Die Baumgartners
ihrem Kopf dadurch nur noch weiter verstärkte und der Schmerz heftig bis in ihren Nacken ausstrahlte.
Er lachte und stand langsam auf. „Na wenn ich gewusst hätte, dass du vor hattest, dir für heute einen derartigen Kater anzulachen, hätte ich ihm natürlich einen anderen Termin mit ihm ausgemacht.“
„Doc, bitte, ich kann heute einfach nicht mitkommen“, flehte sie ihn inständig an.
„Komm, ich mach dir auch meine Kater-Spezialmischung zum Frühstück.“ Er setzte sich neben sie auf die Bettkante und küsste sie auf die Wange.
„Na toll – davon muss ich dann bestimmt kotzen.“
„Genau.“ Er grinste. „Entweder wird´s dir davon richtig schlecht, oder dein Kater geht so weg. Sieh es einfach so – danach wird´s dir auf jeden Fall deutlich besser gehen als jetzt.“
* * * *
„Angsthase!“ Doc piekste ihr mit dem Zeigefinger in die Rippen, aber sie schüttelte weiter hartnäckig ihren Kopf und sah mit verschränkten Armen zu, wie die Spur von Tinten- und Blutperlen, die sich über Wilsons Bizeps zog, immer breiter und länger wurde. Das Tattoo nahm allmählich auf seinem Körper Gestalt an – es war eine Schlange, die sich um seinen Arm ringelte und von dort aus über seine Schulter seinen Rücken hinabwand. Sein Tätowierer arbeitete schon seit einer ganzen Weile an diesem riesigen Tattoo, und heute war die letzte Sitzung, in der er sein Kunstwerk vollenden würde.
„Ich hab´s mir halt anders überlegt. Das wird man ja wohl als Frau noch dürfen, oder?“
Sie kauerte vornüber gebeugt auf einem der Stühle, weil sie zum Stehen zu müde war. Aber wenigstens pochte ihr Schädel nicht mehr so stark, nachdem Doc sie gezwungen hatte, sein abscheuliches Gebräu aus Whiskey, Kaffee, Tabascosauce, einem ganzen rohen Ei, zerstoßenem Pfeffer und reichlich Orangensaft hinunter zu stürzen. Es hatte sie – wie sie schon vorher richtig vermutet hatte – sehr schnell dazu gebracht, sich heftig zu übergeben. Aber danach ging es ihr gleich deutlich besser, insbesondere seitdem sie noch vier Aspirin geschluckt und dazu literweise Wasser getrunken hatte. Trotzdem fühlte sich ihr Kopf immer noch ziemlich schwer und benebelt an, als ob er komplett in Watte gepackt wäre.
„Du hast mir vorhin versprochen, dass du dir meinen Namen quer über dein Herz tätowieren lässt.“ Doc piekste sie diesmal mit dem Zeigefinger in die Brust, und Carrie streckte ihm die Zunge raus.
„Ihr wisst aber schon, dass so ein Tattoo eine ganze Ewigkeit hält“, erinnerte sie Wilson, der darüber lächeln musste, wie die beiden sich gegenseitig neckten.
„Genau deshalb sollte man es tunlichst vermeiden, sich irgendwelche Namen eintätowieren zu lassen.“ Der Tattookünstler selbst hatte diesen Rat offenbar nicht beherzigt, denn auf seinem Unterarm prangten gleich drei Namen, die zu einem Herz ineinander verschlungen waren. Die dazu passende Begründung lieferte er ihnen aber gleich nach. „Es sei denn, es handelt sich um die Namen eurer Kinder.“ Er zeigte auf das Herz auf seinem Unterarm. „Ich habe drei reizende Töchter.“
„Und ich weiß, dass wir auch so für immer zusammen sein werden.“ Doc schlang seine Arme um Carries Hüfte und küsste sie auf die Wange. „Ich hätte jedenfalls keine Angst davor, mir deinen Namen auf meinen Körper tätowieren zu lassen.“
„Na dann lass ihn dir doch auf den Schwanz tätowieren“, scherzte Wilson. „Dort kann es niemand außer Carrie sehen. Zumindest theoretisch.“
Sie schaute ihren Ehemann mit großen Augen an. „Na ich würde schon sehr darum bitten, dass es auch praktisch so wäre.“
„Ich hab schon so manchem Kerl den Schwanz tätowiert“, sagte der Tattookünstler und lächelte sie an. Er hieß Brad und war noch wesentlich stärker tätowiert als Wilson. Er stand offenbar auf riesige schwarze Tribal-Tattoos, die sich sogar aus dem Ausschnitt und aus den Ärmeln seines schwarzen T-Shirts weiter über seine Arme und seinen Nacken empor wanden. Wilsons Tattoos sah man zumindest nicht, wenn er ein T-Shirt und lange Hosen trug.
Carrie sah Brad schockiert an. „Aber... muss er denn dafür... nicht eigentlich... steif sein?“
„Ja, anfangs schon.“ Brad blinzelte sie an und rieb sich durch den Latexhandschuh hindurch mit seinem Handrücken das Kinn. „Wir versehen die Haut mit einer Art Schablone, die wir dann beim Tätowieren ziehen und strecken können, falls er dann nicht mehr steif ist. Obwohl die meisten Typen spätestens dann wieder einen
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