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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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wegwehen, aber sie hielt es mit der geballten Faust. Bisher war es ein ganz normaler Abend. Nun jedoch kam der schwierige Teil.
    Als der Wind abflaute, steckte sie beide Hände wieder in die Schürze. Mit der linken suchte sie eine Wäscheklammer, mit der Rechten tastete sie nach etwas anderem. Nach wenigen Sekunden strichen ihre Finger über den Zettel, den sie früher am Abend geschrieben hatte. Sie achtete darauf, mit dem Rücken zur Küche zu stehen, und nahm den gefalteten Zettel in ihre zitternde Hand. Aus den Augenwinkeln sah sie den schwachen Schimmer in Gallos und DeSanctis Wagen. Doch das konnte sie nicht aufhalten.
    Maggie kämpfte gegen die Tränen an und stellte sich breitbeinig hin. Dann beugte sie sich aus dem Fenster, legte die rechte Hand unter das Hemd und klemmte den Zettel daran fest. Das Fenster in dem Haus auf der anderen Seite war dunkel, aber Maggie konnte trotzdem die dunkle Silhouette von Saundra Finkelstein erkennen. Die Finkelstein versteckte sich hinter dem Vorhang am Rand ihres Fensters und nickte. Zum dritten Mal seit gestern abend, unter der unbarmherzigen Überwachung von vier digitalen Videokameras, sechs stimmaktivierten Mikrofonen, zwei getarnten Transmittern und einer Überwachungsausrüstung im Wert von mehr als fünfzigtausend Dollar, zog Maggie Caruso an der Zwei-Dollar-Wäscheleine und beförderte, an ein billiges Laken geklemmt, eine handgeschriebene Notiz zu ihrer Nachbarin.

39. Kapitel
    Man kann eine Menge über einen Menschen lernen, wenn man sein Badezimmer durchsucht. Eine Zahnbürste mit abgenutzten Borsten, hart gewordene Zahncreme und keine Q-Tips. Man erfährt sogar manchmal mehr, als man möchte. Ich hocke auf den Knien unter dem Waschbecken, zwänge meinen Arm zwischen verrosteten Rohren hindurch und durchsuche alte Putzmittel.
    »Was ist mit dem Medizinschrank?« fragt Charlie. Er drückt sich an mir vorbei und stellt sich auf den Rand der Badewanne.
    »Den habe ich schon durchsucht.«
    Das Magnetschloß klickt, als die Tür des Medizinschranks aufgeht. Ich hebe den Kopf. Charlie ist schon dabei, ihn zu durchwühlen.
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich ihn eben durchsucht habe.«
    »Ich sehe einfach nur noch mal nach.« Er mustert rasch den Haufen brauner Medikamentenfläschchen. »Lopressure für den Blutdruck, Glyburide gegen Diabetes, Lipitor für zu hohes Cholesterin, Allopurinol für …«
    »Charlie, was machst du da?«
    »Wie sieht das aus, Adlerauge? Ich will wissen, was er an Medizin genommen hat.«
    »Warum?«
    »Ich wollte es einfach nur wissen. Ich wollte rausfinden, was das für ein Kerl ist. In sein Gehirn kriechen, sehen, woraus er besteht …«
    Er plappert eine Sekunde zu lange. Ich kneife die Augen zusammen. Sofort fängt er an, die Flaschen zurückzustellen.
    »Willst du mir nicht sagen, was du da wirklich machst?« frage ich.
    »Siehst du, jetzt hörst du die Nachtigall trapsen«, meint er ausweichend und zwingt sich zu einem Lachen. »Ich sage dir doch, ich suche nur …«
    »Du hast dein Medikament vergessen, richtig?«
    »Was willst du …?«
    »Das Mexiletin. Du hast es nicht mitgenommen.«
    Er verdreht die Augen wie ein schmollender Teenager. »Würdest du bitte nicht gleich übertreiben … Das hier ist schließlich nicht Emergency Room. «
    »Verdammt, ich wußte doch, das da was nicht …« Ich höre Lärm im Flur und verstumme abrupt.
    »Gerettet von Bella«, flüstert Charlie.
    »Was ist denn hier los?« Gillian bleibt an der Tür stehen.
    »Nichts«, sagt Charlie. »Wir untersuchen gerade den Medizinschrank deines Vaters. Wußtest du, daß er Tampons da drin hat?«
    »Die gehören mir, Mister Superhirn.«
    »Dachte ich mir doch.« Charlie tanzt um mich herum und verschwindet rasch aus dem Bad. Aber im Moment habe ich nur Augen für Gillian, wie sie den Flur entlanggeht.
    »Vorsicht, du hast ein bißchen Geifer auf den Lippen«, flüstert mir Charlie im Vorbeigehen zu. »Ich meine, ich kann es dir nicht verübeln. Dieses ganze Hippiebraut-Getue – ich bin auch schon ganz verschwitzt.«
    »Darüber reden wir später«, knurre ich.
    »Und ob wir das tun«, sagt er. »Aber wenn ich du wäre, würde ich etwas weniger daran denken, ihr ein Spitzenmieder zu schenken, und mich mehr auf unser aktuelles Problem konzentrieren.«
     
    Um sieben Uhr haben wir noch die Küche, die Garage und die beiden Schränke im Flur vor uns. »Ich nehme die Küche«, sagt Gillian. Charlie grinst mich an. Ich verziehe das Gesicht. Nur ein Narr würde die

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