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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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einigermaßen zusammenzurollen, um sich ein wenig zu wärmen.
    »Du und dein Gemahl, ihr habt meinen Vater zum Krüppel gemacht«, sagte Kalarus Brencis Minoris bedächtig. Er kam zu ihr und hielt einen silbernen Züchtigungsring in der Hand. »Sicherlich haben mein Vater und ich uns nicht gerade geliebt, aber mein Leben wurde noch schlimmer, nachdem die alte Schleiche ans Bett gefesselt war. Hast du irgendeine Ahnung, welchen Schaden es an seinem Rückgrat angerichtet hat, dass ihr ihn so habt liegen lassen?«
    »Er hätte eben still halten sollen«, meinte Amara. »Ich hätte ihn nur zu gern umgebracht.«
    Brencis lächelte. »Meinem Vater hat es immer gefallen, wenn sich seine Frauen gewehrt haben. Ich hatte eigentlich andere Vorlieben, aber langsam verstehe ich, was er daran fand.« Er ging vor Amara in die Hocke und schwenkte den Ring vor ihren Augen. »Rook war meine erste, weißt du. Ich glaube, da war ich dreizehn. Sie war zwei Jahre älter.« Er schüttelte den Kopf. »Damals dachte ich, sie mag mich. Später begriff ich, dass sie auf Befehl gehandelt hat.« Er zeigte ihr die Zähne, und diese Grimasse ähnelte nur wenig einem Lächeln. »Genauso, wie sie es heute Nacht getan haben muss.«
    Amara starrte ihn lange und schweigend an. Schließlich sagte sie: »Es ist ja nicht deine Schuld, wenn du von einem Ungeheuer aufgezogen wurdest, Brencis. Vielleicht hattest du nie eine Chance. Wer will es dir schon zum Vorwurf machen, dass du überleben willst.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Daher gebe ich dir eine letzte Gelegenheit, dich für die richtige Seite zu entscheiden, ehe ich dich umbringe.«
    Brencis starrte sie eine Sekunde an, und Unsicherheit flackerte in seinen Augen auf, ehe er lachte. »Mich töten, Gräfin?«, sagte er. »In Kürze liegst du in meinem Bett. Und du wirst glücklich sein, bei mir zu liegen.« Sein Blick wanderte träge über den Hof. »Vielleicht nehme ich eins meiner Mädchen mit, damit sie dich badet. Wir werden schauen, was wir tun können, um deinen Horizont zu erweitern.«
    »Benutz doch einmal deinen Kopf, du Narr«, gab Amara zurück. »Glaubst du tatsächlich, dass du die Vord überleben kannst?«
    »Das Leben ist kurz, Gräfin«, entgegnete er bitter. »Ich muss mir nehmen, was ich kriegen kann. Und für den Augenblick nehme ich mir erst einmal dich.«
    Sie hatte nicht bemerkt, wie er seinen blutigen Daumen auf den Ring drückte, aber an ihrem Hals fühlte sich das Metall an wie ein Band aus Eis.
    Die Ekstase verwandelte ihre Welt in weißes Rauschen.
    Sie spürte, wie sich ihr Körper gegen die Fesseln stemmte, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren. Die Lust war nicht ausschließlich sexuell, aber sie war einfach zu intensiv. Die Verzückung vermischte sich mit anderen Gefühlen, mit der schlichten Befriedigung, die ein heißes Getränk an einem kalten Morgen hervorrufen kann, oder mit dem Herzklopfen, wenn sie Bernard nach Wochen zum ersten Mal wiedersah. Mit der Freude, die sie empfand, wenn sich dunkle Wolken verzogen und der blaue Himmel durchbrach, oder mit der Freude über einen Sieg bei den kräftezehrenden Wettbewerben der Windkämpfe, als sie noch an der Akademie gewesen war. Mit dem glucksenden Lachen, das sie ausstieß, wenn sie an einem Abend den dritten oder vierten guten Scherz hörte, und mit einfach allem, was sie je glücklich gemacht hatte, allen Wohltaten für Körper, Seele und Herz. Das alles verschmolz zu einem großen hehren Ganzen.
    Brencis, der Hof, die Vord, das Reich, selbst ihr Gemahl, sie alle spielten keine Rolle mehr.
    Nichts spielte eine Rolle außer diesem Gefühl.
    Sie hätte geweint, wenn sie an solche Albernheiten hätte denken können.
    Irgendjemand flüsterte auf sie ein. Sie wusste nicht wer. Sie beachtete es nicht. Das Wispern spielte keine Rolle. Nur eins war wichtig: in dieser Verzückung zu versinken.
    In einem warm erleuchteten Raum kam sie langsam wieder zu sich. Es sah aus wie ein Zimmer in einem Gasthaus, und zwar in einem ziemlich luxuriösen. Die Wände waren mit weißen Behängen verkleidet, und es gab ein riesiges Bett. Es war warm – wunderbar warm nach der heimtückischen Kälte auf dem Hof. Ihre Finger und Zehen kribbelten, dass es geschmerzt hätte, wenn sie irgendein Gefühl außer reinem Entzücken hätte empfinden können.
    Sie stand in einer Wanne, und eines der spärlich bekleideten Mädchen zog ihr gerade die schmutzige Bluse aus. Amara blieb selig unbeteiligt. Das Mädchen wusch ihr Gesicht, Hals und
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