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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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dem Wald vor ihnen zuwandte. »Du hast recht. Aber warum?«
    Tavi schob die Lippen vor. »Die Vord hier haben sich den Canim angepasst. Sie sind größer und schwerer, aber nicht ganz so groß wie ein Cane. Deshalb wächst das Kroatsch dicker, damit es unter dem Gewicht der Vord nicht einbricht – sondern nur unter dem eines Cane.« Er blickte Kitai an. »Dazu dient das Kroatsch doch, als Wächter. Die Vord können ihre Gestalt anpassen. Dann müssen sie das Kroatsch verändern, damit es ihnen bessere Dienste leistet.«
    Kitai sah ihn an. Schließlich nickte sie. »Probieren wir es aus.«
    Ehe Tavi protestieren konnte, war sie auf die Oberfläche des Kroatsch gestiegen.
    Tavi hielt den Atem an.
    Kitai sank zwar leicht ein, brach die Oberfläche jedoch nicht auf, und diese nahm rasch wieder die alte Form an, sobald die Marat weitergegangen war. Sie machte ein Dutzend Schritte, ließ dabei den Wald nicht aus den Augen, und kehrte zu Tavi zurück.
    »Du bist dran«, flüsterte sie.
    Tavi sah sie von der Seite an. Aber dann prüfte er die Oberfläche des Kroatsch mit seinen Schuhen und war froh, dass er leichtere angezogen hatte und nicht seine dicken Nagelstiefel. Die Oberfläche des Kroatsch bot durchaus einen gewissen Widerstand und schien sich ein wenig nach oben zu drücken, so wie bei einem elementargewirkten Dammweg, nur viel schwächer. Tavi winkte Max und Durias herbei, und die beiden kamen. Max trug wie Tavi leichte Reitstiefel, doch Durias besaß lediglich die Schuhe des Fußsoldaten. Er verzog das Gesicht, zog sie aus und betrat das Kroatsch barfuß.
    »Na ja«, murmelte Durias und blickte sich wachsam um. »Wenigstens ist es warm.«
    »So weit, so gut«, murmelte Tavi. »Zeit, die neuen Schuhe der Canim auszuprobieren.«
    Varg war der Erste. Als größter Canim würde er am wahrscheinlichsten einbrechen und die Wachsspinnen anlocken, die das Kroatsch reparierten und bewachten. Der große Cane näherte sich mit übertrieben vorsichtigen Schritten und stellte die Ohren auf eine Weise, wie Tavi sie vorher noch nie bei einem der Wolfskrieger gesehen hatte. Er hatte sich breite Scheiben, die großen Tellern ähnelten, aus grünlich schwarzem Vord-Chitin unter die Füße gebunden.
    »Diese …« – er wechselte ins Aleranische für das folgende Wort – »Schuhe.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht gerade gut mit ihnen bewegen.«
    »Sie verteilen dein Gewicht«, erklärte Tavi ihm. »Und zwar hoffentlich so gut, dass du auf dem Kroatsch gehen kannst, ohne einzubrechen.«
    »Wer hat dir beigebracht, so etwas zu benutzen, Tavar?«
    »Bei meinem Volk werden sie manchmal hergenommen, um sich leichter auf tiefem Schnee zu bewegen«, erwiderte Tavi. »Dann werden sie allerdings aus Holz und Leder gefertigt. Chitin hielt ich in dem Fall hier aber für logischer.«
    »Vielleicht merken sie dann ja nicht, dass es sich um den Angriff eines Fremden handelt, wenn ich einbreche«, knurrte Varg.
    »Einen Versuch ist das wert«, erwiderte Tavi. Er wartete kurz und fügte dann hinzu: »Meinetwegen kann es losgehen.«
    Varg sah ihn ganz und gar nicht belustigt an. Dann ließ er den Blick durch den Wald schweifen und machte einen ersten, vorsichtigen Schritt auf das Kroatsch .
    Die Schuhe verhinderten das Einbrechen.
    Varg knurrte zufrieden und winkte den anderen Canim zu. Anag und die drei Jäger schlichen auf das leuchtende Kroatsch und wirkten beinahe komisch, so vorsichtig staksten sie in ihren Chitin-Schuhen vorwärts.
    Tavi nickte ihnen zu. Dann wandte er sich zu Kitai um, die ihn angrinste und als Kundschafterin durch den Wald vorausging.
    Die anderen folgten ihr in die grüne Nacht und auf die Baumeister und das Zentrum dieser geisterhaften neuen Welt zu.

31

    »Je weniger ihr sagt, desto besser«, meinte Rook. »Je weniger ich über euren Auftrag weiß, desto weniger Schaden kann ich anrichten, wenn man in meinen Kopf eindringt.«
    Genau deshalb habe ich dir ja nichts von Bernard erzählt, dachte Amara.
    Sie waren aus dem Sklavenhändlertunnel in eine der angrenzenden Kammern getreten. Aus einer Reihe von Fässern, die an der gegenüberliegenden Wand standen, strömte ein berauschender Geruch zu ihnen herüber. Es handelte sich, wie Amara erkannte, um Honigglocken, die Blumen, aus denen die Droge Aphrodin erzeugt wurde. Die Sklavenjäger, so schien es, hatten die Tunnel nicht nur für ihre eigenen Waren benutzt, sondern auch anderen Schmugglern zur Verfügung gestellt. Ohne Zweifel hatten sie dafür

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