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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Leuchtfelder an der Decke. Das waren keine Menschen, sondern nur Neonröhren. »Da unten ist niemand.«
    »Bin schon da!« rief Maggie in Richtung Tür.
    »Wie sind sie an uns vorbeigekommen?« Gallo war aufgeregt. »Gibt es eine Hintertür?«
    »Es könnte auch eine Nachbarin sein«, gab DeSanctis zu bedenken.
    »Wer ist da?« fragte Maggie.
    Die Antwort war ein unverständliches Murmeln. Die Mikrofone funktionierten nicht durch Türen hindurch.
    »Einen Moment …«, sagte Maggie, während sie das Fernsehgerät abschaltete. Sie öffnete die Schlösser mit der einen Hand und strich sich Hemd und Kleid mit der anderen glatt.
    »Sie macht sich schick«, flüsterte DeSanctis. »Ich wette, es ist ein Kunde.«
    »Um diese Uhrzeit …?«
    »Sophie! Wie schön, dich zu sehen!« flötete Maggie, als sie die Tür öffnete. Über Maggies Schulter sahen sie in der Kamera eine grauhaarige Frau mit einer gestrickten braunen Weste. Sie trug keinen Mantel.
    »Eine Nachbarin«, sagte DeSanctis.
    »Sophie …«, wiederholte Gallo. »Sie sagte Sophie.«
    DeSanctis öffnete hastig das Handschuhfach und riß einen Stapel Papiere heraus. 4190 Bedford Avenue – Bewohner – Besitzer.
    »Sophie … Sofia … Sonja …«, sagte Gallo, während DeSanctis mit dem Finger hastig die Liste herunterglitt.
    »Ich habe eine Sonja Coady in 3A und eine Sofia Rostonov in 2F«, erklärte DeSanctis.
    »Wie geht’s dir?« erkundigte sich Sophie. Sie hatte einen starken russischen Akzent.
    »Es ist die Rostonov!«
    »Gut, gut«, antwortete Maggie und bat sie hinein.
    »Beobachte ihre Hände!« rief Gallo, als Maggie Sophies Schulter berührte.
    »Glaubst du, daß sie ihr etwas gibt?« fragte DeSanctis.
    »Sie hat keine Wahl. Sie hat weder Fax noch E-Mail noch ein Handy. Ihre einzige Chance ist, daß sie etwas von draußen bekommt. Vermutlich einen Pieper oder etwas Kleines, das Textnachrichten übertragen kann.«
    DeSanctis nickte. »Du nimmst Mom, ich kümmere mich um Sofia.« Die beiden Agenten kauerten sich schweigend über den Laptop. In der Dunkelheit glühten ihre Gesichter im blassen Licht des Bildschirms.
    »Ich habe beinahe zwei Zentimeter an allen Blusenärmeln gekürzt. Ich hole sie dir eben von der Leine«, sagte Maggie, während sie zum Küchenfenster gingen. Durch die Vogelperspektive der Kamera im Rauchmelder konnte Gallo zwar nur ihren Rücken sehen, aber er beobachtete scharf alles, was Maggie berührte. Sie öffnete das Küchenfenster und zog die Wäscheleine herein. Dann nahm sie zwei Damenblusen herunter und hängte jede auf einen Bügel.
    »Hast du sie in dem Wetter herausgehängt?« fragte Sophie.
    »Die Kälte können sie gut vertragen. Macht sie frischer, als wenn sie neu wären.« Maggie hängte die beiden Bügel an einen der drei Mantelhaken, die an der Wohnzimmerwand angebracht waren.
    »Beobachte die Geldübergabe«, befahl Gallo.
    »Ach du lieber Gott, wo hab ich nur meinen Kopf«, begann Sophie, als sie nach der Geldbörse suchte. »Ich habe sie …«
    »Macht nichts«, meinte Maggie. Selbst auf dem digitalisierten Bild konnte Gallo erkennen, wie gezwungen ihr Lächeln war. »Bring es vorbei, wann immer du willst. Ich habe nicht vor, irgendwohin zu gehen.«
    »Mist!« schrie Gallo.
    »Du bist nett«, sagte Sophie. »Du bist ein guter Mensch, und es werden dir gute Dinge widerfahren.«
    »Ja«, meinte Maggie und warf einen kurzen Seitenblick zu dem Rauchmelder an der Decke. »Ich bin wirklich ein Glückspilz.«
     
    Als Maggie die Tür hinter Sophie geschlossen hatte, atmete sie tief ein und ging wieder zum Küchenfenster zurück. Die alte Heizung an der Wand röhrte blechern, doch Maggie achtete nicht darauf. Sie war zu sehr mit allem anderen beschäftigt. Mit ihren Söhnen … Gallo … und sogar ihren Gewohnheiten. Besonders ihren Gewohnheiten.
    Sie stemmte die Handflächen unter den oberen Fensterrand, drückte zweimal heftig und konnte es schließlich öffnen. Ein kalter Windstoß fegte hinein, aber erneut kümmerte sich Maggie nicht darum. Da Sophies Blusen nun weg waren, gab es eine freie Stelle auf der Wäscheleine. Eine freie Stelle, die sie unbedingt füllen mußte.
    Sie nahm das feuchte weiße Hemd, das über dem Bügelbrett hing, beugte sich aus dem Fenster, nahm eine Wäscheklammer aus der Tasche an ihrer Schürze und klemmte den Saum des Hemdes fest. Zentimeter um Zentimeter zog sie das Hemd auf die Gasse hinaus und steckte dabei immer weiter Klammern darauf. Am Ende zog sie fest daran. Ein Windstoß wollte es

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