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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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    »Dieses Risiko muss ich eingehen«, erwiderte Amara ruhig. »Du kannst dir meine Absichten vermutlich aus meinen Fragen genauso gut erschließen, als würde ich sie dir erzählen. Wenn ich dir keine Fragen stellen darf, ist alles, was du mir sagst, nur von begrenztem Wert für mich.«
    Rook lächelte grimmig. »Glaub mir, Gräfin. Ich kann mir alle deine Fragen ziemlich gut vorstellen.«
    »Dann weißt du also schon, was ich hier mache.«
    »Ich habe so einen Verdacht«, sagte Rook, legte einen Finger an den Ring und schauderte. »Ich weiß es jedoch nicht. Das ist ein Unterschied.«
    Amara betrachtete die andere Frau eine Weile, ehe sie den Kopf schüttelte. »Woher soll ich wissen, dass du mir nicht absichtlich etwas Falsches erzählst?«
    Rook dachte über diese Frage ernsthaft nach, ehe sie antwortete. »Gräfin, der Erste Fürst ist persönlich auf den Wehrhof zu mir gekommen, wo meine Tochter und ich lebten. Das war vierundsiebzig Meilen südlich von hier.«
    Amara musste ein Schaudern unterdrücken. Die Vergangenheitsform war hier sicherlich angemessen, wenn man an den Wehrhof dachte, auf dem sie am gleichen Tag gewesen waren. Die Gegend südlich von Ceres war gewiss von den Vord besetzt.
    »Er hat mir erzählt, was vor sich geht. Wenn ich diesen Auftrag für ihn erledigen würde, so sagte er, würde er für die Sicherheit meiner Tochter sorgen, und ich könnte sie an jeden Ort in Alera schicken, den ich möchte. Wenn ich zurückkehre, darf ich zu ihr.«
    Amara konnte den Fluch, der ihr entschlüpfte, nicht zurückhalten. Gaius hatte Rook keine Chance gelassen. Sie musste tun, was er wollte, oder sie würde mit ihrer Tochter in der herannahenden Bedrohung untergehen. »Rook, ich weiß nicht, warum du …«
    Rook hob die Hand und bat um Schweigen, ehe sie fortfuhr: »Ich habe sie nach Calderon geschickt.«
    Einen Moment lang fehlten Amara die Worte. »Warum nach Calderon?«, fragte sie schließlich.
    Rook zuckte mit den Schultern und lächelte sie müde an. »Sie sollte so weit wie möglich von den Vord entfernt sein. Bei den Leuten, die am besten auf die Bedrohung vorbereitet sind. Ich weiß, Graf Bernard warnt seit Jahren vor den Vord. Ich hatte angenommen, dass er ganz sicher eigene Vorbereitungen treffen würde. Wenn ich dich verrate, Gräfin, hat meine Tochter niemanden, der sie beschützen kann. Deshalb würde ich lieber sterben, während mir Blut aus Nase und Ohren läuft, als das zu riskieren.«
    Amara neigte den Kopf. Das war die genaue Beschreibung der Todesart, die jeden erwartete, der sich einem Züchtigungsring zu lange und zu entschlossen widersetzte, und es geschah ebenfalls, wenn man versuchte, den Ring zu entfernen, es sei denn, dies wurde durch denjenigen vorgenommen, der ihn dem Betreffenden angelegt hatte. Der Verschluss bei solchen Ringen war eine heimtückische Angelegenheit, aber ohne Zweifel, so glaubte Amara, könnte Rook das umgehen, wenn sie nur die richtigen Werkzeuge hätte.
    Trotzdem würde sie sterben, wenn sie den Ring entfernte.
    Rook hatte Hohen Fürsten und Fürstinnen getrotzt, und sogar dem Ersten Fürsten selbst, nur um für die Sicherheit ihres Kindes zu sorgen, das als Pfand für Rooks Treue und als Geisel vom Hohen Fürsten Kalarus gefangen gehalten worden war. Diese Frau würde ihr Leben sofort opfern, wenn sie dadurch ihre Tochter Mascha beschützen könnte.
    »Also gut«, sagte Amara, »was kannst du mir berichten?«
    »Wenig«, antwortete Rook. Sie deutete niedergeschlagen auf den Ring. »Befehle. Aber ich kann dir etwas zeigen.«
    Amara nickte.
    Rook wandte sich wieder zum Tunnel um und winkte sie mit sich. »Folge mir.«
    So gut wie möglich verschleiert hockte Amara auf dem rußüberzogenen Dach neben Rook und betrachtete den früheren Sklavenmarkt, wo die Vord nun ihre Rekruten anwarben.
    Amara hatte schon Schlachthäuser gesehen, in denen eine bessere Stimmung herrschte.
    Mehrere Dutzend Vord, und zwar die niedrigen, die Garim ähnelten, hatten sich auf dem Hof versammelt und warteten geduldig in Schlangen neben den Eingängen des Platzes. Amara vermutete, an allen Kreuzungen und Toren der Stadt würden ähnliche Wachen stehen.
    Zwischen den Vord füllten mehrere hundert Aleraner den Sklavenmarkt. Die Mehrheit von ihnen war in verschiedenartige Käfige gesperrt, wie sie für gewöhnlich benutzt wurden, um starke Elementarwirker zu bändigen. Feuerwirker wurden in Gefängnissen gehalten, auf die aus

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