Die Barbaren
bei der Errichtung des Lagers und der Reisigmulden zu Schlafen geholfen.
Nafft kam zu Nottr.
»Du hast es gehört, Hordenführer?«
Nottr nickte und erhob sich. »Woher kam es?«
»Von Westen.«
»Dann kommen wir nicht an ihnen vorbei.«
»Wir können frisches Fleisch brauchen, wenigstens so nötig wie sie.«
»Wie viele Bogen haben deine Leute dabei?« fragte Nottr und klopfte den Schnee von seinem Umhang, den er während der Nacht als Decke benutzt hatte.
»Zwei.«
»Und diese Schleuderrohre… hat jemand von Urgats Leuten…?«
»Einer. Und Vari und Kellah haben eines…«
»Drei.« Nottr war enttäuscht. »Aber sie werden ohnehin nicht viel treffen damit. Unsere Chancen auf frischen Braten für alle sind recht gering. Und ich hoffe nicht, daß sie uns zu nah auf den Pelz rücken. Urgats verstandesloser Haufen wäre eine leichte Beute, auch wenn sie sich an den Kettenhemden eine Weile die Zähne ausbeißen würden.« Er grinste. »Hol die Wachen zurück und laß die Feuer schüren, Viererführer. Sie haben uns längst in der Nase, wenn ich das Heulen richtig deute. Vielleicht vergeht ihnen die Lust, wenn es raucht und stinkt. Wenn nicht, nun, dann haben wir hier genug Bäume, um unsere Rücken zu schützen.«
*
Das Heulen kam noch zweimal in kurzen Abständen.
»Sie kommen nicht näher«, meinte Baragg. »Ob sie eine andere Beute haben?«
Nottr nickte.
»Sollte nicht Helgr mit Verstärkung aus dem Lager auf dem Weg hierher sein?« fragte Baragg.
Nottr nickte erneut. »Daran dachte ich auch.«
»Sie werden Hilfe brauchen.«
Nottr schüttelte den Kopf. »Sie haben bessere Chancen als wir, solange sie so hilflos sind…« Er deutete auf Urgats Haufen.
»Gib sie auf, Hordenführer. Der Tod ist besser für sie, als solch ein Leben ohne Verstand.«
»Ich weiß, Baragg. Qu Irin sagte, daß sie vielleicht durch eine Gefahr wieder zu sich selbst finden. Vielleicht durch einen Kampf wie diesen.« Er zuckte die Schultern. »Aber du hast recht, wir werden sie nicht um jeden Preis zum Lager bringen, wenngleich… ich mir durch Urgats Tod bei einigen der Stämme unversöhnliche Feinde machen würde. Und das wäre das Ende meines Traums von der Großen Horde. Ich brauche die Gunst seiner Krieger. Hab ein Auge auf ihn, Baragg. Bleib an seiner Seite…«
»Und die Rückendeckung deiner Vierer…?«
»Ich werde Kellah nehmen.«
»Es gefällt mir nicht, daß ich dich aus den Augen lassen soll, Hordenführer«, brummte Baragg.
»Es ist nur, bis wir im Lager zurück sind. Und sein Leben ist mir jetzt fast so wichtig wie meines. Ich würde es sonst nicht dir anvertrauen.«
Baragg nickte und suchte Urgat. Er fand ihn in der Nähe des prasselnden, qualmenden Feuers. Er ließ sich in seiner Nähe nieder.
Die Wachen kamen vom Waldrand zurück in die verhältnismäßige Sicherheit des Lagers. Es gab keinen im Lager, der nicht dann und wann einem Wolfsrudel gegenübergestanden hatte, und der nicht wußte, daß von den grauen Jägern keine Gnade zu erwarten war, wenn sie sich einmal zum Angriff entschlossen hatten. Sie waren so grimmige Gegner wie eine Horde feindlicher Krieger, jeder von ihnen mit einem berserkerischen Mut erfüllt. Nicht umsonst waren es die Wölfe, mit denen Schamanen sprachen, wenn es um Dinge des Kampfes und des Krieges ging.
Sie waren neun kampffähige Krieger, die neunzehn apathisch daliegenden Quaren und Urojen, wie die Stämme in Urgats Horde hießen, nicht gerechnet. Mit einer Schar von zwei oder drei Dutzend mochten sie es aufnehmen, obwohl der Ausgang zweifelhaft war. Aber es waren schon Rudel von doppelter Größe gesehen worden, wenn es kalte Winter gab.
Ein erneutes Heulen ließ die Krieger aufhorchen. Es klang bedeutend näher.
Und es erhielt Antwort aus nördlicher Richtung.
Gleich darauf auch aus dem Süden.
»Sie kommen aus allen Richtungen«, flüsterte Kellah gepreßt.
»Müssen verdammt viele sein«, stimmte Crog zu.
Sie hielten nun alle ihre Waffen in den Fäusten. Nottrs Viererschaft hatte sich um ihn geschart, Vari und Crog an den Flanken, Kellah im Rücken. Die beiden Kriegerinnen hielten ihre Schleuderrohre bereit. Crog hatte sich auf seine langstielige Axt gestützt.
Alle lauschten. Selbst Urgat und seinen Männern schien – die Gefahr bewußt geworden zu sein, denn sie hatten sich aufgerichtet und starrten in die Düsternis zwischen den Bäumen. Der östliche Himmel war bereits hell.
Dann war eine Bewegung zwischen den Bäumen im Westen und eine halbmannhohe
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