Die Behandlung: Roman (German Edition)
Hand auf den Rand des Waschbeckens. »Kommen Sie hierher – bitte nicht auf den Boden.«
»Los, da geht’s lang.« Caffery stand auf, ergriff Peach am Arm und schob ihn unsanft Richtung Waschbecken. »Da hinein.« Peach schaffte es kaum bis zum Waschbecken, bevor er eine braune kaffeeartige Flüssigkeit erbrach. Er stand würgend vor dem Waschbecken, und sogar aus seiner Nase lief Schleim.
Ndizeye lachte. Er zog einige Papiertücher aus dem Spender an der Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Keine Sorge – das passiert gelegentlich. Bevor wir den Unterkieferabdruck machen, sprühe ich ihnen ein leichtes Anästhetikum in den Rachen.«
»Ich glaube, ich bin krank.« Peach klammerte sich an das Waschbecken und hob den Kopf. An seiner Unterlippe hing ein Speichelfaden und sein Gesicht war feuerrot. »Ich glaube nicht …«
»Los.« Caffery hakte ihn unter und zog ihn wieder Richtung Behandlungsstuhl. Dann drückte er Peach einen Plastikbecher mit Wasser und ein Papiertuch in die Hand. »Los, machen Sie sich schon sauber.«
»Aber mir ist übel.«
»Das sehen wir.«
»Ich glaube, wir sollten warten, bis es Ihnen wieder besser geht«, sagte Ndizeye, zog ein weiteres Papiertuch aus dem Spender und ging zum Waschbecken hinüber. »Ja, wir warten am besten, bis Sie sich wieder etwas wohler fühlen.«
Peach hatte die Augen geschlossen. Er rollte den Kopf langsam von einer Seite auf die andere, um eine bequeme Position zu finden. Dabei betupfte er sich den Mund mit der Serviette und nippte an dem Wasser. Schließlich verschränkte er die Arme über der Brust und schob die Hände unter die Achseln.
»Alles in Ordnung?«
Peach nickte schwach.
»Geht es Ihnen jetzt besser?«
»Glaub schon.«
Ndizeye wischte den Rand des Waschbeckens ab und drehte den Wasserhahn auf. Plötzlich stutzte er und beäugte skeptisch die braune Flüssigkeit. »Mr. Peach? Wie geht es Ihrem Magen?« Peach schüttelte den Kopf. »Haben Sie Schmerzen?«
Peach nickte. Trotz des feuerroten Gesichts erschienen seine Augen plötzlich ganz klein.
»Haben Sie was dagegen, wenn ich mal Ihren Bauch abtaste?«
Peach sagte nichts, als Ndizeye vorsichtig auf die Bauchdecke drückte. Selbst Caffery konnte sehen, wie die Haut über Peachs Magen sich spannte und dass die Magenwand völlig hart war.
»Was ist los?«
»Nehmen Sie Ibuprofen, Mr. Peach?« Ndizeye beugte sich über das Gesicht des Mannes. »Nehmen Sie entzündunghemmende Mittel?«
Peach schüttelte den Kopf und stöhnte leise; seine Augen flackerten. Ndizeye ergriff die Hände des Mannes. »Heiß«, sagte er, »ziemlich heiß sogar.« Er betätigte mit dem Knie einen Knopf unter der Sitzfläche des Stuhls, und die Lehne sank nach hinten. »Ich glaube, wir sollten besser jemand kommen lassen, der Sie etwas gründlicher anschaut.«
Auf einem der Fotos der »dringend Verdächtigen«, die im Pädophilie-Dezernat im dritten Stock von Scotland Yard an der Wand hingen, war eine Frau im Halbprofil abgebildet. Sie war von der Taille aufwärts zu sehen und saß neben einem roten Vorhang. Die übergewichtige Brünette trug einen schwarzen BH. Auf ihrer Haut waren so viele rote Punkte zu erkennen, dass es fast so aussah, als ob ihr jemand eine Ladung Schrot in den Bauch geschossen hätte.
Niemand kannte ihren Namen. Bei dem Foto handelte es sich um ein Einzelbild aus einem Video, das die Beamten des Dezernats Anfang der Neunzigerjahre beschlagnahmt hatten. Obwohl die Experten den Film bearbeitet und der üblichen Vergrö ßerungsprozedur unterzogen hatten, war auf dem Foto außer zwei John-Smith-Dosen und einem leeren Glas – das auf einem Nachttisch stand – lediglich eine Tätowierung zu erkennen, die gegebenenfalls bei der Identifizierung helfen konnte: ein Herz hinter zwei Gitterstangen. Die Experten in Denmark Hill hatten ein Einzelbild ausgewählt und vergrößert, auf dem die Frau der Kamera so nahe kam, dass die Tätowierung und ihr Gesicht deutlich zu sehen waren. Das Foto war schon dort gewesen, als Paulina in der Abteilung angefangen hatte. »Die Gesichter sind mir inzwischen so vertraut«, hatte sie einmal zu Souness gesagt, »dass ich die Leute gar nicht mehr erkennen würde, falls mir mal einer von denen in Waitrose zufällig über den Weg laufen sollte.«
Als Paulina abends in dem Büro aufkreuzte, das Souness und Caffery sich teilten, war die Frau in dem Video das Letzte, woran sie gedacht hätte. Eigentlich war sie nur gekommen, weil sie wissen wollte, wieso
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