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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Betonboden, auf den er stürzte, fühlte sich an, als wären Kühlschlangen darin eingebaut. Er schnappte nach Luft, und seine Eingeweide verknoteten sich vor Schmerzen. Er konnte die Stellen gar nicht zählen, die ihm alle wehtaten.
    Neonlampen flackerten plötzlich an der Decke auf, bis sie stetig und ruhig brannten und ihn blendeten.
    Verfluchte Bewegungssensoren. Aber ein Gutes hatte es: Sobald seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er alle möglichen Gerätschaften wie Mäher, Schaufeln und Schubkarren um sich herum. Das Blöde daran: Er saß auf dem Präsentierteller wie ein Diamant in einem Schmuckkästchen.
    Praktischerweise hing an einer Wand wasserdichte Kleidung, schlaff herabbaumelnd wie abgezogene Tierhäute an Haken; er warf sich eine Hose und ein Oberteil über. Die Dinger sollten zwar locker sitzen, aber an ihm flatterten sie wie Segel.
    Aber das war auf jeden Fall besser als nackt, auch wenn die Klamotten nach Dünger rochen und bestimmt bald scheuern würden. Er fand noch eine Baseballkappe mit dem Logo der Boston Red Sox und zog sie der Kälte wegen auf; dann sah er sich nach etwas um, das man als Gehstock benutzen könnte. Die Spaten wären zu schwer, und auch die Rechen würden ihm nicht wirklich weiterhelfen.
    Scheißegal. Oberstes Ziel war jetzt erst einmal, sich aus dem grellen Licht zu verdrücken, das auf seinen schrottreifen Körper herabfiel.
    Er verließ die Hütte auf demselben Weg, auf dem er eingedrungen war, schob sich wieder durch das Fenster und landete auf der Erde. Keine Zeit, wegen des Aufpralls zu heulen; er musste die Hufe schwingen.
    Bevor er gestorben und in die Hölle gekommen war, war er der Jäger gewesen. Mann, sein ganzes Leben lang war er der jenige gewesen, der jemand anderen verfolgte, in die Enge trieb und zerstörte. Jetzt, in der Dunkelheit der Gräber, war all das Ungreifbare der Nacht erst einmal gefährlich, bis das Gegenteil bewiesen war.
    Er hoffte, er war wieder in Caldwell.
    Wenn ja, müsste er nur möglichst unauffällig bleiben und so schnell wie möglich nach New York kommen, wo er Vorräte versteckt hatte.
    Ja, er betete, in Caldwell zu sein. Nur fünfundvierzig Minuten auf dem Highway Richtung Süden, mehr wäre in diesem Fall nicht nötig. Einen Einbruch hatte er bereits hinter sich. Ein älteres Auto kurzzuschließen war wie Fahrradfahren, das verlernte man nicht.
    Eine Ewigkeit später – oder zumindest kam es ihm so vor – erreichte er den schmiedeeisernen Zaun, der den Ruhe-in-Frieden-Acker umgab. Er war über drei Meter hoch und von Stacheln gekrönt, die in ihrem früheren Leben mal Dolche gewesen sein mussten.
    Matthias baute sich vor den Stäben auf, die ihn auf der Seite der Toten festhielten, umschloss sie mit den Händen und spürte die Kälte des Metalls den Griff erwidern. Dann hob er den Kopf und richtete den Blick fest in den Himmel. Die Sterne über ihm funkelten.
    Komisch, es sah wirklich fast so aus, als würden sie ihm zuzwinkern.
    Als er einatmete und saubere, frische Luft in seine Lungen sog, stellte er fest, dass er sich schon an den Gestank der Hölle gewöhnt hatte. Diesen widerlichen Geruch nach fauligen Eiern hatte er am Anfang am meisten gehasst. Er war ihm in die Kehle gekrochen, in den Magen gewandert und hatte ihn vergiftet: Er war wie eine Infektion gewesen, die durch seine Nebenhöhlen eindrang und sein ganzes Ich in besetztes Gebiet verwandelte.
    Aber mit der Zeit war er immun dagegen geworden.
    Nach und nach hatte er sich, inmitten des Leidens, mit dem Horror, der Verzweiflung und dem Schmerz abgefunden.
    Sein schlechtes Auge, das, mit dem er nichts sah, füllte sich mit Tränen.
    Er würde es nie nach dort oben zu den Sternen schaffen.
    Und diese Atempause war höchstwahrscheinlich nur dazu da, die Qualen zu vergrößern. Es gab doch nichts Besseres als eine kurze Erholungszeit, um einen Albtraum mit neuem Leben zu füllen: Wenn man dann wieder im Dreck saß, verschärfte der Kontrast alles nur noch und machte die Gewöhnung zunichte, das trügerische Strg+Alt+Entf versetzte einen auf den Anfangsschock zurück.
    Sie würden ihn zurückholen. Denn letzten Endes war es genau das, was er verdiente.
    Doch in der Zeit, die ihm blieb, würde er sich gegen das Unausweichliche wehren – nicht in der Hoffnung auf Entkommen, nicht wegen der Aussicht auf Begnadigung, sondern schlicht und ergreifend, weil er so programmiert war.
    Er würde aus demselben Grund kämpfen, aus dem er früher Böses getan

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