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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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das Licht anmachen«, zischte er. »Ich komme gleich zurück.« Er zog die Tür hinter sich zu und blickte wieder die Treppe hinauf.
    »Klare – du mieses Schwein.«
    Er wartete. Keine Reaktion.
    Er schlich zur Treppe hinüber, ging leise Stufe um Stufe hinauf, blieb immer wieder stehen und lauschte nach oben. Was, zum Teufel …? Weiter oben hörte er quietschendes Metall. Ach ja, die Leiter zum Speicher – die beschissene Leiter . Er gab sich einen Ruck und stürmte in blinder Wut nach oben, sah nicht einmal die Tür, die ganz oben von dem engen Treppenabsatz in ein weiteres Schlafzimmer führte -, den Blick starr auf die Aluminiumleiter gerichtet, die zum Dachboden hinaufführte. Klare befand sich inzwischen auf halber Höhe – wollte sich davonstehlen. »Stehen bleiben – du Schwein …« Caffery stürzte sich auf die Leiter, während Klare behände hinaufkletterte. Caffery griff nach seinen Beinen, und die Leiter quietschte unter dem Gewicht der beiden Männer. Doch Klare war bereits durch die Luke geschlüpft, und Caffery verlor ihn kurz aus den Augen, sah nur noch die Sohlen seiner Turnschuhe, hatte den Geruch des Perversen in der Nase, hörte das Knarren der Deckenbalken. Scheiße . Er zog sich die letzten Sprossen hinauf, schob den Kopf in den dunklen Speicher. Der Regen prasselte auf die Dachziegel über seinem Kopf, während Klare weiter hinten im Halbdunkel verschwand. Ja, natürlich, klar: Das Schwein will sich ins Nachbarhaus retten . Der Gestank verrotteter Lebensmittel stieg ihm in die Nase, dann stand er bereits vor der Mauer, ertastete die von Klare geschaffene Öffnung, schob sich hindurch, zerriss seine Hose, stieß mit dem Kopf gegen das Mauerwerk, stand dann geduckt auf dem benachbarten Speicher und streckte die Hände vor sich aus. Verdammt – total dunkel hier . Er blieb einen Augenblick stehen, verschnaufte kurz, lauschte auf Klares Atem. Am anderen Ende des Speichers schoss plötzlich ein Lichtstrahl von unten in den Dachstuhl hinauf. Klare war jetzt deutlich zu sehen, drückte die Schwingklappe nach unten.
    »Stehen bleiben!«
    Doch Klare stand bereits breitbeinig über der Luke, ließ gerade die Aluleiter hinunter. Caffery sprang – mit rasendem Herzen – geschmeidig von Balken zu Balken. Wahren Sie stets den nötigen Sicherheitsabstand … Noch ein paar Schritte, dann bist du der Situation rettungslos ausgeliefert, riskierst womöglich dein Leben. Ob dies der geeignete Ort ist …?
    Doch Klare ließ sich nicht beirren. Er drehte sich blitzschnell um und verschwand in der Luke, schien die Leiter kaum zu berühren. Sekunden später hatte Caffery die Leiter erreichte, krachte mit den Knien gegen die Sprossen, landete auf einem Teppichboden, stand auf einem nagelneuen Treppenabsatz, sah die geblümten Wände, erhaschte einen Blick in das Bad, wo das Waschbecken und die Toilette noch mit Plastik verhüllt waren. Rechts verschwand Klares Kopf gerade im Treppenhaus, krachte gegen die Wand. Caffery rannte ihm nach, drückte sich auf dem unteren Treppenabsatz gegen die Wand, verschaffte sich rasch einen Überblick, stürzte dann – drei Stufen auf einmal nehmend – die untere Treppe hinunter, landete im Erdgeschoss, rang taumelnd um sein Gleichgewicht, stolperte über die Kartonage, mit der die Handwerker den Boden abgedeckt hatten, während Klare weiter vorne in der Küche verschwand. Mit dem Aufschrei »Du Schwein!« stürzte Caffery ihm nach und starrte plötzlich in die gleiche Küche, die er schon nebenan bei den Churchs gesehen hatte, hielt sich am Türrahmen fest.
    Roland Klare hatte inzwischen die Tür zum Garten erreicht, rüttelte verzweifelt an der Klinke, warf sich gegen das Holz, wäre fast zu Boden gestürzt. Doch die Tür war verriegelt.
    »Stehen bleiben!«, brüllte Caffery. Reiß dich gefälligst zusammen, Jack, was ist eigentlich deine Priorität: der Typ oder die Tür …?
    »Bleiben Sie stehen!«
    Klare drehte sich keuchend um. Sein graues T-Shirt hob und senkte sich, sein weiches Frauenhaar klebte ihm im Gesicht. »Nein …« Er streckte Caffery die Hände entgegen. »Nein! Fassen Sie mich nicht an !«
    »Was soll das heißen? Sie sind verhaftet – Sie mieser Schei ßer!«
    »Nein!« Der Reißverschluss vorne an seiner Hose stand noch offen. »Nein, nein, nein – bitte, bitte nicht.« Klare trat einen Schritt zurück, hielt sich die Ohren zu. »Ich hab es nicht gewollt.« Er sackte vor dem Waschbecken zusammen, vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich hab es doch

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