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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sprechen«, sagte Amara leise. »Aber du musst es unbedingt versuchen.«
    Rook schluckte. Sie legte die Finger auf den Ring um ihren Hals, wurde blass und nickte.
    »Wie viele sind in Gefangenschaft geraten?«, fragte Amara.
    »Mehrere H …«, begann Rook. Sie holte tief Luft, kniff die Augen zusammen, und der Schweiß lief ihr übers Gesicht. »Siebenhundert oder achthundert. Mindestens. Vielleicht noch hundert mehr, die nicht …« Sie verzerrte das Gesicht zu einer Grimasse. »… gezwungen werden mussten. Von den anderen … überstehen es nur wenig mehr als die Hälfte unbeschadet. Der Rest hilft dabei, weitere Rekruten anzuwerben, oder wird den Vord übergeben.«
    »Als Sklaven?«, fragte Amara.
    »Als Futter, Gräfin.«
    Amara schauderte. »Dort oben waren Hunderte von Menschen.«
    Rook nickte. Dabei atmete sie gleichmäßig und sehr bewusst. »Ja. Jeder starke Wirker, der den Vord in die Hände fällt, wird hierher gebracht.«
    »Woher stammen die Ringe?«
    Rook lachte bitter, holte ein halbes Dutzend silberne Halsringe aus dem Beutel an ihrem Gürtel und warf sie zur Seite. »Tote Sklaven, Gräfin. Der Boden an diesem Ort ist übersät davon.«
    Amara beugte sich vor, hob einen der Ringe auf und betrachtete ihn. Er fühlte sich wie gewöhnliches Metall an, kühl und glatt. »Wie wird das gemacht?«, fragte sie Rook. »Die Ringe, die Drogen. Genügt das schon?«
    »Du wärest überrascht, Gräfin«, sagte Rook schaudernd. »Aber das ist noch nicht alles. Brencis macht mit jedem Ring etwas, den er jemandem umlegt.« Sie zuckte vor Schmerz, und plötzlich rann Blut aus einem Nasenloch. »Wenn er sie anlegt«, keuchte sie. »Sein Vater kannte das Geheimnis und hat es ihm beigebracht. Er verrät es niemandem. Das s-schützt sein Leben, solange die V-vord weiterhin Wirker verlangen.«
    Sie biss die Zähne zusammen, unterdrückte einen Schrei und legte eine Hand auf den Mund, um den Laut zu ersticken, die andere auf die Stirn, während sie langsam auf dem Boden zusammensackte.
    Amara wandte den Blick ab. »Genug«, sagte sie leise. »Es reicht, Rook.«
    Rook wankte auf den Knien vor und zurück, schwieg und atmete in kurzen Zügen. Sie nickte Amara einmal zu und lallte: »Wird schon wieder.«
    Amara berührte sie sanft an der Schulter, dann erhob sie sich und starrte aus einem Fenster auf den Hof. Die Scheibe war zerbrochen, an den scharfen Scherben trocknete Blut. Die Käfige waren voll. Amara begann die Gefangenen zu zählen und schüttelte den Kopf. Hunderte von Aleraner warteten dort, um in den Dienst für die Vord gezwungen zu werden.
    Brencis hatte gerade einer Frau in feiner, klatschnasser Seide den Ring um den Hals gelegt. Sie wand sich auf der Plattform, während er mit einem Ausdruck von Abscheu und Gier im Gesicht vor ihr stand. Dazu gesellte sich ein Gefühl in seinem hübschen Gesicht, für das Amara kein passendes Wort fand.
    »Du solltest dich lieber zurückmelden«, sagte sie leise. »Am besten verrätst du nichts.«
    Rook hatte sich einigermaßen erholt. Sie hielt sich ein Tuch ins Gesicht und wischte sich das Blut von Mund und Kinn. »Lieber sterbe ich, Gräfin«, flüsterte sie.
    »Geh.«
    Rook verschwand ohne ein weiteres Wort. Amara schaute zu, wie sie kurz darauf den Hof betrat und rasch zu Brencis ging. Wieder brachte Cirrus auf einen Wink hin die Worte an ihr Ohr.
    Brencis blickte Rook an, als sie näher kam.
    Rooks Schritte und Haltung hatten sich vollkommen verändert. In ihren geschmeidigen Bewegungen lag Sinnlichkeit, sie schwang sichtbar mit den Hüften im Rhythmus hin und her, während sie ging.
    »Rook«, rief Brencis gereizt. »Was hat dich so lange aufgehalten?«
    »Unfähigkeit«, schnurrte Rook kehlig. Sie drückte sich mit dem ganzen Körper an Brencis und küsste ihn.
    Der junge Sklavenhalter erwiderte den Kuss leidenschaftlich, und Amara drehte sich vor Ekel der Magen um.
    »Wo sind die beiden, die ich dir mitgegeben habe?«, knurrte er.
    »Als sie begriffen, dass ich dir erzählen würde, was sie angestellt hatten, wollten sie meine Leiche an einem dunklen Ort verstecken. Nachdem sie sich an mir vergangen hätten.« Sie küsste Brencis’ Hals. »Ich war damit nicht einverstanden. Ich wette, jetzt kannst du nicht mehr viel mit ihnen anfangen. Soll ich dir ihre Halsringe holen, mein Fürst?«
    »Erzähl es mir«, verlangte Brencis. Nun schwang kein Zorn mehr in seiner Stimme mit, an seine Stelle war eine andere Art von Hitze getreten. »Erzähl mir, was sie angestellt

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