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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wäre Wahnsinn, die Schleier lange abzulegen. Aber aus dieser Entfernung konnte sie nichts klar erkennen, selbst mit Cirrus’ Hilfe nicht, deshalb musste sie die gewirkten Schleier beenden.
    Sie berührte Bernard am Handgelenk, und er nickte. Einen Augenblick später verschwand die Unschärfe von Schatten und Formen, da er den holzgewirkten Schleier nicht weiter aufrecht erhielt. Sie senkte ihren eigenen Schleier ebenfalls und hob die Hände, damit Cirrus eine Linse bildete und sie die grüne Kugel besser erkennen konnte.
    Der Nachthimmel wurde unscharf, und dann schienen ihre Augen fast vorwärts zu schießen, als ihr Windelementar das Licht beugte und sie weit in die Ferne sehen ließ. Die grüne Kugel wurde kristallklar, und Amara betrachtete das Wesen, das den Hohen Fürsten von Rhodos getötet hatte.
    Ihr stockte der Atem, und einen Moment lang vergaß ihr Herz zu schlagen.
    In der Mitte der Kugel befand sich eine Gestalt in einem Mantel, deren Haut glatt und dunkel war. Schwarzer Stoff umwehte sie, die grün-weißen Augen glühten tief in der schweren Kapuze – die Vord-Königin.
    Sie war das einzige Vord in der Luft.
    Um sie herum flogen zwanzig schwer gepanzerte Ritter Aeris: alles Aleraner. Jeder trug eine Rüstung, die wie eine bizarre Nachahmung einer Legionslorica aussah, nur waren sie aus dem schwarzen Chitin der Vord gefertigt, und ihre Waffen bestanden aus dem gleichen Material. Sie alle, bis zum letzten Mann, waren jung – nein, berichtigte sich Amara. Sie sahen nur jung aus.
    Cives.
    Die Vord-Königin war von ihren eigenen Cives umgeben.
    Voller Grauen beobachtete sie, wie im Hintergrund mehrere Vord vorbeiflogen, die in der Gestalt Ritter Aeris glichen. Jedes von ihnen trug den erschlafften Körper eines Ritter Aeris oder Cives. Obwohl sie eindeutig verwundet waren, schien keiner von ihnen tot zu sein, und mit sinkendem Mut begriff Amara, dass sie in Gefangenschaft geraten waren.
    Die Vord würden sie ihren Kriegern hinzufügen, so wie die aleranischen Cives in der unmittelbaren Umgebung der Königin.
    Eine weitere Person ritt auf einem Windstrom in der Kugel der Vord-Königin.
    Zuerst dachte Amara, sie wäre nackt. Dann erkannte sie, dass die wunderschöne Frau einen dunklen Chitin-Panzer trug, der so eng saß wie eine zweite Haut. Das dunkle lange Haar wirbelte ihr wild um den Kopf, während sie da schwebte und ein schlankes Schwert aus aleranischem Stahl in der Hand hielt. Ihre Haut war blass, ihre Miene kalt und siegessicher. Auf ihrer Brust, zwischen den Brüsten der Frau, befand sich etwas … ein glänzender Klumpen, so groß, als würde Amara beide Fäuste aneinander halten. Sie starrte das Ding eine Weile an, bis sie erkannte, dass es lebte , wie eine Art von Insekt oder Zecke. Der Kopf steckte unter der Haut der Frau.
    Invidia Aquitania schüttelte das Blut des jüngst verstorbenen Hohen Fürsten Rhodos von der Klinge ihres Schwertes.
    Das Licht der grünen Kugel erlosch und ließ Amara und Bernard in der Dunkelheit zurück.

20

    Ehren stand auf dem höchsten Turm der Zitadelle von Ceres und beobachtete, wie der Hohe Fürst von Rhodos fiel und sich die Schlacht gegen die aleranischen Truppen wendete. Hörner riefen hektisch zum Rückzug, und Ritter Aeris wie Cives eilten auf ihren tosenden Windströmen zurück in die Stadt.
    »Was hältst du davon, Kursor?«, murmelte der Erste Fürst.
    Ehren schluckte. »Ehrlich gesagt, Majestät, bin ich im Augenblick zu schockiert, um eine brauchbare Meinung zu äußern.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Gaius mit milder Missbilligung in der Stimme. »Wenn du mir Bescheid gibst, sobald du die Fassung wiedererrungen hast, wäre ich dir sehr dankbar.«
    »Sehr wohl, Majestät.«
    Der Erste Fürst faltete die Hände hinter dem Rücken und ging mit gemessenen Schritten und nachdenklicher Miene auf dem Wehrgang hin und her. In dreißig Fuß Abstand und vielleicht zehn oder zwölf Fuß Höhe flogen zwei Ritter Aeris vorbei, die zwischen sich einen verwundeten Kameraden trugen. Der junge Mann schrie vor Schmerzen, sein Brustpanzer war an mehreren Stellen verbeult und aufgeschlitzt. Aus diesen Rissen trat Blut hervor. Gaius schaute zu den dreien auf und wandte den Blick dann wieder der Schlacht zu – obwohl es sich dabei kaum mehr um eine Schlacht, sondern um eine wilde Flucht handelte. Er blieb jedoch nicht stehen.
    »Kursor«, sagte Gaius. »Überlass mir das Dach, bitte.«
    »Majestät?«
    Gaius blieb stehen und sah Ehren unverwandt an, wobei er vor

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