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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und landete auf dem Hof, von wo sie hinüber zum Quartier des Kommandanten ging. Dem Dienst habenden Legionare davor nickte sie zu und trat ein. Bernard brütete mit seinem Schreiber und zwei Legionspionieren über mehreren Plänen. Er überragte die anderen Männer um einen Kopf und hatte deutlich breitere Schultern. Auch wenn sich das Silbergrau an den Schläfen in den letzten Jahren verstärkt hatte, schadete das seinem guten Aussehen nicht – im Gegenteil. Wie stets trug er den Bart kurzgeschoren, und auch hier zeigte sich mehr Grau. In seiner grünen Tunika und der Lederhose hätte man ihn überhaupt nicht für einen Civis gehalten, wenn die Kleidung nicht von solch erlesener Machart gewesen wäre. Über seinen ernsten, klugen Augen zeigte sich eine leicht gerunzelte Stirn.
    »Mir ist es gleichgültig, ob das noch nie so durchgeführt wurde«, erklärte Bernard dem älteren der beiden Pioniere. »Sobald ihr es einmal gemacht habt, wird das nie wieder jemand behaupten können, oder irre ich mich?«
    Der Pionier biss die Zähne zusammen. »Exzellenz, du musst begreifen …«
    Bernards Augen wurden schmal. »Ich begreife jedenfalls eines, und das sehr gut: Wenn du weiterhin in diesem gönnerhaften Ton mit mir redest, rolle ich die Pläne zusammen und schiebe sie dir in den …«
    »Ich möchte ja nicht bei wichtigen Angelegenheiten stören«, unterbrach Amara ihren Mann, »aber es wäre mir sehr recht, wenn wir uns kurz allein unterhalten könnten.«
    Bernard starrte den Pionier an, holte tief Luft, errang die Fassung zurück und wandte sich Amara zu. »Gewiss. Meine Herren, können wir die Besprechung nach dem Mittagessen fortsetzen?«
    Die drei stimmten zu. Der ältere Pionier packte seine Pläne, ohne Bernard aus den Augen zu lassen, nahm sie hinter den Rücken und rollte sie dort mit flinken Bewegungen auf, während er rückwärts den Raum verließ. Amara erinnerte er an ein Eichhörnchen, das auf einen schlafenden Graslöwen gestoßen ist und nun um sein Leben läuft.
    Als sie die Tür hinter dem Eichhörnchen schloss, musste sie lächeln.
    »Die Legion von Riva«, seufzte Bernard und schritt in seinem schlicht eingerichteten Schreibzimmer auf und ab. »Die haben so lange nicht mehr in der Schlacht gestanden, dass man sie genauso gut auch die Baumannschaft nennen könnte. Immer finden sie einen Grund, warum etwas unmöglich sein soll. Meistens, weil es nicht üblich ist.«
    »Diese nutzlosen Schmarotzer«, sagte Amara mitfühlend. »Sind deine Männer nicht eigentlich auch Mitglieder der Legion von Riva?«
    »Die zählen nicht«, brummte Bernard.
    »Ich verstehe«, erwiderte Amara ernst. »Hast du nicht auch in der Legion von Riva gedient?«
    Bernard blieb stehen und blickte sie hilflos an.
    Amara konnte nicht an sich halten und lachte schallend.
    Bernards Miene durchlief ein halbes Dutzend verschiedener Ausdrücke. Schließlich bahnte sich ein Lächeln den Weg auf sein Gesicht, und er schüttelte den Kopf. »Du hast wieder mal einen Sturm beendet, ehe er Zeit hatte, sich richtig aufzubauen, wie?«
    »Das ist meine Pflicht als Gräfin Calderon«, sagte Amara. Sie trat zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Er legte ihr die Hand auf den Rücken, zog sie fest an sich und erwiderte den Kuss lange. Als sich ihre Lippen voneinander trennten, gurrte sie zufrieden und lächelte ihn an. »Viel zu tun?«
    »Jetzt ist es besser«, sagte er. »Du bist sicherlich hungrig.«
    »Ja, wie ein Graslöwe. Sollen wir etwas essen gehen?«
    Sie waren gerade im Hof angekommen, als die Wachen ins Bockshorn stießen, der Anruf für anfliegende Ritter Aeris. Einen Augenblick später antwortete ein Horn, und kurz danach kam ein Schwarm Ritter Aeris, insgesamt zwanzig an der Zahl, mit Höchstgeschwindigkeit herabgestürmt. In der Mitte trugen sie eine Windkutsche.
    »Seltsam«, sagte Bernard. »Zwanzig Mann für eine Kutsche? Das Geschirr hat nur Platz für sechs.«
    »Vielleicht eine Eskorte«, schlug Amara vor.
    »Fast die ganzen Ritter Aeris einer Legion als Eskorte? Wer ist so wichtig, und wer würde so viele brauchen?«
    Die Ritter warteten bis zum letztmöglichen Augenblick, ehe sie langsamer wurden, und landeten auf dem Hof vor dem Kommandogebäude von Kaserna inmitten eines tosenden Wirbelsturms elementargewirkten Windes.
    »Reserve«, sagte Amara, die nun begriff. Das Getöse hörte auf. »Sie sind mit Höchstgeschwindigkeit geflogen und haben sich abgewechselt.«
    Bernard knurrte.

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