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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Schmerz und eine Traurigkeit hervor, die gar nicht zu den fröhlichen Sonnenstrahlen passen wollten, die nun durch die aufgebrochenen Sturmwolken schienen und Amara in der zarten Wärme der Wintersonne badeten. Einen Augenblick lang schloss sie die Augen und ließ sich wärmen. Es war immer kalt, wenn man höher als eine Meile über dem Boden flog – und zwar besonders, wenn man statt lederner Fliegerkleidung ein Kleid trug, wie sie jetzt. Sie hatte nicht die Notwendigkeit verspürt, bessere Ausrüstung anzulegen, denn sie würde nur eine halbe Stunde in der Luft sein; eine kurze Beschäftigung in mäßiger Höhe, ehe sie sich wieder ihren Pflichten in Kaserna widmete, wo die Gräfin Calderon eine Fülle von kleinen, aber unbestreitbar sinnvollen und außergewöhnlich befriedigenden Aufgaben vor sich hatte.
    Amara schüttelte den Kopf, verscheuchte die Gedanken daran und rief Cirrus, ihren Windelementar. Früher wäre sie rücksichtslos so schnell wie möglich nach Kaserna heimgekehrt, doch der Donner, den sie bei solchen Geschwindigkeiten hervorrief, könnte die Wehrhöfer stören, und mittlerweile empfand sie das einfach als unhöflich. Zudem würde es den Saum ihres Kleides zerfetzen und ihr das Haar zerzausen. Früher hätte sie sich um beides nicht im mindesten geschert, doch die Menschen, mit denen sie gegenwärtig tagtäglich zu tun hatte, legten durchaus Wert auf eine tadellose äußere Erscheinung, und für sie war es ebenfalls leichter, wenn sie tatsächlich wie eine Gräfin aussah.
    Außerdem sprachen die Blicke ihres Gemahls Bände, selbst wenn er es nie mit Worten zum Ausdruck gebracht hatte, wie sehr ihm diese … elegante Aufmachung gefiel.
    Amara grinste. Dafür hatte er es ihr mit seinen Händen eindeutig klar gemacht. Und so weiter.
    So flog sie in zügiger, aber dennoch angenehmer Geschwindigkeit zurück nach Kaserna und glitt über die inzwischen ausgedehnte Stadt hinweg, um in der ursprünglichen Festungsanlage zu landen, die sich über den schmalen Bergpass am Ostende des Calderon-Tals erstreckte. Inzwischen war sie zu einer Zitadelle angewachsen, die fast die Größe eines Fürstensitzes aufwies. Begonnen hatte alles als kleiner Marktflecken, wo vielleicht zwanzig geschäftstüchtige Händler ihre Waren den nomadischen Marat feilgeboten hatten, die durch diese Gegend zogen. Mittlerweile war ein Handelsposten entstanden, in dem Dutzende Kaufleute Tausende von Besuchern anlockten, die an verschiedenen Geschäften interessiert waren, und zwar gleichermaßen bleichhäutige Barbaren wie tüchtige Aleraner.
    Die wachsende Stadt brauchte auch zunehmend mehr Lebensmittel, und die Bauern von den Wehrhöfen des Tals hatten längst ihre Stallungen und Felder vergrößert. Mit jeder Ernte wurden sie reicher. Aleraner aus anderen Teilen des Reiches waren ins Tal gekommen, um die Gelegenheit beim Schopf zu packen und sich hier niederzulassen, und Bernard hatte bereits der Gründung von vier neuen Wehrhöfen zugestimmt.
    Amara runzelte die Stirn, während sie sich zur Landung bereit machte. Genau genommen waren nur zwei neu. Die anderen beiden hatte man auf den Ruinen zweier Wehrhöfe wiedererrichtet, welche vor Jahren beim Einfall der Vord zerstört worden waren.
    Bei der Erinnerung daran lief es Amara kalt über den Rücken.
    Die Vord.
    Mit Hilfe der Marat hatte man sie vernichtet – jedenfalls vorübergehend. Doch irgendwo dort draußen lebten sie weiter. Bernard und sie hatten alles in ihrer Macht Stehende getan, um die Aleraner vor der Bedrohung zu warnen, die von diesem Feind ausging, aber nur wenige hatten ihnen zugehört. Niemand wollte verstehen, wie gefährlich diese Wesen in Wirklichkeit waren. Falls die Vord zurückkehrten, würde diesen Narren keine Zeit bleiben, ihren Irrtum zu bedauern, geschweige denn, ihn zu berichtigen.
    Amara war beinahe daran verzweifelt, es genug Menschen begreiflich zu machen. Aber ihr Gemahl hatte einfach wie gewöhnlich eine andere Vorgehensweise gewählt. Wenn Bernard alles getan hatte, was in seiner Macht lag, um das Reich als Ganzes zu stärken, dann hatte er eben alles getan. Also kehrte er nach Calderon zurück und begann, das Tal zur Festung auszubauen sowie seine Heimat und sein Volk auf die Verteidigung gegen die Vord oder eine andere Bedrohung vorzubereiten. Und angesichts der reichlichen Steuereinnahmen aufgrund der aufblühenden Geschäfte auf seinem Land hatte er beträchtliche Vorbereitungen treffen können.
    Sie grüßte die Wachposten auf der Mauer

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