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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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den Boden und vermischte sich mit seinem Blut. Er fuhr herum und bewegte sich auf Amara zu, und mit der Schulter traf er Lyssa in den Bauch, die wie eine Puppe nach hinten fiel.
    »Das Zeichen?«, zischte Amara, deren Körper sang, leicht vor Zorn und von der silbrigen Verzückung, die aus dem Ring in ihren Oberschenkel floss. »Das Zeichen ist deine Leiche , Verräter. Du wirst meinen Gemahl nicht anrühren.«
    Er wollte vielleicht etwas erwidern, doch es kam kein Laut hervor, da der Dolch ihm auch die Luftröhre durchtrennt hatte.
    Einen Elementarwirker mit Brencis’ Kräften zu besiegen, ohne selbst entsprechende Kräfte einzusetzen, war fast unmöglich.
    Aber nur fast.
    Der letzte Sprössling von Kalarus sank auf dem Boden in sich zusammen und schrumpfte wie eine Blase, die sich langsam leert. Sein Blut rann in das duftende Wasser auf dem Boden.
    Der Mord war ohne großen Lärm geschehen, der die Tat verraten hätte.
    Amara lehnte sich an die Wand und kämpfte gegen die Euphorie an, die weiterhin durch die Ringe bei ihr ausgelöst wurde. Am liebsten hätte sie sich auf den Boden sinken lassen und sich nochmals der Verzückung hingegeben.
    Doch der Ring an ihrem Bein hörte bei diesem Gedanken auf, die ekstatischen Gefühle durch ihren Körper zu schicken. Denn auf ihr eigenes Verlangen hin hatte man ihr dies versagt. Wenn sie diese Anweisungen nicht beachtete, würde sie in Kürze einen entsetzlichen Schmerz verspüren, und schon erfüllte Amara ein Anflug leichter Panik, als sie nur daran dachte.
    Sie zwang sich, zum Schrank zu wanken, wobei Lyssa, wie ihr nicht entging, sie mit großen Augen anstarrte. Das Mädchen mit dem Halsring hatte den Mund vor Schreck aufgerissen, und Tränen zogen helle Striche durch die Blutspritzer auf ihrem Gesicht. Amara öffnete den Schrank, holte eine Tunika von Brencis heraus, zog sie sich über und warf sich dann einen seiner Umhänge über die Schultern. Die Kleidung hing wie ein Sack an ihr, aber es würde genügen. Dann holte sie sich Brencis’ Schwert, das er an der Hüfte trug. Dabei beeilte sie sich, denn halb befürchtete sie, er würde den toten Mann nur spielen. Aber er regte sich nicht. Wie die Kleidung war auch das Schwert zu groß für sie, und wie die Kleidung würde es seinen Zweck erfüllen.
    »Es tut mir leid«, schluchzte Lyssa. »Es tut mir leid. Es tut mir leid.«
    Amara drehte sich zu dem Mädchen um und erhaschte dabei einen Blick auf sich selbst in einem Spiegel an der Wand. Sie trug Tunika und Mantel in Dunkelgrün, und die Farben bildeten einen scharfen Kontrast zu Gesicht, Haar und Beinen, die beinahe vollständig rot gefärbt waren. Nicht zu vergessen die Hände. In der einen hielt sie ein blutiges Messer, in der anderen ein helles Schwert, und ihre Augen funkelten gefährlich. Im ersten Moment erschrak sie vor sich selbst.
    »Bleib hier«, sagte sie hart und klar zu dem Mädchen, »bis ich dir etwas anderes befehle.«
    »J-ja, Herrin«, antwortete Lyssa und drückte sich unterwürfig auf den Boden. »Ja, ja, das mache ich.«
    Amara wandte sich zum Fenster und öffnete es. Von hier konnte sie den Sklavenmarkt überschauen, auf dem sich wenig verändert hatte. Er war mit Gefangenen überfüllt, allerdings sah sie nicht mehr so viele Wachen. Auch Vord waren nicht so viele zu entdecken, dafür leuchtete das Kroatsch heller und aus mehr Teilen der Stadt als noch gestern Nacht.
    Auf die Aleraner mit Züchtigungsring konnte sie sich nicht verlassen. Manche würden vielleicht ebensolche Verräter sein wie die beiden, die Rook erledigt hatte. Andere wären ihrem Herrn durch die Ringe möglicherweise absolut hörig. Von denen könnten sich einige gegebenenfalls gegen den Ring auflehnen und ihnen helfen, aber wie sollte Amara sie von den übrigen unterscheiden?
    Also musste sie alle als Feinde betrachten.
    Amara stand einen Moment am Fenster, wohl wissend, dass man sie im Kerzenlicht des Zimmers sehen konnte. Ihre weiblichen, schwach beleuchteten Umrisse im Fenster waren für diejenigen unten sicherlich kein ungewöhnlicher Anblick, und sie wusste nicht, wo Bernard steckte, um ihm ein eindeutigeres Zeichen zu geben. Daher musste sie sich darauf verlassen, dass er verfolgt hatte, wo und wie sie in Gefangenschaft geraten war. Hoffentlich beobachtete er das Gebäude und sah sie jetzt wie eine Zielscheibe hier stehen. Langsam zählte sie bis dreißig, dann schloss sie die Vorhänge wieder.
    Auf Zehenspitzen verließ sie das Zimmer und umgab sich mit einem
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