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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einem Rohr darüber ständig Wasser regnete. Erdwirker saßen in Käfigen, die mehrere Fuß über dem Boden hingen. Die Windwirker, so wusste Amara, würden in den niedrigen Steinwürfeln sitzen, wo sie keinen Kontakt mit der Luft außen hatten bis auf ein paar Löcher, die kaum größer waren als Amaras Daumen. Die Holzwirker waren in einen Metallkäfig gesperrt, und die Metallwirker auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes in einen Käfig aus Holzstangen.
    Interessanter waren die Käfige für diejenigen, die über mehrere Elementarkräfte verfügen konnten, und diese waren zweifelsohne für die gefangenen Cives gedacht. Ein Metallkäfig schaukelte hoch über dem Boden und wurde gleichzeitig unablässig mit Wasser und feiner schwarzer Erde besprenkelt. Dieser fiel Amara besonders auf. Darin saßen einige nasse, schlammige Gestalten, von denen zwei Rüstung trugen und offensichtlich während der Schlacht in Gefangenschaft geraten waren. Bei den anderen vier Insassen handelte es sich um Frauen, vermutlich aus den Gebieten, die von den Vord überrannt worden waren. Alle Gefangenen lagen in einem betäubten Zustand da, wie er typisch ist für jemanden im Aphrodinrausch.
    Zwei Wachen mit silbernem Halsring schleppten einen benebelten Gefangenen aus dem Windwirkerpferch, einen jungen Mann mit zerschmetterter Rüstung, quer über den Hof zu einem Podest, auf dem Versteigerungen abgehalten worden waren. Sie zerrten ihn hinauf und stießen ihn zu Boden, obwohl der junge Mann, fast noch ein Knabe, kaum in einem Zustand zu sein schien, dass er aufrecht hätte stehen können, geschweige denn Widerstand leisten.
    Zwei äußerst anziehende Frauen auf dem Podest, die kaum einen Fetzen am Leibe und ebenfalls silberne Halsringe trugen, näherten sich ihm. Eine von ihnen begann schweigend, dem jungen Mann ein Amulett oder ein Lederband vom Hals zu lösen, was den ersten schwachen Protest weckte.
    Das zweite Mädchen kniete neben ihm, streichelte sein Haar und sein Gesicht kurz, ehe sie ihm eine schmale Flasche an die Lippen setzte und ihn zum Trinken drängte. Der junge Mann gehorchte benebelt, und kurz darauf sackte er auf dem Boden zusammen. Offensichtlich hatte man ihm noch mehr Drogen verabreicht.
    Dann stieg Kalarus Brencis Minoris die Treppe hinauf und ging flotten Schritts zu ihm.
    Amara schauderte und starrte den Sohn des Hohen Fürsten Kalarus an. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er auf den Hängen eines von einem Elementar verfluchten Berges nahe seiner früheren Heimat vor den Leichen Hunderter gerade gefallener Leibwächter um sein Leben gebettelt. Jetzt trug Brencis feine, reinweiße Seide, die weder von Blut noch von Schmutz befleckt war. Sein langes dunkles Haar lockte sich prächtig, als hätte man ihn gerade erst gebürstet und ihm Locken gebrannt. An den Fingern prangten Ringe, und um den Hals trug er mehrere Ketten.
    Die jedoch verbargen nicht den Silberring.
    Wie gebannt machte Amara eine Geste und bat Cirrus, die Worte, die auf dem Podest Dutzende von Schritten entfernt gesprochen wurden, zu ihr herüberzutragen.
    »Mein Fürst«, sagte eines der knapp bekleideten Mädchen. Sie lallte, weil sie vermutlich Wein oder Aphrodin zu sich genommen hatte, oder womöglich beides. »Er ist bereit, mein Fürst.«
    »Das sehe ich«, entgegnete Brencis gereizt. Er griff in eine offene Truhe, die auf dem Podest stand, zog eine Handvoll Sklavenringe heraus und schüttelte sie angewidert, bis er nur noch einen in der Hand hielt. Daraufhin kniete er sich vor den betäubten Soldaten, schob ihm den Ring um den Hals, zog ein Messer und schnitt sich damit in den Daumen. Den blutigen Daumen drückte er fest auf den Verschluss des Rings, woraufhin der junge Mann heftig nach Luft schnappte.
    Amara schauderte.
    Sie beobachtete, wie der Ring seine Wirkung tat. Mit den Grundlagen der Theorie dieses Gerätes war sie vertraut. Es benutzte verschiedene elementargewirkte Disziplinen, um die Sinne des Opfers zunächst mit ekstatischer Euphorie zu füllen, wodurch es vollkommen friedlich wurde. Dabei brauchte der Ring in diesem Fall nicht mehr viel Hilfe, da der junge Mann bereits von Drogen benebelt war. Trotzdem wölbte sich der Körper sichtbar auf, und die Augen verdrehten sich, ehe sie zufielen.
    Das würde eine Weile so andauern, wie Amara wusste. Und wenn das Gefühl schwand, würde es beinahe so wirken wie Schmerz. Wenn der brutale Schmerz einsetzte, den ein Ring nach dem Willen des Eigentümers auslösen konnte, würde es noch

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