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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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graue Gestalt trat langsam aus dem Buschwerk und starrte auf das Lager. Eine ganze Weile sah er es sich an, als wollte er die Chancen abwägen, als überlegte er, ob der Hunger seines Rudels stark genug war, um diesen wehrhaften Gegner anzugreifen.
    Aber es war an seinen Augen und seinen Lefzen und den mageren Flanken zu sehen, daß der Hunger groß genug war.
    Er warf den Schädel hoch und heulte, und ringsum wurden die Büsche lebendig von grauen Leibern – nicht nur im Westen, auch im Norden, Süden, Osten. Sie hatten das Lager völlig umschlossen.
    »Das müssen hundert sein… oder mehr…«, sagte Vari. »Imrirr, wir sind verloren.« Aber keine Verzweiflung sprach aus ihrer Stimme. Ruhig hob sie das Schleuderrohr und schoß.
    Sie verfehlte den Rudelführer, aber einer neben ihm wurde von den Füßen gerissen und wälzte sich winselnd.
    Während sie hastig das Rohr füllte, schoß Kellah, was von einem peinvollen Jaulen quittiert wurde.
    Auch die beiden Bogenschützen in Naffts Viererschaft schickten ihre Geschosse los. Zwei Körper fielen. Bei ihnen war die Schußfolge rascher. Bald lagen ein Dutzend der grauen Leiber im Schnee, während sie dicht an dicht herankamen. Der ganze Wald schien voll von ihnen zu sein, als hätten sich alle Rudel der Wildländer zu einer gewaltigen Horde zusammengeschlossen.
    Als hätten sie die gleichen Pläne wie ich, dachte Nottr grimmig. Sich zu sammeln für einen großen Schlag gegen den Erzfeind!
    Naffts Viererschaft hatte sich nahe am Feuer aufgestellt, das von einer Seite Schutz bot. Baragg hatte Urgat hochgezerrt und sich mit ihm an einen mächtigen Baum zurückgezogen. Zwei weitere von Urgats Männern hockten mit weit aufgerissenen Augen vor ihm auf dem Boden. Sie hatten noch immer nicht nach ihren Waffen gegriffen, obwohl inzwischen selbst in ihre gelähmten Gehirne das Bild der tödlichen Gefahr drang, wie ihre schreckverzerrten Gesichter deutlich zeigten. Die meisten kauerten in der Nähe des Feuers und starrten auf die Wölfe.
    Zwei weitere der Bestien fielen mit gefiederten Schäften in den Körpern. Und gleich darauf einer unter den Eisengeschossen aus Nottrs Viererschaft.
    Dann war keine Zeit mehr für neue Geschosse.
    Grollend und knurrend und heulend, mit funkelnden Augen und heißen Rachen wogte die Meute vorwärts und sprang in die Äxte und Klingen der Krieger. Jaulen und Winseln mischte sich bald in das wütende Knurren, und auch die Menschen brachen das Schweigen mit keuchenden Rufen und Schreien und Flüchen. Und das Schmerzensgeheule klang bei Mensch und Bestie kaum verschieden. Und Mensch und Bestie waren einander sehr ähnlich in diesem Kampfgetümmel, und Heroisches geschah auf beiden Seiten.
    Da waren drei Wölfe, die sich Naffts Axt entgegenwarfen und sich im Sterben in seinem Waffenarm verbissen, um ihren Rudelbrüdern den Weg zur Kehle zu öffnen. Da war Lhoa, die Flankenschwester aus Naffts Viererschaft, die den fallenden Viererführer mit ihrem Körper schützte und mit zwei Bestien an der Kehle noch drei weitere erschlug, ehe sie tot niederfiel. Da war Baragg, dessen Axt einen Wall grauer Körper um ihn aufgetürmt hatte, die den Wölfen selbst zum Bollwerk wurde.
    Da war Urgat, der mit bloßen Händen mit zwei Wölfen rang, während sein Geist nicht die Wunden spürte, die ihre Zähne rissen, sondern Qualen anderer Art litt.
    Da war ein alter, silbersträhniger Wolf, der mit geiferndem Rachen in Nottres Klinge sprang, um ihren Hieb lange genug zu lähmen, daß zwei seiner jungen Gefährten, die an seiner Seite das Jagen gelernt hatten, die Chance bekamen, an Nottres Kehle zu springen und ihn niederzureißen. Und es wäre ihnen gelungen, hätte Crogs Axt ihre Blutlust nicht für immer gestoppt, während Kellah ihm mit weit ausholenden Hieben mit dem Schleuderrohr, das sie wie eine Keule schwang, den Rücken freihielt.
    Da waren Urgats Männer, die sich schreiend am Boden wanden, über und über bedeckt von Tierleibern, während vergessene Vernunft in ihre betäubten Geister zurückkehrte. Allein die Kettenrüstung der Tempelwachen war es, die sie davor bewahrte, zerrissen zu werden. Da und dort kam einer hoch, schreiend und heulend, aber wach und voll barbarischer Kampflust, die nicht auf eigene Wunden achtete, die nur Tod zu geben suchte – eine Trunkenheit, die kam, wenn die Arme zu erlahmen drohten und eine rote Glut vor den Augen lag. Ein Dutzend von Urgats Haufen waren bald auf den Beinen. Sie wußten nicht, was geschehen war, oder wo sie

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