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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Supermächte gegeben habe. Zu Zeiten der Sowjets habe man immer genau gewusst, wer der Gegner sei.
    Sie stiegen die Treppe zum zweiten Stock des C-Flügels hinauf und wurden von den Stabsoffizieren durch mehrere Türen in eine Bürosuite geführt, wo Major Roland sie erwartete. Er war um die sechzig, wirkte in seiner Khakiuniform aber fit und durchtrainiert. Nach der Vorstellung bat er sie in sein Besprechungszimmer. Am Ende des langen, breiten Tisches überprüften drei Techniker einen großen Computer, der offenbar gerade hereingerollt worden war.
    Major Roland wollte wissen, ob Joel etwas dagegen habe, wenn zwei seiner Adjutanten zugegen seien. Natürlich nicht, erwiderte der, keine Einwände.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir das Treffen auf Video aufzeichnen?«, fragte Roland.
    »Wozu?«
    »Nur damit wir einen Film haben, falls sich jemand an höherer Stelle informieren möchte.«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Vielleicht der Präsident.«
    Joel sah Clayburn an, seinen einzigen Freund im Raum, und auch das war eine Freundschaft, auf die er sich nicht unbedingt verlassen wollte.
    »Was ist mit der CIA?«, fragte Joel.
    »Schon möglich.«
    »Lassen wir das mit dem Video, zumindest am Anfang. Vielleicht schalten wir die Kamera irgendwann im Laufe der Besprechung ein.«
    »In Ordnung. Kaffee oder kalte Getränke?«
    Niemand hatte Durst. Der Major fragte die Computertechniker, ob sie mit den Geräten fertig seien. Das war der Fall, und deshalb bat er sie, den Raum zu verlassen.
    Joel und Clayburn saßen auf der einen Seite des Konferenztisches, Major Roland, flankiert von seinen beiden Adjutanten, auf der anderen. Alle drei hielten Stift und Papier bereit. Joel und Clayburn saßen mit leeren Händen da.
    »Zunächst einmal möchte ich das Thema CIA ein für alle Mal klären«, begann Joel, entschlossen, die Richtung des Gesprächs selbst zu bestimmen. »Wenn ich das Gesetz richtig verstehe, war es zumindest früher so, dass der Direktor der CIA für sämtliche Geheimdienstaktivitäten zuständig ist.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Wes Roland.
    »Was werden Sie mit meinen Informationen anfangen?«
    Der Blick, den der Major mit dem Offizier zu seiner Rechten wechselte, verriet tiefe Zweifel. »Wie Sie selbst sagen, sind wir grundsätzlich verpflichtet, Informationen und Material an die CIA weiterzugeben.«
    Joel lächelte und räusperte sich. »Major, die CIA hat versucht, mich umbringen zu lassen. Soweit ich weiß, sind sie immer noch hinter mir her. Ich habe für die Leute in Langley nicht viel übrig.«
    »Mr Maynard ist weg, Mr Backman.«
    »Und jemand anders hat seinen Platz eingenommen. Ich will kein Geld, Major, ich will Schutz. Zunächst einmal möchte ich, dass meine eigene Regierung mich in Ruhe lässt.«
    »Das lässt sich arrangieren«, erklärte Roland im Brustton der Überzeugung.
    »Und ich brauche Hilfe mit ein paar anderen Nationen.«
    »Warum erzählen Sie uns nicht alles, Mr Backman? Je mehr wir wissen, desto besser können wir Ihnen helfen.«
    Mit Ausnahme von Neal traute Joel Backman keiner Menschenseele auf dieser Erde, aber es war an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen und das Beste zu hoffen. Die Jagd war vorbei, es gab keinen Ort mehr, an den er hätte fliehen können.
    Er begann mit »Neptun« selbst und damit, wie das Programm von China entwickelt worden war, nachdem die Chinesen die Technologie bei zwei amerikanischen Rüstungsfirmen gestohlen hatten. Der Start war so geschickt getarnt worden, dass nicht nur die USA, sondern auch Russen, Briten und Israelis hinters Licht geführt worden waren. Er befasste sich ausführlich mit den drei Pakistanern, berichtete von ihrer unglückseligen Entdeckung, ihren Ängsten, ihrer Neugier, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie mit »Neptun« kommunizieren konnten, und von der genialen Software, die sie entwickelt hatten, um das System zu manipulieren und zu neutralisieren. Reuevoll erzählte er von seiner eigenen unersättlichen Gier, als er versucht hatte, »JAM« an verschiedene Regierungen zu verkaufen, um daraus einen Profit zu schlagen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Er schonte sich nicht, als er von der Tollkühnheit Jacy Hubbards berichtete und von ihrem irrwitzigen Plan, das Produkt an den Meistbietenden zu verscherbeln. Ohne zu zögern, gestand er seine Fehler ein und übernahm die volle Verantwortung für die katastrophalen Folgen. Dann ging er zum nächsten Punkt über.
    Nein, die Russen waren nicht

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