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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Brüder?«
    Charlie ohrfeigt mich mit seinem Blick, und ich beiße mir auf die Zunge.
    »Was?« fragt Gillian nach. »Was ist das Problem daran?«
    »Nichts«, sage ich rasch. »Es ist nur … nach gestern versuchen wir, möglichst wenig aufzufallen.« Noch während ich die Worte ausspreche, sehe ich, wie sie jedes einzelne abwägt.
    »Schon okay«, meint sie dann. »Ich verrate nichts.«
    »Das wußte ich.« Ich lächle sie an.
    »Können wir vielleicht weitermachen?« drängt Charlie. »Da wartet ein Haus darauf, von uns durchsucht zu werden.«
     
    Zwanzig Minuten später ertrinken wir förmlich in Papieren. Charlie hat die Stapel auf dem Schreibtisch übernommen und ich die Schubladen darunter. Gillian arbeitet sich durch den Aktenschrank in der Ecke. Soweit wir sehen, ist das meiste nutzlos. »Hör mal«, sagt Charlie, während er sich durch einen Stapel Wissenschaftszeitungen wühlt. »Journal des Instituts für elektrische und elektronische Laser und die elektrooptische Gesellschaft.«
    »Bei mir kommt es noch besser«, sage ich. »›Lieber Martin, wenn Abby jenseits des großen Teichs leben würde, was wärst du dann für ein großartiger Schwimmer! Fröhlichen Valentinstag Deine Freundin, Stacey B.‹«
    »Du glaubst, das schlägt die Laser und die electro-optische Gesellschaft?«
    »Es ist eine Valentinskarte von 1950!« rufe ich. Die unterste Schublade in dem Schrank vor mir ist voll von diesen Karten. Es müssen Tausende sein. »Er hat alle Postkarten, Dankesschreiben und Geburtstagskarten aufgehoben, die er je bekommen hat. Offenbar seit seiner Geburt.«
    »Das hier sind alles Magazine und alte Zeitungen«, erklärt Gillian und schließt die Schublade mit einem Knall. »Alles von Engineering Management Review bis hin zu der Zeitung für Disney-Angestellte. Aber nichts wirklich Nützliches.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagt Charlie. »Er behält alles, was er je in die Finger bekommen hat, aber hat keinen einzigen Bankauszug oder eine Telefonrechnung?«
    »Vermutlich hat er das hier aufbewahrt …« Ich öffne eine Aktenschublade über der mit den Geburtstagskarten. Drinnen schaukeln ein Dutzend leere Aktenordner auf ihren Metallschienen.
    »Sie müssen sie mitgenommen haben, als sie sich den Computer schnappten«, meint Gillian.
    »Dann war es das … Wir sind erledigt«, meint Charlie.
    »Sag so was nicht«, erwidere ich.
    »Aber wenn der Secret Service das hier bereits durchsucht hat …«
    »Was dann? Sollen wir aufgeben und einfach verschwinden? Sollen wir wirklich einfach annehmen, daß sie alles mitgenommen haben?«
    »Sie haben alles mitgenommen!« schreit Charlie.
    »Nein, haben sie nicht!« Ich fauche ihn an. »Sieh dich doch um. Duckworth hat überall Schrott aufbewahrt. Fünfzehn verschiedenfarbige Hasenfüße. Und da wir keine Ahnung haben, was der Service zurückgelassen hat, verlasse ich dieses Haus erst, wenn ich jeden Untersetzer umgedreht und jede Schublade auseinandergenommen habe, um nachzusehen, ob da etwas versteckt ist. Wenn du eine bessere Möglichkeit weißt, wäre ich froh, sie zu erfahren!«
    Charlie zuckt zurück, verblüfft von meinem Ausbruch. Doch genauso rasch erholt er sich. Er zuckt mit den Schultern und macht weiter. »Du übernimmst die Küche, ich das Badezimmer.«

38. Kapitel
    »Sie weiß etwas«, sagte Gallo.
    »Wie soll sie denn was erfahren haben?« erkundigte sich DeSanctis ungläubig.
    »Sieh sie dir doch an!« Gallo deutete auf den Computer, der zwischen ihnen stand. »Ihre Söhne werden vermißt, sie verbringt eine weitere Nacht allein, und erstattet sie Bericht? Weint sie am Telefon und heult sich bei einer Freundin aus? Nein, sie sitzt einfach da, näht weiter und schaut sich irgendeine Talkshow an.«
    »Besser, als sich Soaps reinzuziehen«, meinte DeSanctis und richtete die Radarpistole auf den dunklen Wohnblock.
    »Darum geht’s nicht. Wenn sie weiß, daß wir sie beobachten, wird sie bestimmt erst recht nicht …«
    Das Läuten einer Türglocke plärrte durch die Lautsprecher des Laptops. Gallo und DeSanctis richteten sich blitzschnell in ihren Sitzen auf.
    »Sie kriegt Besuch«, sagte DeSanctis.
    »Kam das von unten?«
    DeSanctis richtete die Radarpistole auf das Glasfenster der Eingangshalle. Auf dem Bildschirm der Kamera sah man ein dunkles, schmutziggrünes Abbild der Lobby. Grün bedeutete kalt, weiß hieß heiß. Aber als DeSanctis das Areal zwischen dem Klingelschild und der Empfangshalle scannte, sah er nur zwei weiße rechteckige

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