Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
grimmig. »Ich habe genug von Omen und Zeichen.«
    »Dennoch sage ich dir, was ich glaube. Ich glaube, daß die Wölfe uns wissen lassen, daß wir nur stark sind, wenn wir uns zusammenrotten. Daß die Welt anders geworden ist… grimmiger… und daß wir stärker sein müssen als die anderen. Und daß wir nicht zögern dürfen. Die Feinde sind überall.« Er wandte sich an die übrigen. »Ist einer unter euch, der glaubt, einen nennen zu können, der uns besser in die Zukunft führen wird, als Nottr?«
    Nottr starrte ihn überrascht an.
    »Nein. Es gibt keinen besseren.« Krieger dreier Stämme waren hier, und selten waren sie so einig gewesen.
    Urgat grinste. »Wenn Zeichen statt sprechen schreien könnten, dann hätten sie es in dieser Nacht getan. Nicht nur, daß ich dir mein Leben und das meiner Männer schulde«, sagte er warm und mit großer Dankbarkeit in der Stimme. »Ich will mir gar nicht ausmalen, wovor du uns wirklich gerettet hast. In meinem Kopf sind noch immer…« Er brach mit zitternder Stimme ab. Nach einem Augenblick fuhr er fort, wobei er etwas aus seinem Gürtel zog: »Und hier ist etwas, das ich dir geben möchte, auch als ein Zeichen.«
    Er reichte es Nottr, der überrascht den Atem anhielt.
    Es war ein Horn – weiß, spitz, von mehr als Unterarmlänge, und er hätte es unter den Hörnern aller Tiere auf den ersten Blick erkannt. Es war das Horn eines Einhorns.
    »Als ich mit meinen Kriegern in die Berge zog, da wollte ich es sein, der das Zeichen fand, das die Schamanen von dir verlangten. Und das Glück war auf meiner Seite. In einer Felshöhle fand ich die Reste eines Pferdegerippes, und am Schädel dieses Horn. Da wußte ich, daß ich die Große Horde führen würde. Es konnte kein deutlicheres Zeichen geben als das Horn Tiyagas, des Einhorns, denn ich hatte eine Legende gefunden. Aber nun weiß ich, daß es nicht mein Zeichen ist. Nimm es für meine Treue und die meiner Stämme. Wir werden dir folgen, Nottr Chiantaya.«
    Nottr, der-mit-den-Wölfen-spricht!
    Er nahm das Horn und legte Urgat die Hände auf die Schultern. »Ja, ich nehme es, Urgat, und eure Treue. Ich bin sehr froh, daß unser Streit einen solchen Ausgang genommen hat. Nun wird keine Zeit mehr vergeudet, weder mit Omen noch mit Feindschaften. Nun werden wir nach Westen ziehen.«
*
    Die wunderlichsten Gedanken beschäftigten Nottr, während des Weitermarsches. War dieses Horn noch ein anderes Omen? Eines, das mit Mythor zusammenhing? Niemand hatte je etwas von einem Einhorn in den Vorder-Bergen gehört, weder Jäger, noch Schamanen. Mochte es sich hierher in die Wildländer verlaufen haben, weil es etwas suchte? Etwas oder jemanden? Mythor?
    Erst der Bitterwolf.
    Nun das Einhorn.
    Hark und Pandor. Oder andere ihrer Art, die so selten war, daß die Menschen sie nur als Legende betrachteten?
    Mythor hatte sie in König Lerreigens Obhut zurückgelassen, zusammen mit Horus, dem Schneefalken. Er sollte die Tiere in das verwunschene Tal zurückbringen, bis Mythors Weg wieder in den Norden führte.
    Konnte es sein, daß sie sich auf einen eigenen Weg gemacht hatten, der sie so weit nach Osten führte?
    Pandor, dieses herrliche Geschöpf, tot?
    Diese Vorstellung erfüllte ihn mit Traurigkeit, und er hing eine Weile alten Erinnerungen nach, bis sie unvermittelt auf einen zweiten Kampfplatz stießen, auf dem blutige Klingen, Kleiderreste und menschliche Skelette lagen.
    »Vier«, stellte Baragg fest.
    »Kraghs Viererschaft«, sagte Nottr grimmig. »Auch sie haben das Lager nicht erreicht…«
    »Wenn ich mir die Spuren ansehe…«, brummte Crog, »dann müssen die Bestien aus der Richtung des Lagers gekommen sein.«
    »Aus der Richtung des Lagers?« entfuhr es Nottr. »Dann hoffe ich, daß wir nicht ein Lager wie dieses vorfinden!« Er deutete grimmig auf die Toten. »Imrirr!« fluchte er.
    »Sie sind stärker als wir gewesen«, versuchte ihn Baragg zu besänftigen.
    »Keine dreißig«, widersprach Nottr heftig. »Nicht viel stärker als wir.«
    »Sie brauchten nur den Eingang zur Höhle zu halten. Ein leichtes Spiel für ihre Zahl. Und der Schamane mag seine Geister um Rat gefragt haben.«
    »Mag der Wintergott geben, daß du recht hast, Baragg. Wo ist dein Lager, Urgat?«
    Urgat schüttelte den Kopf. »Kein Lager«, erklärte er. »Fünf Viererschaften und fünf Packpferde. Wir wollten schneller sein. Während des Sturmes fanden wir Unterschlupf, aber wir mußten die Pferde töten. Wir hatten nicht genug Vorräte für so viele Tage.

Weitere Kostenlose Bücher