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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die Jagd benutzte.
    In den Städten gab es die Civis-Legionen, doch die waren eigentlich keine richtigen Soldaten, sondern sorgten eher für Ruhe und Ordnung und klärten Verbrechen auf. Sie trugen nur leichte Rüstungen, waren in der Regel vertrauter mit dem Schlagstock als mit dem Schwert und waren ganz andere Vorgehensweisen gewöhnt als die Armeen im Feld. Daher setzte man sie vor allem ein, um den Flüchtlingsstrom zu lenken und um Verbrechen innerhalb der vertriebenen Bevölkerung zu verhindern. Sowohl in den Städten als auch auf dem Lande unterhielten die Fürsten und Grafen kleinere Truppen als Leibwachen, allerdings zählten diese selten mehr als zwanzig oder dreißig Mann. Dazu gab es eine gewisse Anzahl von Söldnern, die von einem Krieg zum anderen zogen und das Handwerk der Gewalt im strengen Gefüge von Legionen ausübten. Vor allem waren jedoch weniger Waffen vorhanden als Hände, die sie schwingen konnten, und deshalb wurde in allen Wehrhofschmieden des Reichs unablässig Stahl für die Verteidigung von Alera geschmiedet.
    Der Gedanke daran ließ Isana frösteln. Zuhause auf ihrem Wehrhof, auf ihrem früheren Wehrhof, dachte sie wehmütig, würde hektische Betriebsamkeit herrschen. Die Ernte wäre sicherlich schon seit einigen Wochen vorüber. Der ältere Frederic würde in Araris’ alter Schmiede stehen und Waffen anstelle von Hufeisen herstellen. Kinder würden dünne Äste sammeln, sie glätten und zu Pfeilschäften geradeziehen, während die älteren lernten, wie man Pfeile fiederte und mit Spitzen versah.
    Isana senkte den Kopf und legte die Nachrichten zur Seite. Sie hatte erlebt, was ein Krieg in den Wehrhöfen des Calderon-Tals anrichten konnte. Sie hatte das sinnlos getötete Vieh gesehen, die ausgebrannten Gebäude, die entstellten Leichen. Isanahof war dieses Schicksal bislang erspart geblieben. Aber es konnte so schnell passieren, so leicht, und dann wäre ihr eigenes Vieh zerstückelt, wären ihre Gebäude niedergebrannt, und ihr eigenes Wehrhofvolk würde tot auf der blutigen Erde liegen.
    War es selbstsüchtig, sich wegen der Menschen auf ihrem eigenen Hof Sorgen zu machen, während sich so viele andere Höfe in unmittelbarer Gefahr befanden? Während so viele andere Höfe bereits vom Feind zerstört worden waren? Sie beanspruchte den Titel einer Ersten Fürstin für sich. Daher war sie für weitaus mehr Menschen verantwortlich als nur für einen winzigen Wehrhof. Aber auch sie waren Aleraner.
    Außerdem, welche Wahl blieb ihr schon? Konnte sie ihre Befürchtungen einfach abschalten?
    Es klopfte scharf, und Isana sah auf. Die Tür öffnete sich, und Antillus Raucus stand im Türrahmen. Sie hörte Schritte auf dem Steinboden im Gang draußen. Offensichtlich war der Hohe Fürst von Singulares begleitet worden. Der Gedanke, er könnte sich bedroht gefühlt und sie deshalb mitgebracht haben, belustigte Isana. Doch wahrscheinlicher brauchte er sie als Zeugen, die bestätigen konnten, dass er bei diesem Besuch keine Übeltat im Sinn gehabt hatte.
    Oder damit sie Araris beschäftigten, während er besagte Übeltat ausführte.
    Der große Hohe Fürst von Antillus füllte den Türrahmen mit seinen breiten Schultern aus, und er sah auf seine schroffe Art gut aus. Er ähnelte, so fiel Isana auf, deutlich mehr Maximus als seinem ehelichen Sohn Crassus. Das verriet eine Menge über Maximus’ Kindheit.
    Sie erhob sich und neigte den Kopf mit so viel Höflichkeit, wie sie glaubhaft vorgeben konnte. »Hoheit.«
    Raucus knirschte mit den Zähnen, erwiderte die Geste mit einer Verneigung und sagte schroff: »Hoheit.«
    »Bist du gekommen, um mir mitzuteilen, dass du mich mit deinen Legionen nach Süden begleitest?«, erkundigte sich Isana.
    »Nein, das werde ich nicht tun.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Was führt dich dann zu mir? Streng genommen solltest du deinen Sekundanten mit meinem sprechen lassen.«
    »Ich habe bereits mit deinem Sekundanten gesprochen«, erwiderte Raucus. »Und ich schicke keinen anderen vor, wenn ich die Pflicht empfinde, selbst zu handeln.«
    »Ach«, sagte Isana. »Ich habe dir Aria nicht geschickt. Wenn sie mit dir gesprochen hat, so beruht das allein auf ihrem eigenen Willen.« Sie dachte kurz nach und fügte hinzu: »Was eigentlich gar nicht zu ihr passt.«
    Raucus zuckte mit dem Mundwinkel, eher verbittert als belustigt, und schüttelte den Kopf. »Sie konnte es dir auch nicht ausreden?«
    »So in etwa«, meinte Isana.
    »Ich bin gekommen, um dir die Chance zu

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