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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Abdruck ablesen, den sein Körper hinterlassen hat.« Caffery zeigte seinen Kollegen den großen dunklen Fleck, der sich im Wohnzimmer zwischen den beiden Heizkörpern auf dem Flokati-Teppich abzeichnete. »Der Mann hat eine schwere Verletzung am Hinterkopf. Er ist deshalb im Augenblick nicht vernehmungsfähig. Sieht nicht gut aus für ihn. Die Stelle, wo wir Carmel gefunden haben, werden Sie sehen, wenn wir jetzt mit der Kamera nach oben gehen.«
    Carmel lag inzwischen mit Beruhigungsmitteln voll gepumpt im Krankenhaus. Doch auf dem Weg dorthin hatte sie im Rettungswagen eine erste Aussage gemacht. Obwohl eine oberflächliche Untersuchung keine Kopfwunden ergeben hatte, sprach einiges dafür, dass sie während ihrer dreitägigen Tortur irgendwann das Bewusstsein verloren hatte: Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie am Freitagabend gegen 18 Uhr das Abendessen gemacht hatte. Später war sie dann geknebelt und an ein Wasserrohr gefesselt in dem begehbaren Kleiderschrank im ersten Stock wieder aufgewacht. Und dort hatte sie gelegen, bis drei Tage später der Ladenbesitzer durch den Briefschlitz hereingeschaut hatte. Den Eindringling hatte sie weder gesehen noch mit ihm gesprochen. Auch gab es angeblich niemanden, der einen Grund gehabt hätte, der Familie so etwas anzutun. Beim Abtransport hatten die Sanitäter die Trage so gedreht, dass Carmel Richtung Treppe schaute. So versuchten die Männer zu verhindern, dass sie sehen konnte, was der Eindringling hinter ihr an die Wand gesprayt hatte.
    »Nachdem Sie das gesehen haben«, sagte Caffery und sah seine Kollegen an, »werden Sie sicher verstehen, dass wir nicht möchten, dass die Öffentlichkeit etwas von dem Geschmiere erfährt.«
    Dann blickte er wieder auf den Bildschirm. Die Kamera bewegte sich jetzt die Treppe hinauf, und im ersten Stock waren ein paar Schatten zu erkennen. In dem Augenblick, als Caffery das Geschmiere gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass er damit etwas in der Hand hatte, um falsche von echten Geständnissen zu unterscheiden.
    Die Kamera wackelte. Irgendjemand stieß einen Fluch aus und fragte dann laut: »Habt ihr das hier gesehen?« Dunkelheit. Plötzlich gleißendes Licht, die Blende der Kamera schloss sich augenblicklich und fing dann wie eine Iris an zu flattern. Als das Bild schließlich wieder scharf war, kniffen die Polizisten die Augen zusammen, um besser lesen zu können, was der Täter an die Wand gesprayt hatte:

     
    Caffery stoppte das Video, damit die Kollegen den Text genau studieren konnten. »Weibliche Gefahr!« Dann schaltete er das Gerät aus und machte das Licht wieder an. »Ich möchte, dass wir den Fall bis morgen lösen – wieso, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen.«
     
    Auf dem Flugplatz Fairoaks nahm der Luftbeobachter in der Küche den Helm ab und rieb sich die Ohren. Noch immer war er sich nicht wirklich darüber im Klaren, was er gesehen hatte. »Eigentlich hätte ich mir das gerne noch etwas näher angesehen, weißt du.«
    Der Kommandant verpasste ihm einen Klaps auf den Rücken. »Ach, die Polizei ist sich ja nicht mal sicher, ob der Junge sich überhaupt noch in dem Park befindet.«
    »Trotzdem – ein kleines Kind.«
    »Vielleicht können wir ja später noch mal hinfliegen.«
    Doch während der Helikopter aufgetankt wurde, kam die Meldung, dass in Purley ein Verkehrspolizist von einem Auto überfahren worden war. Der Autofahrer war aus dem Wagen gesprungen und Richtung Flugplatz Croydon geflüchtet. Die Sache hatte Vorrang, und India 99 wurde sofort nach Croydon beordert. Als seine Schicht um 2 Uhr früh zu Ende war, fiel es dem Luftbeobachter schon etwas leichter, den rundlichen wei ßen Flecken zu verdrängen, den er im Brockwell Park oben in den Bäumen gesehen zu haben glaubte.

3. KAPITEL
     
    Auf der Jack-Steinberg-Intensivstation im King’s Hospital erhielten sämtliche Hirnverletzte ein interkraniales Druckentlastungsventil und wurden während der ersten vierundzwanzig Stunden künstlich beatmet – ganz gleich, ob der Patient noch selbstständig atmen konnte oder nicht. Aber auch ohne die hohe Dosis Medazolam, die man ihm verpasst hatte, wäre Alek Peach, der wichtigste Zeuge der Polizei, kaum in der Lage gewesen, zu sprechen, da er intubiert war. Seine Frau Carmel stand noch immer unter Beruhigungsmitteln. Trotzdem wäre Caffery augenblicklich ins Krankenhaus gefahren und dort wie ein werdender Vater vor Alek Peachs Zimmer auf und ab gegangen, hätte Chief Inspector Souness

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