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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einigen wenigen roten und goldenen Strähnen durchsetzt, obwohl ihr Gesicht jünger wirkte als Ehrens, stark und schön auf eine Weise, wie er es nie zuvor gesehen hatte. Sie trug ein einfaches Kleid und ein Tuch aus einfachem Stoff, wie er zunächst dachte, denn erst bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass ihre Kleidung aus durchscheinendem Nebel gemacht war, der so dicht war wie eine Sturmwolke, aber fest die Form hielt wie Stoff.
    Plötzlich drehte die Frau den Kopf zu ihm herum und sah ihn an. Ihre Augen waren aus glänzendem Gold. Und während Ehren sie anstarrte, wurden sie silbern, richtig metallisch silbern, nicht grau, einen Moment später himmelblau und dann grün wie ein meisterhaft geschliffener Smaragd. Am Ende waren sie dunkel wie Obsidian.
    Gaius wandte sich ebenfalls um, und mit einem Mal war die Frau verschwunden. Es ließ sich kein Schleier bemerken, keine verwischte Bewegung eines Windwirkers, der seinen Elementar um zusätzliche Geschwindigkeit anruft. Im einen Augenblick stand sie da und sah Ehren gelassen an, im nächsten … nicht mehr.
    Das war einfach unmöglich.
    »Kursor«, sagte Gaius. »Gibt es etwas zu berichten?«
    »Majestät?« Ehren blinzelte und errang die Fassung zurück. »Ja, Majestät. Entschuldigung, ich wollte nicht stören.«
    Gaius zog die Augenbrauen hoch und fragte ein wenig scharf: »Stören?«
    »Bei der Unterhaltung …«
    Gaius kniff die Augen zusammen. »Unterhaltung?«
    Ehren hüstelte. »Ich habe gerade überlegt, Majestät, dass die Vord-Ritter zum Fliegen die Flügel benutzen. Wie Vögel. Vögel brauchen aber auch die Luft. In einem Sturm werden sie nicht fliegen können.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, erwiderte Gaius zustimmend. »Und sonst noch?«
    »Außerdem würde ich vorschlagen, den Dammweg in regelmäßigen Abständen zu zerstören, während wir uns zurückziehen. Ungefähr jeweils im Abstand von einer Meile sollte genügen, um zu verhindern, dass der Feind ihn weiterhin benutzen kann.«
    Gaius zuckte zusammen und seufzte. »Ja. Ich denke, das wäre das Beste.«
    Kühler Wind strich von Norden über den Turm hinweg, eine kalte Böe, die sich anfühlte, als käme sie von der Schildmauer und hätte Ceres erreicht, ohne das Land dazwischen zu passieren. Der Erste Fürst drehte sich in den Wind, schloss die Augen und streckte die Hand mit gespreizten Fingern aus. Ehren sah, wie er vor sich hin murmelte und schließlich einmal nickte. Der kleine Kursor ging hinüber zum Rand des Turms und zum Ersten Fürsten und beobachtete, wie der Wind über die Stadt hinunter zog und sich unten auf den Feldern ausbreitete. Fast gleichzeitig, so schien es, stieg Nebel von Bächen und Teichen auf.
    In der Luft über den Feldern war der katastrophale Rückzug zum Halt gekommen, und es dauerte nicht lange, bis man den Grund dafür sehen konnte. Ein zweiter heller Lichtstern, die leuchtende Klinge eines Hohen Fürsten, war in den Himmel aufgestiegen, und um diesen flammenden Kern hatten sich die aleranischen Truppen versammelt. Das Rot dieses Sterns verriet den Hohen Fürsten von Aquitania, und er hatte alle verbliebenen Flieger um sich geschart. Sie flogen in enger Formation, und die schiere Kraft ihrer vereinten Windströme brachte die Vord-Ritter heftig ins Trudeln – ein Schildwall der Legion, der in den Himmel aufgestiegen war.
    Rote Blitze zuckten durch die Nacht, rissen Vord aus der Luft und verlangsamten die Angriffswelle. Die fliehende Reiterei löste sich aus dem dunklen Schatten der Vord und ritt um ihr Leben. Allein der Mut und die immensen Kräfte der wenigen Männer, die in der Luft verharrten und den Kampf gegen die Vord fortsetzten, schützten sie vor der Vernichtung in Massen.
    Der Erste Fürst hob das Gesicht in den Abendhimmel und schloss die Augen. Er sprach nicht und regte sich nicht, doch seine Miene wirkte angestrengt.
    Die Vord-Ritter erreichten langsam die Stadtmauern, meistens vereinzelte, die von dem starken Sturmwind der aleranischen Nachhut in der Luft hergeweht worden waren. Die Legionen, die Ceres verteidigten, waren wieder in ihre Stellungen zurückgekehrt, nachdem die erste starke Salve der Elementarkraft sie von den Mauern geworfen hatte. Ritter Flora und Ritter Ignus beschossen die Vord unablässig mit Feuer und Pfeilen.
    Ein Vord-Ritter hielt auf den Turm zu, auf dem Ehren und der Erste Fürst standen, doch er wurde von einem halben Dutzend Pfeile getroffen, welche die Ritter Flora der Kronwache von den Nachbartürmen

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