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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gleichzeitig flammte das Schwert des Mannes in ihrer Mitte golden auf. Dieses Schwert leuchtete heller und heller, während sich die Ritter der Schlacht näherten, und es zog einen Feuerschweif hinter sich her wie ein lebender Komet.
    Jeder im Tal von Ceres musste dieses Licht sehen, das auf das Schlachtfeld zuhielt, und niemand konnte es falsch verstehen: eine Herausforderung und ein Fanal trotzigen Widerstandes. Sie holte tief Luft und erkannte in der goldenen Flamme die Bannerfarben des Hohen Fürsten von Rhodos.
    Der alte Mann war ein Ränkeschmied und von gefährlichem Ehrgeiz, und nur die Tatsache, dass seine Stadt an das Gebiet von Aquitania grenzte, hatte ihn davon abgehalten, eine größere Bedrohung für das Reich zu werden als Kalarus. In der Tat hatte Aquitania es zu seiner wichtigsten Aufgabe gemacht, eine beständige Überlegenheit gegenüber seinem räuberischen Nachbarn zu erreichen und zu erhalten. Dennoch war Rhodos in der Civitas weit und breit als Wirker von großen Fähigkeiten bekannt.
    Amara fragte sich, ob dieser Mann sich von seiner Überheblichkeit so blenden ließ oder ob Gaius ihn wie eine Figur im Ludus opferte und hoffte, so eine der Hauptwaffen der Vord hervorzulocken.
    Irgendwo im Süden, ob am Boden oder im Himmel konnte Amara nicht feststellen, ertönte ein schriller Laut, ein Kreischen, wie das Quietschen von Metall und das Brüllen eines verwundeten Löwen zugleich, ein Geräusch, das in den Ohren schmerzte und an den Nerven zerrte und das sie mit dem verrückten Verlangen erfüllte, einfach aufzuspringen und laut zu schreien.
    Amara hatte diesen Laut schon einmal gehört, und die Erinnerung daran löste Angst und Schrecken in ihr aus.
    Es war der Ruf einer Vord-Königin.
    Der Hohe Fürst Rhodos und seine Leibwache, die aus Grafen und Fürsten bestehen musste, streiften durch die Luft gen Süden als goldene Lichtkugel, die von flackernden schwarzen Gestalten umschwärmt wurde, welche sich zu Tausenden wie Motten und Mücken um eine Kerze sammelten, die bei Nacht in einem Wald brannte.
    Von der Erde stieg ein ekelhaft grünweißes Licht auf und flog ihnen entgegen.
    Es blitzte, Funken flogen in dichten Wolken, so dass man einen Augenblick lang nichts mehr am Himmel erkennen konnte. In diesem grellen Licht warf jeder Ast, jeder geborstene Stein und jedes Blatt einen scharfen Schatten. Dann wälzte sich eine Explosion durchs Tal, und der laute Knall traf Amaras Brust wie ein richtiger Schlag.
    Eine Sekunde lang sah sie nichts mehr.
    Sie blinzelte benommen, und als die Welt vor ihren Augen wieder auftauchte, drehte sich ihr der Magen um.
    Ein sterbender goldener Stern sank langsam, mit schwindender Majestät zu Boden.
    Amara schaute zu, unfähig, den Blick abzuwenden.
    Ein Hoher Fürst war gefallen.
    Rhodos, ein Hoher Fürst von Alera, der inmitten seiner Cives geflogen war, gut vorbereitet und entschlossen, war im Kreis der versammelten Streitmacht des Reiches im Kampf gegen die Vord-Königin gefallen, und zwar unmittelbar nach ihrer Begegnung.
    Das goldene Licht erstarb, ehe es die Erde erreicht hatte.
    Die Vord-Königin schrie erneut, und diesmal schrie Amara ebenfalls, konnte sich nicht zurückhalten in ihrem Entsetzen. Grüne Blitze zuckten plötzlich überall im Süden über den Himmel und bildeten ein meilenweites Netz um eine grünlich weiße Lichtkugel, um die Vord-Königin. Jetzt konnte man die wilde Schlacht sehen, die dort tobte.
    Der Himmel war angefüllt mit geflügelten, menschenartigen Vord, und die grünen Blitze ließen die schwarzen Platten ihrer Chitinpanzer glänzen.
    Es war nicht nur Tausende.
    Nicht nur Zehntausende.
    Es waren Hunderttausende.
    Die aleranischen Streitmächte, die gegen sie kämpften, waren zahlenmäßig dermaßen unterlegen, dass allein der Gedanke, sie könnten sich eine Schlacht liefern, so lächerlich war wie ein Mann mit einer Schaufel, der die Flut eines Ozeans aufhalten will.
    Die Blitze erloschen.
    Das Tosen naher Windströme wurde lauter. Die Trompeten der Reiterei riefen zum Rückzug, und panische Hornstöße in der Stadt gesellten sich zu ihnen.
    Benommen schaute Amara zu, wie die wilde Flucht begann, und dann schüttelte sie sich und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Gaius hatte einen seiner stärksten Trümpfe aus dem einzigen Grund geopfert, dass die Vord die Quelle ihrer Macht enthüllten und sie die Chance erhielt, diese zu entdecken.
    Sie durfte sich keine Verzögerung erlauben. Die Vord würden bald hier angelangt sein, und es

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