Die Baumgartners
auf den kannst du wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit warten.“ Carrie blies ihren Kaugummi gekonnt zu einer ansehnlichen Blase auf und ließ sie geräuschvoll auf ihren Lippen zerplatzen.
„Wohl kaum – du hast deinen Traumprinz doch schließlich auch schon gefunden.“
„Ja, das stimmt...“ Erneut fühlte sich Carrie schuldig. Daphne sagte ihr immer, wie glücklich sie sich schätzen konnte, dass sie mit Doc zusammen war. Und das wusste sie auch.
„Du bist schuld daran, dass ich auf meinen Traumprinz warte.“ Daphne piekste ihr mit dem Zeigefinger in die Rippen. „Denn durch dich weiß ich, dass sich das Warten lohnt.“
„Was machst du eigentlich zu Weihnachten?“, versuchte Carrie geschickt das Thema zu wechseln.
„Du meinst, dass mir der Weihnachtsmann meinen Traumprinz hübsch als Geschenk verpackt unter den Weihnachtsbaum legt oder wenigstens eine kleine Stange Geld?“
Sie lachte. „Ho, ho, ho!“
„Na ich werde wie immer bei Blockbuster arbeiten.“ Daphne versuchte, die zusammengerollte Alufolie von ihrem Kaugummistreifen gekonnt in den Mülleimer zu werfen, in den die Salonbetreiber auch die Flusensiebe ihrer Waschmaschinen ausleerten, verfehlte ihn aber knapp. „Ich werde mir zu Weihnachten die Schichten mit diesem jüdischen Jungen teilen.“
Auch deshalb fühlte sich Carrie schuldig. Daphne biss sich eisern durch ihr Studium und hielt sich dabei allein schon aus Kostengründen streng an die Regelstudienzeit. Zwar hatte Carrie zuvor dank diverser Stipendien und Fördergelder das College in Boston besucht und dort erfolgreich ihr Bachelor-Studium abgeschlossen – und dabei auch Doc kennengelernt – aber bis jetzt noch nichts weiter mit ihrem Diplom angefangen. Job- und studientechnisch ließ sie die Dinge gerade vollkommen schleifen.
Doc wollte sie lieber bei sich zuhause haben, und auch wenn sie keine besonders großen Sprünge machen konnten, waren sie doch mit dem kleinen Gehalt für Docs Facharztausbildung bis jetzt jeden Monat immer gut über die Runden gekommen. Er wollte so gern ein Kind mit ihr haben, und sie wollte nicht an einen Job gebunden sein, wenn es passierte. Letztes Jahr war sie bereits für ein paar Wochen guter Hoffnung gewesen, doch dann hatte sie den winzigen Fötus verloren und war seitdem nicht wieder schwanger geworden.
Trotzdem fühlte sich Carrie jedes Mal schuldig, dass sie nicht weiter studierte oder arbeiten ging, wenn Daphne über ihren Job in der Blockbuster-Videothek erzählte, mit dem sie sich trotzdem nur Instantsuppen oder hin und wieder eine Packung Miracoli leisten konnte.
„Und was macht ihr so?“, unterbrach Daphne die Gedankengänge ihrer Freundin.
„Ich weiß noch nicht.“ Sie seufzte. „Docs Eltern werden uns wahrscheinlich nach Key West einladen. Sie besitzen dort ein Time-Sharing-Haus mit eigenem Strand. Aber ich denke, ich würde dort zu Weihnachten schon ein bisschen den Schnee vermissen“.
Daphne zog ein ungläubiges Gesicht. „Meinst du das etwa ernst? Du beschwerst dich darüber, dass du wahrscheinlich die Gelegenheit haben wirst, Weihnachten an einem sonnigen Privatstrand zu verbringen?“
Autsch! Da war es schon wieder – dieses bohrende Schuldgefühl. „Ich beschwere mich ja auch nicht wirklich darüber, aber...“
„Also wenn mir jemand so etwas anbieten würde, wäre mir das mit dem Schnee wirklich sowas von schnuppe.“ Ihre rothaarige Freundin stand auf, las die zusammengeknüllte Kaugummiverpackung auf und schmiss sie in den Mülleimer.
„Dann wirst du Weihnachten also ganz allein verbringen?“ Carrie hätte sich für ihre unüberlegten Worte am liebsten nachträglich selbst in den Hintern getreten.
„Du weißt doch, dass ich eigentlich immer alleine bin“, erwiderte Daphne schulterzuckend und setzte sich wieder. „Es sei denn, wir beide machen was zusammen.“
„Du solltest wirklich öfter mit Männern ausgehen“, sagte Carrie eindringlich, griff um sie herum und zog ihr das Buch aus der Tasche. „Triff dich lieber mit echten Kerlen, anstatt dich in irgendwelche fiktiven Traumprinzen aus deinen Büchern zu verknallen.“
Daphne versuchte, ihr das Buch aus der Hand zu reißen, doch Carrie hielt es geschickt außerhalb ihrer Griffweite. „Wenn man wie ich Astrophysik studiert, hat man eh kaum noch Zeit für ein Privatleben. Und die meisten Typen lassen mich sowieso wie eine heiße Kartoffel fallen, sobald ich ihnen davon erzähle.“
„Du meinst, die sind von einer Frau, die so ein
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