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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Sonnwendtag«, hatte die alte Vettel gesagt. »Die Geister der Schlacht von Dhuannin werfen Schatten auf diesen Tag für dich und die Deinen. Beschütze sie gut.«
    Ich und die Meinen, dachte er erleichtert. Nicht Chipaw, oder das Kind, sondern meine Gefährten und Urgats Krieger. Über sie fielen die Schatten der Geister. Wir waren in der Hand des Bösen am Sonnwendtag.
    Seine Erleichterung darüber, daß die Prophezeiung nicht Olinga betroffen hatte, nahm eine große Last von ihm. Es hatte ihn die ganze Zeit über gequält, daß er nicht, wie versprochen, bei Einbruch der Dunkelheit hatte zurückkehren können.
    Aber nun, da er die Weissagung verstand, zweifelte er nicht, daß seine Gefährtin in Skopprs Händen im Lager gut aufgehoben war, und er fragte sich, ob ihre Niederkunft vielleicht schon geschehen war.
    Es würde ein Sohn sein.
    Nottr zweifelte nun gar nicht mehr an Chipuras Weissagungen. Sie hatte von Kaschkas’ Verrat gewußt.
    Grimm erfüllte Nottr bei dieser Erinnerung an die Tage, da er mit den Cirymern Tillorn verließ. Er hatte Kaschkas in ehrlichem Kampf besiegt, doch er hätte ihn töten sollen, statt ihm zu gestatten, sich ihnen anzuschließen.
    Er hetzte die Cirymer gegen Nottr auf, und es gab viele unter ihnen, die es nicht gern sahen, daß sie unter dem Kommando eines Lorvaners standen. Sie wandten sich bald gegen Nottr, und seine Streitmacht teilte sich in zwei Lager. So schlug Nottr eine Trennung vor, um die Feindseligkeiten nicht zu vertiefen.
    Doch der geschrumpften Schar war auf dem weiten Weg in die Wildländer wenig Glück beschieden. Zu oft mußten sie ihren Weg mit der Waffe erkämpfen, zu oft für ihre Zahl. So erreichten nur einige wenige Getreue mit ihm das Ziel. Das wäre ohne Kaschkas’ Intrigen nicht geschehen, denn der ganzen Horde hätte sich niemand entgegengestellt.
    Und es hatte ihn Ansehen gekostet, so viele Männer zu verlieren. Ansehen, das nur mit vielen Mühen wiedergewonnen werden konnte. Sein Heer, von dem er träumte, wäre längst Wirklichkeit. Sie hätten keine Zeichen von ihm verlangt.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu Chipura. Sie hatte ihm die Geburt eines Sohnes vorausgesagt.
    Bisher war alles geschehen, was sie gesagt hatte. Es würde auch ein Sohn werden.
    Ein gutes Omen für einen Heerführer, das die Schamanen anerkennen würden. Und ein gutes Omen für einen Feldzug gegen das Böse. Es schien sich alles zum Guten zu wenden. Wenn nun noch Kunde von Mythor kam…
    Dann kam ihm in den Sinn, daß Chipura noch eine Prophezeiung getan hatte:
    »Es wird eine Große Plage kommen.«
    Eine Große Plage! Kein Wort der Erklärung. Und Imrirr mochte wissen, was die Greisin in ihrer Entrückung gesehen hatte.
    Dieser Winter war bereits Plage genug. Es mochte zwanzig Winter zurückliegen, daß es so kalt wie in diesem Jahr gewesen war. Seit Monaten waren sie weder auf Alks noch auf Wildpferdherden gestoßen, nur auf Schneetiger und Berglöwen, und Jäger der Urojen hatten von ungewöhnlich großen Rudeln von Wölfen berichtet. Und Schamanen der Quaren berichteten, sie hätten Eisziegen gefunden, die von Dämonen gerissen worden waren, so daß selbst die hungrigen Raubkatzen sie verschmähten.
    War das die Plage, die sie meinte?
    Oder war es die Plage der Finsternis, von der die Welt befallen war?
    Stand ein neuer Feldzug der Finsternis bevor? Würden die Westländer fallen, bevor sein Heer marschbereit war?
    Über diesen Grübeleien fiel er erneut in Schlaf, ohne daß ihm die Wirklichkeit ganz bewußt geworden war. Dann aber mochten nur Augenblicke vergangen sein, als er das Heulen eines Wolfes vernahm und schlagartig hellwach war.
    Die Morgendämmerung kroch grau über die Voldend-Berge, die doch nicht der Rand der Welt waren, wie Qu Irin behauptet hatte. Die kleine Waldung, in die sie sich zum Lagern zurückgezogen hatten, war noch so dunkel, daß sie kaum ein paar Schritte weit sehen konnten. Das Feuer in der Steinmulde war niedergebrannt.
    Die meisten Krieger waren wach. Die das Heulen gehört hatten, kannten auch die Gefahr, die ein hungriges Rudel bedeutete. Aber Urgats Männer, an deren Zustand auch die Befreiung nichts geändert hatte, nahmen ihre Umwelt nicht wirklich wahr. Sie lagen an die Bäume gelehnt, wie sie bei Ankunft im Lager von den anderen angehalten worden waren. Es war, als schliefen sie mit offenen Augen. Sie hatten gegessen, langsam und traumverloren, als sie ihre Ration der Vorräte erhielten. Sie hatten gehorsam, aber nicht sehr brauchbar

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