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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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knapp dreihunderttausend Kilometern auf dem Buckel – und Fi-Fi war daran gewöhnt, nachts in der Kälte auf sie zu warten. Mels stieg ein, startete den Nähmaschinenmotor und fuhr los, fort von ihrem Sackgassenjob. Um zu ihrer Mutter zu fahren. Mit dreißig Jahren.
    Was für eine Karriere. Und sie glaubte, sie würde durch Zauberhand am nächsten Morgen aufwachen und wäre die neue Diane Sawyer, nur ohne Haarspray?
    Sie nahm die Trade Street stadtauswärts, ließ die Bürogebäude hinter sich, fuhr an den Discos vorbei und dann entlang der verlassenen Häuserblocks. Hier hatte man besser die Fenster hochgekurbelt und die Türen verriegelt. Jenseits der ganzen mit Brettern vernagelten Fenster wurde es besser, und bald erreichte sie die am Stadtrand gelegenen Wohngebiete, die Welt der Einfamilienhäuser im Ranch-Stil und der nach Bäumen benannten Straßen.
    »Scheiiiiiiße!«
    Mit einem Ruck riss sie das Lenkrad nach rechts, um dem Mann auszuweichen, der wie aus dem Nichts auf die Straße torkelte, aber zu spät. Sie erwischte ihn frontal, sodass er von der Straße gehoben wurde, über die Motorhaube rollte und direkt in die Windschutzscheibe pflügte, deren Sicherheitsglas in einem hellen Lichtblitz zerbarst.
    Aber das war nur der erste Aufprall von insgesamt drei.
    Der Mann flog wieder hoch, und Mels sah ihn zu ihrem Schrecken heftig auf dem Asphalt aufschlagen. Und dann geriet sie selbst in die Bredouille. Durch die Wucht der Kollision kam ihr Wagen von der Spur ab und knallte gegen die Bordstein kante, die Bremsen verlangsamten das Tempo, aber nicht schnell genug – und dann gar nicht mehr, als das Auto kurz in die Luft abhob.
    Die Eiche, die im Licht ihrer Scheinwerfer aufleuchtete, löste in ihrem Gehirn eine blitzschnelle Kalkulation aus: Sie würde das Scheißding rammen, und es würde wehtun.
    Die Kollision war halb Krachen, halb dumpfer Schlag, ein mattes Geräusch, dem sie nicht viel Aufmerksamkeit schenkte, denn sie war zu sehr damit beschäftigt, den Airbag mit Karacho ins Gesicht zu kriegen.
    Jetzt rächte sich, dass sie sich nicht angeschnallt hatte. Sie schleuderte vor und gleich wieder zurück, das austretende Talkumpulver des Airbags drang ihr in Auge, Nase und Lungen, brannte und ließ sie würgen. Dann wurde alles ganz still.
    Und sie konnte für den Moment nur bleiben, wo sie gelandet war, genau wie die arme, alte Fi-Fi. Über den erschlaffenden Airbag gebeugt, hustete sie schwach …
    Jemand pfiff.
    Nein, das Geräusch kam vom Motor, aus dem irgendwo Dampf entwich, wo er nicht entweichen sollte.
    Vorsichtig drehte sie den Kopf und sah aus dem Seitenfenster. Der Mann lag mitten auf der Straße, regungslos, zu regungslos.
    »Oh mein Gott …«
    Da erwachte das Radio zum Leben, anfangs rauschend, befeuert offenbar von einer Art Kurzschluss. Dann erklang ein Lied … was war das noch für eins?
    Aus dem Nichts flackerte ein Licht in der Mitte der Straße auf und erhellte den Haufen Lumpen, unter dem sich ein Mensch verbarg. Blinzelnd überlegte Mels, ob das der Augenblick war, in dem sie die Antwort auf die Frage bezüglich des Lebens nach dem Tod erhielte.
    Nicht unbedingt die Story, auf die sie es abgesehen hatte, aber sie würde sie schon nehmen …
    Aber es war keine überirdische Ankunft. Nur ein Paar Scheinwerfer.
    Der Wagen hielt mit quietschenden Bremsen an, und zwei Menschen sprangen heraus. Der Mann lief zu dem Überfahre nen, die Frau trabte zu Mels’ Auto. Ihre barmherzige Samariterin hatte Mühe, die Tür aufzuziehen, aber nach ein paar Versuchen strömte frische Luft ins Wageninnere und verjagte den beißenden Plastikgeruch des Airbags.
    »Alles in Ordnung?«
    Die Frau war Anfang vierzig und sah wohlhabend aus, ihre Haare waren zu einer Hochfrisur gesteckt, die goldenen Ohr ringe blitzten, die gepflegte, aufeinander abgestimmte Kleidung passte überhaupt nicht in die Szenerie eines Autounfalls.
    Sie hielt ein iPhone hoch. »Ich hab schon den Notarzt gerufen – nein, nein, nicht bewegen. Sie könnten eine Verletzung an der Wirbelsäule haben.«
    Mels ergab sich dem sanften Druck auf ihre Schulter und blieb über das Lenkrad gebeugt sitzen. »Wie geht es ihm? Ich habe ihn überhaupt nicht gesehen, er war plötzlich da.«
    Zumindest war das, was sie sagen wollte. Was ihre Ohren stattdessen vernahmen, war Gemurmel ohne Sinn.
    Vergiss die Wirbelsäule. Sie machte sich Sorgen um ihren Kopf.
    »Mein Mann ist Arzt«, sagte die Frau. »Er weiß, wie er den Verletzten behandeln muss.

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