bauen sich die Passagiere auf. Ein Collegestudent, ein Anwalt mit einem Tintenfleck an seiner Anzugtasche und eine gereizt aussehende Mutter mit künstlicher Bräune. Ich könnte schwören, daß mich alle mißtrauisch mustern.
    Ich sehe wieder auf den Zettel, der in meiner Hand zittert. Was, verdammt, soll das? Wir hatten einen Plan. Wir wollten zusammen rein und raus. Er sollte auf keinen Fall allein etwas unternehmen … Es sei denn, etwas hätte ihn dazu gezwungen …
    Meine Brust zieht sich zusammen. Ich stürme zur nächsten Tür und dränge mich durch die Menschenmenge. Als ich hinaustrete, schlägt mir die feuchte Hitze von Florida entgegen und dringt mir direkt in die Lungen. Ich spüre meinen verschwitzten Rücken, und mir fällt auf, daß ich immer noch meinen Mantel trage. Ich winde mich hastig heraus. Ich will nur eines, Charlie finden.
    Hinter mir packt jemand meine Schulter. »Alles klar, Ahab?«
    Ich drehe mich um und reiße mich zusammen. Da steht mein Bruder vor mir, mit Grübchen in den Wangen und einem blöden Grinsen. Ich weiß nicht, ob ich ihn umbringen oder umarmen soll, also begnüge ich mich mit einem heftigen Schlag auf seine Schulter. »Was …?« Eine Frau am Taxistand schaut zu uns hin, und ich senke meine Stimme zu einem Flüstern. »Was ist bloß in dich gefahren? Wo warst du?«
    »Hast du meine Nachricht nicht bekommen?« erwidert er, ebenfalls flüsternd.
    »Also hast du …?« Ich ziehe ihn zur Seite, vorbei an der Reihe der Taxis und außer Hörweite. »Hast du denn nicht zugehört, was Oz gesagt hat? Kein Kontakt mit niemandem! Das schließt Flughafenangestellte mit ein!« zische ich.
    »Tut mir leid, aber es war ein Notfall.«
    »Was für ein Notfall?«
    Er sieht mich an, antwortet jedoch nicht.
    »Was?« frage ich. »Was hast du gemacht?«
    Wieder bekomme ich keine Antwort.
    »Meine Güte, Charlie, du hast doch nicht …«
    »Ich will darüber nicht reden, Oliver.«
    »Du hast sie angerufen, hab ich recht?«
    Seine Stimme ist so leise, daß sie beinah verschwindet. »Mach dir darüber keine Sorgen. Ich habe es im Griff.«
    »Wir haben vereinbart, daß wir sie nicht anrufen!«
    »Sie ist unsere Mutter, Ollie … und was noch wichtiger ist, einer von uns beiden wohnt bei ihr. Sie hätte einen Herzinfarkt bekommen, wenn ich mich nicht gemeldet hätte.«
    »Ach ja? Und was wird sie deiner Meinung nach mehr aufregen? Uns ein paar Nächte lang zu vermissen oder unser Begräbnis, wenn der Secret Service uns erwischt und uns unter die Erde bringt? Sie werden jeden Anruf verfolgen.«
    »Wirklich? Daran habe ich gar nicht gedacht, obwohl es praktisch in jedem Mann-auf-der-Flucht-Film zu sehen ist.« Er schiebt den Sarkasmus beiseite und fährt fort: »Kannst du mir denn nicht einmal vertrauen? Glaub mir, ich hab es clever angestellt. Wer auch immer zugehört hat … er hat kein einziges Wort mitgekriegt.«

32. Kapitel
    »Wie läuft’s?« wollte Gallo wissen.
    »Sekunde«, erwiderte DeSanctis. Er saß auf dem Beifahrersitz und tippte auf die Tastatur des Gerätes auf seinem Schoß, das wie ein ganz normaler Laptop aussah. Bei genauerer Betrachtung merkte man jedoch, daß nur die Nummerntasten am oberen Rand funktionierten. Die benutzte DeSanctis, um den Empfänger richtig einzustellen, der perfekt im Inneren des Gerätes versteckt war. Es war so einfach, wie einen Radiosender zu suchen: Wähle die richtige Frequenz, und du hörst dein Lieblingslied. Er tippte suchend die Zahlen ein, die ihm die

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